Liebe Leserinnen und Leser,

es ist Zeit, die operative Arthrosetherapie am Kniegelenk neu zu definieren. Aktivität ist ein Grundbedürfnis und wir sind als Operateure gehalten, Lebensfreude und Lebensqualität der Patienten zu sichern. Der bisherige Reflex – arthroskopische Interventionen, oftmals mehrfach, und dann beim Versagen eine Totalprothese, ist nicht mehr zeitgemäß.

Es ist Zeit, die operative Arthrosetherapie am Kniegelenk neu zu definieren

Es entspricht auch der aktualisierten Philosophie der AGA – Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie, sich zunehmend auch um Methoden abseits der Arthroskopie zu bemühen. Rekonstruktive Eingriffe haben ihre natürlichen Grenzen. Totalendoprothesen stellen die Letztoption zur Versorgung der Gonarthrose dar. Dazwischen gibt es aber einen letztlich gut definierten Indikationsbereich, in dem der Gelenkerhalt mit einem Teilersatz kombiniert werden kann und soll – nach dem Motto: ersetzen was ersetzt werden muss, aber erhalten, was erhalten werden kann.

Die internationalen Prothesenregister haben gezeigt, dass die Ergebnisse der Knieendoprothetik bei jüngeren aktiven Patienten schlecht sind, dass die Erwartungen der Patienten in mindestens 20 % der Fälle nicht erfüllt werden und dass die Revisionsrate inakzeptabel hoch ist [1, 3, 4]. Wir sollten eine patientenadaptierte und nicht eine prozedurenorientierte Versorgung anstreben. Die Daten aus den Prothesenregistern haben gezeigt, dass fast 50 % der Arthrosepatienten eine einseitige Arthrose bei erhaltenem Bandapparat entwickeln [2]. Damit sind prinzipiell die Voraussetzungen für eine gelenkerhaltende Lösung gegeben. Unsere Zeitschrift hat bereits die knienahe Osteotomie bei Gonarthrose thematisiert. Nun ist es an der Zeit, auch den partiellen Gelenkersatz im Sinne der Schlittenprothese und der Femoropatellarprothese zu thematisieren. Es ist den Heftherausgebern ein Bedürfnis, darauf hinzuwirken, dass diese Lösungen künftig stärker Berücksichtigung finden. Das Risikoprofil des unikondylären Gelenkersatzes ist um den Faktor 2 bis 3 günstiger als jenes der Totalendoprothese, und die Ergebnisse aus Sicht der Patienten sind einhellig besser [4, 5]. Diese Versorgungsstrategie erhält die einzigartige Kinematik des menschlichen Kniegelenks, erlaubt ein knochensparendes Arbeiten und erhält damit die Möglichkeit künftiger Revisionschirurgie. Der partielle Gelenkersatz ist technisch anspruchsvoll und erfordert profunde Kenntnisse der Anatomie und Biomechanik des Kniegelenks. Wichtig erscheint uns der Hinweis, dass sich in den Registerdaten der Trainingsgrad des Operateurs und seine persönliche Fallzahl als wesentliche Erfolgsfaktoren gezeigt haben. Der individuelle Chirurg sollte eine relevante Fallzahl pro Jahr erreichen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Dies wird nach aller Erfahrung nur dann der Fall sein, wenn die Indikation zum unikondylären und femoropatellaren Gelenkersatz nicht auf Einzelfälle begrenzt wird, sondern systematisch in das Behandlungskonzept integriert ist. In diesem Sinne hoffen wir, Interesse für dieses Thema geweckt zu haben und die Verbreitung der gelenkerhaltenden Therapie der Gonarthrose voranzubringen.

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Philipp Lobenhoffer

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Florian Dirisamer