Einleitung

Wird ein Notruf getätigt, so wird in den Telefonzentralen von geschultem Personal entschieden, in welchem Ausmaß ein Einsatz erfolgt und ob ein Notarztwagen (NAW) beziehungsweise ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) ausrückt. Ist eine Person auf einer Skipiste in der Bergen verletzt, kommt wahrscheinlich ein Helikopter zum Einsatz. In Österreich stehen für derartige Notfälle über 100 notfallmedizinische bodengebundene Einsatzfahrzeuge (EFZ) und mehr als 30 Notarzthelikopter (NAH) für die präklinische Versorgung und den Transport von PatientInnen zur Verfügung (Stand Ende 2021, [4]). Im Vergleich zu konventionellen Rettungstransportwagen (RTW) besitzen diese bodengebundenen oder für den Luftraum geeigneten EFZ zusätzliches Equipment für die Behandlung der PatientInnen. In Österreich wird die Behandlung von solchen Vorfällen von NotärztInnen in Zusammenarbeit mit Rettungs- und NotfallsanitäterInnen sichergestellt.

Die Koordination eines Notfalleinsatzes erfolgt über bestimmte Leitstellen, wobei durch unterschiedliche Rettungsorganisationen die notwendigen Einsatzkräfte und Transportmittel bereitgestellt werden. In Österreich gehen unterschiedliche Rettungsorganisationen Hilfeleistungen nach (siehe im Online-Zusatzmaterial Abschnitt A1).

Ebenso finden in den letzten Jahren immer mehr mobile Ultraschallgeräte (US-Geräte) Einzug in diesen präklinischen Bereich [3, 5, 9, 14, 15]. Diese sollen bei UnfallpatientInnen vor allem kreislaufrelevante Geschehen wie beispielsweise intraabdominelle Blutungen darstellen, um ein weiteres Vorgehen einleiten zu können [6,7,8, 10]. Aufgrund der unerwarteten Einsatzlokalisationen bei Notfällen wird von den verwendeten Handheld-US-Geräten neben einer unverzüglichen Bereitschaft und Mobilität auch Flexibilität erwartet [11, 12]. In diesem präklinischen Setting können die Geräte somit extremen Umgebungsbedingungen ausgesetzt sein. Um eine zuverlässige und konstante Einsatzbereitschaft der mobilen US-Geräte im Notfall zu gewährleisten, sind daher eine robuste Gerätebeschaffenheit und eine regelmäßige qualitative Überprüfung dieser Geräte von Vorteil [1, 2, 13].

In dieser Studie wird erstmalig ein Überblick über die Anzahl mobiler US-Geräte in notfallmedizinischen Einsatzfahrzeugen (EFZ) und deren Verwendung in Österreich gegeben. Da in diesem präklinischen Setting die Geräte extremen Gegebenheiten ausgesetzt sein können, werden darüber hinaus die am meisten beanspruchten Gerätekomponenten erörtert.

Studiendesign

Um einen Überblick über die Verteilung der Notarztstützpunkte mit bodengebundenen und luftraumgebundenen EFZ in Österreich zu ermitteln, erfolgte eine Internetrecherche auf Homepages der einzelnen österreichischen Bundesländer und der in den Ländern vertretenen Rettungsorganisationen. Für die Ermittlung der NAH-Standorte wurde vor allem auf Informationen des Flugrettungsportals HeliRescue zurückgegriffen (HeliRescue, 2011–2022). Bei Unklarheiten beziehungsweise zur Bestätigung der Aktualität der auf den Websites angeführten Information wurde Kontakt via E‑Mail oder Telefon mit Personen des Notarztwesens des jeweiligen Bundeslands beziehungsweise der jeweiligen Rettungsorganisation oder Verwaltung aufgenommen. Österreich besitzt hier verschiedene Organisationen, die Notarztstandorte betreiben. Eine Übersicht der insgesamt 28 kontaktierten Stellen gibt im Online-Zusatzmaterial Abschnitt A2 wieder, wobei der Fokus dabei auf die in der präklinischen Notfallmedizin verwendeten Fahrzeuge gelegt wurde.

Darüber hinaus wurde nach Erstkontaktaufnahme allen tätigen NotärztInnen ein Online-Fragebogen (Version Essentials, QuestionPro Inc. Austin, TX, USA) mit verschiedenen Fragen zu Verwendung und Herausforderungen des präklinischen Ultraschalls im täglichen notfallmedizinischen Einsatz direkt oder über Kontaktpersonen in den Rettungsorganisationen und Verwaltungen übermittelt (datenschutzrechtliche Aspekte wurden vorab mit den Organisationen geklärt). Die einzelnen Fragestellungen sowie die Antwortmöglichkeiten wurden an die jeweiligen präklinischen und notfallmedizinischen Gegebenheiten der einzelnen Bundesländer und NotärztInnen angepasst und umfassten geschlossene und offene Fragen. Durch mehrmaliges Zählen der Antworten wurde die Konsistenz überprüft und anschließend quantitativ und deskriptiv, vor allem in Form von Häufigkeitsverteilungen, mittels Excel (Version 2016, Microsoft, Redmond, USA) ausgewertet.

Je nach Ein‑/Ausschluss einer der 3 Hauptfragen (Abb. 1) waren weitere detaillierte Fragen u. a. zum Geräte- und Sondentyp, zu Einsatzgebieten, zur Handhabung, zur Einsatzfrequenz oder zu auftretenden Problemen der eingesetzten mobilen US-Geräte von der jeweiligen TeilnehmerIn zu beantworten (alle Fragen im Online-Zusatzmaterial Abschnitt A3).

Abb. 1
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Aufbau und Befragungspfade der Online-Umfrage

Dadurch ergaben sich 3 unterschiedliche Befragungspfade (Abb. 1), anhand derer NotärztInnen mit präklinischen Einsätzen und Verwendung mobiler US-Geräte gezielt nach ihren Erfahrungen befragt und von den KollegInnen unterschieden werden konnten, die ein US-Gerät zwar an Bord, aber noch nicht verwendet haben.

Ergebnisse

Abb. 2 gibt die Verteilung aller Notarztstandorte sowie die Anzahl an boden- und luftraumgebundenen EFZ und das Kontingent an mobilen US-Geräten in der präklinischen Notfallmedizin (NM) in Österreich mit Stand Ende 2021 wieder: Insgesamt wurden 38 NAH- und 117 NEF/NAW-Standorte mit insgesamt 66 mobilen Ultraschallgeräten (inkl. Testbetrieb) ausfindig gemacht. Auf die 38 NAH-Standorte verteilen sich 41 Helikopter, wovon 27 (65,85 %) mit mobilen US-Geräten ausgestattet sind (inklusive Testbetrieb). Bezüglich der bodengebundenen EFZ verteilen sich auf 117 Standorte 122 Fahrzeuge. Davon besitzen 31,97 % (n = 39) ein mobiles US-Gerät (inklusive Testbetrieb).

Abb. 2
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Verteilung aller Standorte, Fahrzeuge und mobilen Ultraschallgeräte in der präklinischen Notfallmedizin (NM) in Österreich mit Stand Ende 2021

In Bezug auf die Online-Umfrage, welche sich an alle aktiven NotärztInnen in Österreich richtete, beteiligten sich 417 Personen, von denen 304 den Fragebogen vollständig beendeten (Tab. 1).

Tab. 1 Statistik der ausgewerteten Online-Fragebögen und Quote der Verfügbarkeit von mobilen US-Geräten in Österreich (Stand Ende 2021)

33 TeilnehmerInnen (10,9 %) waren keine NotärztInnen und wurden in der Auswertung nicht berücksichtigt. Von den insgesamt 271 TeilnehmerInnen (100 %) machen 122 NotärztInnen (45,02 %) ausschließlich Einsätze mit NEF beziehungsweise NAW. Demgegenüber stehen 38 NotärztInnen (14,02 %), welche ausschließlich mit NAH Einsätze durchführen. 111 (40,96 %) TeilnehmerInnen gaben an, sowohl mit bodengebundenen als auch mit luftraumgebundenen Fahrzeugen im Dienst auszurücken. Von den 271 TeilnehmerInnen hat mehr als die Hälfte der NotärztInnen (186 ≡ 68,63 %) Zugang zu mobilen US-Geräten in den EFZ. Von den 85 TeilnehmerInnen, die kein mobiles US-Gerät zur Verfügung haben, hätten gern 54 Personen (64,29 %) ein solches für präklinische Einsätze.

Von den 186 NotärztInnen, die ein US-Gerät zur Verfügung haben (Abb. 3), gaben mehr als drei Viertel (n = 153; 82,26 %) an, dass sie das Gerät bei präklinischen Einsätzen verwenden. Die hauptsächlichsten Einsätze des mobilen Ultraschalls (Top 10) liegen in der Erkennung beziehungsweise dem Ausschluss freier Flüssigkeit, eines Pneumothorax oder in der Anwendungen in der Echokardiographie, zur Unterstützung bei Gefäßzugängen, gefolgt von FAST/EFAST-Protokollen oder der Detektion von Perikard- und Pleuraergüssen oder während einer Reanimation (Abb. 4).

Abb. 3
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Übersicht über den Zugang zu mobilen US-Geräten in Österreich (Stand Ende 2021)

Abb. 4
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Einsatzgebiete mobiler US-Geräte (Top 10). Mehrfachnennungen möglich (Anzahl der Nennungen von 153 Teilnehmern)

Insgesamt werden die Geräte zwischen 1–40 × (Median: 5; Mittelwert: 8,6; IQA = 9, CI = 95 %) in NAH bzw. 1–50 × (Median: 5, Mittelwert: 8,9; IQA = 7, CI = 95 %) in NEF & NAH pro Monat verwendet. Durchschnittlich kommen mobile US-Geräte ca. 9 × monatlich bei präklinischen notfallmedizinischen Einsätzen mit NAH oder NEF beziehungsweise NAW zum Einsatz.

Insgesamt stehen den NotärztInnen mobile US-Geräte von 6 Herstellern mit einer unterschiedlichen Anzahl an Sondentypen zur Verfügung (Tab. 2). Die einzelnen Modelle spiegeln die Markverfügbarkeit Ende 2021 wider.

Tab. 2 US-Gerätemodelle und ihre prozentuale Aufteilung auf die jeweiligen Einsatzfahrzeuge sowie verwendete Sondentypen in Österreich (Stand Ende 2021)

Als größte Herausforderungen dieser Geräte wurden von den NotärztInnen die Bildqualität bei hellem Licht, eine schnelle Einsatzbereitschaft, eine lange Akkudauer, die Robustheit der Geräte oder ein einfacher Datentransfer genannt. Die Gerätekomponenten, welche während der Einsätze am meisten beansprucht werden, sind Kabel, Sonden, Bildschirme und Steckplätze. Gerätetechnische Zwischenfälle während eines Einsatzes wurden von 25 TeilnehmerInnen (16,34 %) vermerkt, die sich beispielsweise durch eine zu geringe Akkuleistung, eine Überhitzung oder mangelnde Bildhelligkeit bei ungünstigen Lichtverhältnissen der US-Systeme äußerten.

33 TeilnehmerInnen (n = 33, 17,74 %), welche ein mobiles US-Gerät zur Verfügung haben, lehnten die Verwendung des Geräts vor allem aus Zeitmanagementgründen, mangelnder klinischer beziehungsweise therapeutischer Relevanz oder wegen fehlender Gelegenheiten und zu wenig Anwendungserfahrung ab (Abb. 5). Zu ähnlichen Angaben kam es in Bezug auf den Grund, warum jene Personen aus der Umfrage, die kein mobiles US-Gerät zur Verfügung haben, sich keines für präklinische Einsätze wünschen (n = 31, Abb. 5).

Abb. 5
figure 5

Gründe für das Nichtnutzen des Ultraschalls im präklinischen Einsatz für NotärztInnen, die ein US-Gerät zur Verfügung haben, aber nicht nutzen (rötlich) bzw. kein US-Gerät zur Verfügung haben und dieses auch nicht wünschen (blau). TN TeilnehmerInnen, k.A. keine Angaben

NotärztInnen, die noch keinen Zugang zu US-Geräten besitzen (n = 85, Tab. 2), sehen als größte Herausforderungen einer Implementierung mobiler US-Geräte folgende Aspekte: die zur Verfügung stehenden zeitlichen und finanziellen Ressourcen für Geräte und Schulungen, mangelnde persönliche Expertise und Routine und das Zeitmanagement während des Einsatzes.

Diskussion

Das Ziel dieser Studie war, erstmalig eine Übersicht bezüglich der Verteilung und der Anwendung des präklinischen US in der Notfallmedizin in Österreich zu geben, was sich aufgrund der unterschiedlichen Datenquellen und heterogenen Organisationslandschaft als sehr anspruchsvoll und schwierig herausstellte. Die Auswertungen zeigen, dass zum Zeitpunkt der Datenerhebung (Stand Ende 2021) in jedem österreichischen Bundesland mobile US-Geräte in NAH Einzug gefunden haben. In Bezug auf die bodengebundenen EFZ sind ausschließlich in Salzburg, der Steiermark, Vorarlberg und Wien mobile US-Geräte etabliert. Im Burgenland befinden sich zwei Geräte im Testbetrieb (Stand Ende 2021). Dies zeigt, dass in diesem Bundesland, in welchem derzeit keine mobilen US-Geräte fix etabliert sind, eine mögliche Implementierung in Betracht gezogen wird (Abb. 2).

Durch die Online-Umfrage konnte festgestellt werden, dass die Verfügbarkeit eines mobilen US-Geräts nicht unmittelbar mit einem aktiven Einsatz des Geräts verbunden ist (Tab. 2; Abb. 3). Die Gründe für den Nichteinsatz sind unterschiedlich, wobei das Zeitmanagement, mangelnde klinische oder therapeutische Relevanz, zu wenig Erfahrung oder Routine und die fehlende Evidenz der Anwendung genannt wurden (Abb. 5). Hier bedarf es noch weiterer speziellerer Studien, da in dieser Umfrage nicht auch die NutzerInnen gefragt wurden, wo sie die Vorteile des US-Einsatzes sehen und welche Auswirkungen dies u. U. auf weitere Therapiemaßnahmen oder klinische Abläufe hat.

Dem Einsatzgebiet entsprechend werden mobile US-Geräte hauptsächlich zum Ausschluss eines Pneumothorax, freier Flüssigkeit, zur Abklärung echokardiographischer Fragestellungen (EFAST/FAST) oder zur Hilfe bei Punktionen und der Darstellung der Gefäßsituation (Abb. 4) herangezogen. Dafür wünschen sich die Notärztinnen kompakte, einfach zu bedienende und schnell einsatzbereite US-Geräte, die eine gute Bildqualität aufweisen sollten. Teilweise sind diese US-Geräte schon im Einsatz bzw. sollten diese Aspekte die Hersteller bei der Entwicklung neuerer Gerätegenerationen mit im Blick haben.

Erfreulich ist, dass in Österreich bereits 65,85 % aller NAH (n = 41) und 31,97 % (n = 122) aller bodengebundenen EFZ mit einem mobilen US-Gerät ausgestattet sind und sich absehen lässt, dass weitere Geräte in Zukunft dazukommen werden, da sich an einigen Stützpunkten zum Zeitpunkt der Umfrage bereits US-Geräte in Erprobung befanden.

Fazit für die Praxis

Verfügbarkeit von US-Geräten in Österreich (Stand Ende 2021):

  • 65,85 % in allen Rettungshelikoptern & 31,97 % in EFZ

Die US-Geräte werden hauptsächlich genutzt zu:

  • Erkennung und Ausschluss freier Flüssigkeit, eines Pneumothorax oder Anwendungen in der Echokardiographie (EFAST/FAST)

Limitationen stellen zzt. noch dar:

  • Der Bildschirmkontrast bei hellem Licht, eine lange Akkudauer sowie die notwendige Robustheit bei einigen Geräten und Sonden

  • Zeitlich fehlende Ressourcen für Schulungen und teilweise während des Einsatzes