Fragestellung: Unterscheiden sich die verschiedenen Behandlungsregime des malignen neuroleptischen Syndroms (MNS) in ihrer Wirksamkeit auf Mortalität und Behandlungsdauer, und gibt es einen Unterschied bei verschiedenen Schweregraden?

Hintergrund: Das MNS ist mit einer Inzidenz von 0,01-0,04 % eine seltene, aber mit einer Mortalität von 5-22 % schwere Komplikation einer Behandlung vor allem mit Antipsychotika. Die Hauptsymptome sind Rigor, hohes Fieber und Schwitzen. Weiterhin kann es zu Bewusstseinseintrübungen und motorischen Störungen kommen. Eine schnelle Diagnosesicherung, insbesondere Abgrenzung der Differenzialdiagnosen (u. a. Katatonie, maligne Hyperthermie, Serotoninsyndrom, Intoxikationen), sowie unmittelbare Therapieeinleitung sind unabdingbar. Die auslösende Substanz muss abgesetzt werden, empfohlen werden außerdem Flüssigkeitssubstitution und Kühlung sowie eine spezifische Therapie mit Muskelrelaxanzien (Dantrolen, Benzodiazepine), Dopaminagonisten (Bromocriptin) oder Elektrokonvulsionstherapie (EKT).

Patienten und Methodik: Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche in zwei medizinischen Datenbanken zu Einzelfallberichten und Fallserien mit dem Fokus der Behandlung des MNS mit Dantrolen, Bromocriptin und EKT. Primärere Endpunkte waren Mortalität und Behandlungsdauer.

Ergebnisse: 405 Fälle aus 357 Studien wurden eingeschlossen, davon zwei Drittel mit milder oder mittlerer und ein Drittel mit schwerer Symptomatik (Schweregradeinteilung Tab. 1). Die mittlere Behandlungsdauer betrug 11,3 Tage, die Gesamtmortalität lag bei 8,4 % und nahm mit zunehmendem Schweregrad zu. Die Mortalität war höher bei Gabe typischer Antipsychotika (9,8-12 % vs. 2,2 % bei Atypika) sowie steigendem Alter. In der Subgruppenanalyse der verschiedenen Schweregrade des MNS zeigte sich ein deutlicher positiver Effekt auf die Mortalität in der Gruppe der schwer erkrankten Patienten, wenn eine MNS-spezifische Pharmakotherapie oder EKT erfolgte (p = 0,018).

T1 Schweregradeinteilung des MNS

Schlussfolgerung: Bei schwerem MNS senkt eine spezifische Therapie, insbesondere die EKT, signifikant die Mortalität.

Kuhlwilm L, Schönfeldt-Lecuona C, Gahr M et al. The neuroleptic malignant syndrome-a systematic case series analysis focusing on therapy regimes and outcome. Acta Psychiatrica Scandinavica 2020; 142; 233-41