Zusammenfassung
Dieser Artikel der Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie gibt einen Einblick in das Konzept und die Entwicklung der Traumabezogenen Spieltherapie (TbSpTh) und stellt diese in Bezug zur Psychodrama-Psychotherapie mit traumatisierten Kindern. Neben einer Vorstellung des Verfahrens, mit dem mit frühtraumatisierten bzw. komplex traumatisierten Kindern gearbeitet werden kann, sowie der Darstellung seiner Entwicklung werden beispielhaft die Interventionen Strukturierte Traumaintervention (STI), Wunscherfüllende Spiele und das Traumspiel vorgestellt. Letztere weisen viele Ähnlichkeiten zu psychodramatischen Rollenspielen auf.
Abstract
This is an article in the journal Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie to give an insight into the concept and development of Trauma-related play therapy and its relation to psychodrama psychotherapy with traumatized children. In addition to a presentation of the procedure with which one can work with early traumatized or complex traumatized children, as well as the presentation of its development, the interventions Structured Trauma Intervention (STI), Wish-Fulfilling Role Play and Dream Play are presented as examples. The latter have many similarities to psychodramatic role-playing games.
Notes
Dorothea Weinberg ist die Begründerin der Traumabezogenen Spieltherapie und beschreibt in diesem Beitrag die Entwicklung ihrer Methode. Nadine Wickert ergänzt den Beitrag um die Verknüpfung zur (psychodramatischen) Theorie.
Eine neurobiologische Erklärung dazu, warum räumliche Gestaltung früh schwer geschädigten Therapiekindern Orientierung und Halt gibt, könnte sein (abgeleitet etwa aus Jacobs 2009): Der Hippocampus der rechten Gehirnhemisphäre wird durch die räumliche Gestaltung aktiviert. Dieser steht in Wechselwirkung mit der rechten Amygdala bzw. der sogenannten Stress-Achse (HPA-Achse) und hemmt beide. Das führt zu einer spürbaren Entspannung des Kindes. Dadurch wiederum kann ein kreativer Freiraum für Narrative entstehen, so dass auch der Hippocampus der linken Gehirnhemisphäre aktiviert wird und sich in Folge davon auch die linke Amygdala beruhigen kann. Nun erst entsteht eine narrative Spielwelt, in der auch früh geschädigte Kinder ihre persönlichen Themen symbolisieren und unbewusst verarbeiten können. Zur allgemeinen Trauma-Neurobiologie des Kindesalters vgl. auch Weinberg 2020, S. 83 ff.
Allerdings gibt es eine biologische Stressreaktion, die TherapeutInnen trotz guter vegetativer Wahrnehmungen und Resonanz in die Irre führen kann: die instinktive Täuschung (Weinberg 2019, S. 20 ff. und Weinberg 2020, S. 106 ff. bzw. vgl. auch Streeck-Fischer 1999, S. 19 ff.). Traumatisierte Kinder weisen sie mitunter auf, z. B. durch werbende Freundlichkeit, Hollywood-Strahlen oder aktives Mitmachen bei den von ihnen erwarteten oder befürchteten Übergriffen. Dahinter steckt eine biologische Stressreaktion, ein nicht bewusst gesteuerter Reflex, der in der Notsituation für das Kind eine Überlebensstrategie darstellt. Sehr häufig spüren auch TherapeutInnen das hohe Bedrohungserleben im Gegenüber nicht. Das Lächeln des Kindes sieht echt aus, das Verhalten fühlt sich echt an. Sogar in der Wissenschaft wird mitunter übersehen, dass auch der Mensch ein Säugetier ist – wenngleich ein extrem hochentwickeltes –, bei dem ein Lächeln nicht nur Freude, sondern auch eine instinktive Stressreaktion bedeuten kann. Hier kann stress- und traumapsychologisches Wissen extrem hilfreich sein.
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Weinberg, D., Wickert, N. Wieviel Psychodrama steckt in der Traumabezogenen Spieltherapie?. Z Psychodrama Soziom 20 (Suppl 1), 173–185 (2021). https://doi.org/10.1007/s11620-021-00631-y
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11620-021-00631-y
Schlüsselwörter
- Psychodrama
- Frühkindliche Traumatisierung
- Frühtraumatisierung
- Traumabezogene Spieltherapie
- Traumapsychologie
- Traumatherapie für Kinder
- Centar Duga