Hintergrund und Konzepte

Der Klimawandel ist eine der wichtigsten weltweiten Herausforderungen unserer Zeit. Mittlerweile ist eine Verhinderung klimatischer Veränderungen und damit verbundener bedrohlicher Umweltereignisse nicht mehr realistisch. Die Beschäftigung mit dem Umgang mit der Klimakrise gewinnt also rasant an Bedeutung [36] – auch in der Alter(n)sforschung. Dies zeigt der Anstieg an entsprechenden Fachbeiträgen in den letzten Jahren. Ein Sco** Review der FachliteraturFootnote 1 soll Aufschluss geben, wie das Verhältnis von Klimawandel, Nachhaltigkeit und Alter(n) in diesen Beiträgen dargestellt und welche Konstruktionen von Alter(n) dadurch vermittelt werden.

Auf Basis dieses Forschungsstandes wird ein Modell des nachhaltigen Alter(n)s entwickelt, das ungleiche Teilhabechancen in diesem Bereich in den Blick nimmt. Hier wird analog zur Nachhaltigkeitsforschung schwache und starke Nachhaltigkeit differenziert [17, 30].Footnote 2 Unter schwacher Nachhaltigkeit wird ein Entwicklungsverständnis von Individuum und Gesellschaft gefasst, wonach der Verlust von natürlichen Ressourcen durch den Aufbau von technologischen Innovationen und Konsumentscheidungen aufgefangen und daher ökonomisch kompensiert werden kann. Demgegenüber wird mit starker Nachhaltigkeit auf Grenzen des natürlichen Wachstums, von Technik und Marktkräften hingewiesen und Verzicht, Suffizienz, Subsistenz und eine an den globalen Nachhaltigkeitsproblemen orientierte ökologische Lebensweise gefordert, um eine weltweit gerechte Inanspruchnahme von Ressourcen sicherzustellen [51]. Aus einer Teilhabeperspektive, im Sinne eines „Möglichkeitsraumes“ für Beteiligung [5], ist nachhaltiges Handeln abhängig von Ressourcen sowie persönlichen und gesellschaftlichen Bedingungen, die u. a. auch vom Alter abhängig sind oder gemacht werden [23]. Entsprechend zeigen Altersstudien (u. a. [41]) deutliche soziale und sozialräumliche Ungleichheiten in den Teilhabechancen Älterer, die sich auf erfolgreiches, aktives Altern [4, 37, 52] im Sinne nachhaltiger Beteiligung übertragen lassen. In unserem Sco** Review werden daher Merkmale verschränkter (vertikaler und horizontaler) sozialer Ungleichheiten (wie finanzielle und gesundheitliche Ressourcen, räumlich-zeitlicher Kontext, Geschlecht) berücksichtigt, die Einfluss auf Teilhabechancen von Älteren im Sinne nachhaltigen Handelns haben können [5].

Im Folgenden werden zunächst Material und Methode des Sco** Reviews vorgestellt. Das Material wird hinsichtlich des Verhältnisses von Klimawandel und Alter(n) und von Nachhaltigkeit und Alter(n) mit Blick auf ungleiche Teilhabe ausgewertet. Ergebnisse werden anschließend im Modell des „nachhaltigen Alter(n)s im Kontext des Klimawandels“ zusammengefasst, aus dem Forschungslücken und neue Perspektiven für die Alter(n)sforschung abgeleitet werden. Der Artikel leistet daher auch einen Beitrag zur konzeptionellen Entwicklung des Forschungsfeldes, die bisher erst punktuell erfolgte (siehe Leitbild des nachhaltigen Alter(n)s [51], Fundierung von Ergebnissen mittels geragogischer [7, 42], ökogerontologischer [49] praxistheoretischer [46] und menschenrechtsbasierter Ansätze [2]).

Material und Methode

In einem Sco** Review der Fachliteratur der letzten 15 Jahren im deutsch- und angloamerikanischen Raum [45] wurden mittels der Schlagwörter Klima, Klimawandel, Naturkatastrophe, Nachhaltigkeit, ältere Menschen, Alter bzw. „climate“, „climate change“, „natural catastrophe/disaster“, „sustainability“, „older/elderly persons/people“, „age“ im Zeitraum 03.07.2023 bis 28.08.2023 über die Suchmaschinen PubMed, Scopus, GeroLit, Springer, Elsevier und Sage 46 Fachbeiträge identifiziert. Tab. 1 gibt einen Überblick zu den Charakteristika dieser Beiträge und zu den Kriterien, anhand derer 7 Beiträge nach einer Sichtung von der Analyse ausgeschlossen wurden. Die verbliebenden 39 Beiträge wurden hinsichtlich der oben genannten Fragestellungen ausgewertet. Wie in Tab. 1 ersichtlich, wurden die Beiträge Argumentationslinien zugeordnet (Reaktion auf oder Aktion aufgrund Klimawandel). Diese Zuordnung wurde im Auswertungsprozess weiter differenziert, zum einen nach der Art der vermittelten Alterskonstruktion (z. B. Vulnerabilität), zum anderen nach der Art der Darstellung von Älteren (Homogenisierung oder Differenzierung nach Gesundheit, Einkommen, Region, Geschlecht). Ergebnisse der Beiträge einer Zuordnung wurden mittels der inhaltlichen Synthese zur Beantwortung der Forschungsfragen zusammengeführt.

Tab. 1 Charakteristika der Beiträge

Ergebnisse

Verhältnis von Klimawandel und Alter(n)

Unser Sco** Review verdeutlicht, dass in der Vermittlung des Verhältnisses von Klimawandel und Alter(n) der Fokus vor allem auf Konsequenzen von Extremwetterereignissen (insbesondere Hitze) für das Wohlbefinden, die körperliche und mentale Gesundheit sowie die Mortalität von älteren Menschen liegt [2, 9, 14, 21, 25, 27, 31, 32, 44]. Dabei sind Arbeiten zu finden, die Handlungsmöglichkeiten von Älteren im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels thematisieren. Sie verdeutlichen, wie Ältere durch körperliche, emotionale und finanzielle Bewältigungsstrategien ihre Resilienz stärken und sich vor den Folgen von Extremwettern schützen können [11, 18, 19, 26, 28, 46, 47, 49]. Zudem werden präventive Maßnahmen (z. B. Baumaßnahmen) zum Schutz im urbanen Raum und in der stationären Pflege vorgestellt [1, 6, 8, 10, 16, 22, 29, 39, 40].

In diesen Debatten wird eher ein homogenes Altersbild vermittelt: Ältere werden als vulnerable Gruppe, die den Folgen des Klimawandels weitestgehend schutzlos ausgeliefert ist, konstruiert. Gleichwohl können Bewältigungsstrategien und strukturelle Maßnahmen sie unterstützen, um auf Folgen des Klimawandels zu reagieren. In weniger als der Hälfte der Beiträge wird beachtet, dass soziale Ungleichheiten im Hinblick auf Teilhabechancen, verknüpft mit Gesundheit, Einkommen, sozialräumlichen Gegebenheiten oder Geschlecht, Bewältigungsstrategien beeinflussen können [2, 6, 16, 18, 19, 28, 31, 44, 46, 47, 49]. Vorrangig werden Handlungsmöglichkeiten als Reaktionen auf den Klimawandel reduziert, Strategien im Sinne von Aktionen aufgrund des Klimawandels werden hingegen unter dem Stichwort Nachhaltigkeit thematisiert.

Verhältnis von Nachhaltigkeit und Alter(n)

Das Verhältnis von Nachhaltigkeit und Alter(n) wird in der Fachliteratur an zwei Konstruktionen Älterer geknüpft, nämlich (1) als zentrale Verursacher:innen des Klimawandels aufgrund nichtnachhaltigen Handelns und (2) als Teil der Lösung von Umweltkrisen aufgrund von nachhaltigem Handeln. Die Vorstellung, ältere Menschen seien zentrale Verursacher:innen des Klimawandels, und der Vorwurf, sie hätten durch ihren Lebensstil in jüngeren Jahren maßgeblich zur heutigen Umweltkrise beigetragen, wird in der gerontologischen Literatur meist kritisiert [7]. Vereinzelt gibt es Arbeiten, die Schuld differenziert nach Gruppenzugehörigkeit zuschreiben. So seien Einstellungen zu Konsum und Freizeitgestaltung sowie der Lebensstil der Babyboomer-Generation oft mit hohen CO2-Emissionen verbunden, wenngleich gerade diese Gruppe verstärkt Wert auf Energieeffizienz im eigenen Wohnraum lege [19, 20]. Auch wenn CO2-Emissionen aufgrund eines veränderten Lebensstils im höheren Lebensalter abnähmen, würden hilfebedürftige Menschen in Altenpflegeeinrichtungen Ressourcen verbrauchen. Zudem wirke sich die häufige Tabletteneinnahme negativ auf die Wasserqualität aus [20]. Kognitiv beeinträchtigte ältere Menschen könnten die komplexen Prozesse des Klimawandels nur teilweise verstehen, und Sorgen aufgrund des Klimawandels setzten sich nicht unmittelbar in alltägliches Umweltverhalten um [12, 13]. Somit finden auch in der Fachliteratur altersdiskriminierende Vorstellungen ihren Ausdruck [3]. Zusammengenommen bezieht sich die Vorstellung, ältere Menschen seien zentrale Verursacher:innen des Klimawandels, auf das Verständnis von schwacher Nachhaltigkeit. Kollektive Problemlagen werden dabei individualisiert und Problemlösungen auf den einzelnen Menschen übertragen.

Die Vorstellung, ältere Menschen seien Teil der Lösung von Umweltkrisen, bezieht das Verständnis von schwacher und starker Nachhaltigkeit ein. Schwach nachhaltig würden Ältere agieren, wenn sie im Sinne von Nachhaltigkeitskompetenzen Energie und Wasser sparen, recyceln und weniger reisen [48, 51, 24]. Im Sinne von starker Nachhaltigkeit gewinnt die Vorstellung an Bedeutung, ältere Menschen seien Naturliebhaber:innen und Bewahrer:innen des Ökosystems, die durch zivilgesellschaftliches Engagement im Bereich des Umweltschutzes einen Beitrag leisten. In den Artikeln dazu wird betont, dass ein solchermaßen sinnstiftendes und gemeinsames Handeln sowie Umweltbildung soziale Integration fördern, Gemeinschaftsbildung unterstützen sowie Partizipation und Vernetzung mit Akteur:innen aus Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik ermöglichen würden [7, 15, 20, 32,33,34,35, 38, 42, 51]. Es gibt jedoch auch gruppenspezifische Kritik. So wird bemängelt, dass Ältere der unteren Bildungs- und Einkommensschichten sich seltener in Umweltorganisationen engagieren. Deshalb brauche es Untersuchungen zu den Barrieren, die sie an diesem Engagement hindern [34, 35]. Während Gesundheit, Bildung und Einkommen als Einflussfaktoren auf nachhaltiges Handeln genannt werden, wird der Einfluss von anderen Ungleichheitsdimensionen – etwa Geschlecht – nur selten erwähnt [51].

Nachhaltigkeit und aktives Alter(n) – ein Widerspruch?

Die Verhältnisbestimmungen von Klimawandel, Nachhaltigkeit und Alter(n) erfolgen weitgehend über zwei Pole, nämlich Reaktion auf und Aktion aufgrund des Klimawandels. Diese Pole sind mit unterschiedlichen Alterskonstruktionen verbunden: Bei Reaktionen geht es hauptsächlich um die Vulnerabilität Älterer, im Hinblick auf Aktionen geht es um die Verursachung oder Lösung von Umweltkrisen durch Ältere. Diese Verengung nehmen wir zum Ausgangspunkt und erweitern den Blick auf die sozial ungleich verteilten Teilhabechancen von Älteren im Kontext des Klimawandels, indem zusätzlich Überlegungen zum schwach und stark nachhaltigen Handeln aus einer Prozessperspektive integriert werden.

Bringt man die Konstruktionen von Alter(n) im Kontext von Nachhaltigkeit mit der Lebenspraxis von Älteren in Verbindung, so ergeben sich zahlreiche Spannungsfelder. Schwache Nachhaltigkeit setzt einen autonom und selbstverantwortlich handelnden Menschen, der über finanzielle, körperliche und geistige Voraussetzungen verfügt, nachhaltige Konsumentscheidungen zu treffen, voraus [51]. Zum einen verfügen (auch) ältere Menschen nicht immer über diese Ressourcen, zudem dürfte vor allem die Generation der Babyboomer, die zur Zeit des so genannten Wirtschaftswunders aufgewachsen ist, den sorgsamen Umgang mit ökologischen Ressourcen nicht von klein auf erlernt haben. Zum anderen sprechen Leitbilder des erfolgreichen Alterns [4, 37] und aktiven Alterns [52] ältere Menschen zwar ebenfalls als eigenverantwortlich handelnde Subjekte an, die Umsetzung dieser Altersvorstellung in der Lebenspraxis erfolgt aber durch Investitionen in die eigene Kompetenz und Gesundheit, die oft nicht mit nachhaltigem Handeln vereinbar sind. Ältere orientieren sich an mancher Stelle dann entweder am erfolgreichen, aktiven Altern oder einem auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Lebensstil. Ein Ideal, das erfolgreiches, aktives und nachhaltiges Alter(n) konsequent miteinander vereint, hat sich bisher weder in der alltäglichen Lebenspraxis von Älteren noch in der Alter(n)sforschung durchgesetzt [51].

Starke Nachhaltigkeit setzt ebenfalls einen selbstverantwortlich handelnden (älteren) Menschen voraus, wobei insbesondere gesundheitliche Ressourcen für eine Transformation hin zu einer nachhaltigen Lebensführung im Sinne von gesellschaftlich verantwortlicher Bürgerschaft wichtig sind [51]. Solche Ansprüche können (auch) ältere Menschen überfordern, zudem können ungleiche Lebensverhältnisse und regional unterschiedliche Teilhabemöglichkeiten eine nachhaltige Lebensführung erschweren. Zwar werden auf politischer Ebene strukturelle Lösungen anvisiert (z. B. Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung), das Umweltbewusstsein von Älteren für autofreie Stadt- und Wohngebieten hervorgehoben [38] und Zugänge zu nachhaltigen Lebens- und Wohnarrangements erleichtert (z. B. „healthy cities“, „age-friendly cities“, „green communities“ und intergenerationale Projekte [42, 48]). Allerdings werden ältere Menschen noch zu selten als Adressat:innen von politischen Nachhaltigkeitsprogrammen angesprochen [2] und erreicht [19].

Modell des nachhaltigen Alter(n)s im Kontext des Klimawandels

Der bisherige Fokus der Fachliteratur auf Konsequenzen von Extremwettern für Ältere im Sinne von Reaktionen auf den Klimawandel greift entsprechend zu kurz. Werden hingegen Handlungen auch als Aktionen hinsichtlich des Klimawandels einbezogen, eröffnet dies neue Wege für Forschung und Teilhabe. Im Folgenden wird ein konzeptionelles Modell entwickelt, das die fruchtbare Verbindung zwischen Alter(n)s- und Nachhaltigkeitsforschung zum Ziel hat (Abb. 1).

Abb. 1
figure 1

Modell des nachhaltigen Alter(n)s im Kontext des Klimawandels

Dieses Modell umfasst ein Spektrum an Handlungen, wobei der linke Pol Reaktionen auf und der rechte Pol Aktionen durch den Klimawandel markiert. Die von der Geragogik inspirierte Idee des Lebenlernens mit dem Klimawandel ist hier ebenso gemeint wie umweltbewusstes Handeln, das einen Beitrag zum Schutz des Klimas leistet. Schwach nachhaltig handeln Ältere, wenn sie punktuell nachhaltige Konsumentscheidungen treffen. Starke Nachhaltigkeit äußert sich in einem grundsätzlicheren Wandel, z. B. im Wirken über die eigene Lebensführung hinaus; dies kann Menschen zugutekommen, die (bisher ausschließlich) auf die Klimakrise reagieren (Abb. 1Pfeil).

Dieses Modell zeigt, dass Alterskonstruktionen im Kontext des Klimawandels vielfältiger sind und werden müssen, als dies die Fachliteratur mit dem Fokus auf Konsequenzen für die Gesundheit nahelegt. Ältere sind nicht nur vulnerabel und dem Klimawandel weitestgehend schutzlos ausgeliefert, sondern sie verfügen über die Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel und können umweltbewusst und unterschiedlich stark nachhaltig eingestellt sein und handeln [15].

Das Sco** Review verdeutlicht, dass in der Verhältnisbestimmung von Klimawandel und Alter(n) sozial ungleiche Teilhabechancen nicht immer beachtet werden. In unserem Modell wird hingegen verdeutlicht, dass Ältere in vielfältigen Verhältnissen leben und ihnen unterschiedliche Teilhabemöglichkeiten zur Verfügung stehen; der Gesundheitszustand, das Einkommen, die zur Verfügung stehende Zeit und sozialräumliche Gegebenheiten können ein nachhaltiges Alter(n) beeinflussen. Studien aus der Nachhaltigkeitsforschung zeigen, dass Frauen umweltbewusster eingestellt sind als Männer und sich diese Einstellung teils im Umweltverhalten niederschlägt [50]. Das Sco** Review zeigt jedoch, dass Ältere im Kontext von Nachhaltigkeit meist geschlechtslos konstruiert werden – was erstaunt, sind es doch insbesondere ältere Frauen, die sich sichtbar in Klimabewegungen engagieren („Omas for Future“, „KlimaSeniorinnen“). In unserem Modell wurde daher Geschlecht als weiterer Faktor für nachhaltiges Alter(n) ergänzt.

Der Fokus auf soziale Ungleichheit und Teilhabe ermöglicht es, ein nachhaltiges Alter(n)sideal zu etablieren, das erfolgreiches, aktives Alter(n) konsequenter als bisher mit einer nachhaltigen Lebensführung verbindet. Zudem können Reaktionen auf den Klimawandel über eine bloße Teilnahme an infrastrukturellen Maßnahmen hinausgehen, wenn sie eine aktive Einbindung Älterer bewirken – so können soziale Teilhabe und nachhaltiges Handeln Älterer Hand in Hand gehen. Gleichwohl umfasst ein nachhaltiges Alter(n) auch biografische und generationenübergreifende Entwicklungen. Es stellt somit keinen ausschließlich altersbezogenen Handlungsauftrag dar, sondern eine kollektive Aufgabe. Der Klimawandel lässt sich nicht mehr verhindern, aber doch immerhin, so lässt sich hoffen, generationenübergreifend gemeinsam bearbeiten und gestalten.

Schlussfolgerungen

Der Beitrag verdeutlicht die Notwendigkeit, Forschung zum Klimawandel nicht auf dessen Konsequenzen für Ältere zu reduzieren. Stattdessen ist es notwendig, Klimawandel, Nachhaltigkeit und Alter(n) zusammenzudenken, um Altersvorstellungen über und Handlungsmöglichkeiten von Älteren im Kontext des Klimawandels zu erweitern. Das vorgestellte Modell, in dem Ergebnisse eines Sco** Review zusammengefasst und weitergeführt werden, ist ein konzeptioneller Schritt in diese Richtung. Das Sco** Review zeigt, dass bisher nur wenige Studien vorliegen, die sich dieser Verbindung widmen – so wurden ältere Menschen nur selten zu ihren Einstellungen und ihrem Wissen über Nachhaltigkeit befragt [12, 20], und es existieren keine Arbeiten dazu, inwieweit nachhaltiges Handeln aus ihrer Sicht ihre Teilhabe beeinflusst. Offen ist auch die Frage, welche Impulse ältere Menschen von der Nachhaltigkeitsstrategie (Agenda 2030) und der Dekade des gesunden Alterns (Zeitrahmen 2021–2030) erhalten. Ein weiteres Desiderat umfasst die Erweiterung der (Alters‑)Forschung im Hinblick auf soziale Ungleichheiten im Klimawandel, z. B. in Ländern des Globalen Südens, die besonders stark von den Folgen betroffen sind. Diese Liste an offenen Fragen und zu erschließenden Feldern verdeutlicht die Brisanz des Themas und die Notwendigkeit, nachhaltiges Alter(n) sowohl konzeptionell als auch empirisch zu be- und ergründen.

Fazit für die Praxis

Um Handlungsmöglichkeiten im Rahmen des nachhaltigen Alter(n)s zu etablieren, sind mehr Best-Practice-Beispiele vonnöten, die vielfältige Lebensrealitäten adressieren. Impulse dafür geben Klimaschutzbewegungen wie „Omas for Future“ in Deutschland und „KlimaSeniorinnen“ in der Schweiz. Dass diese Formen des Aktivismus hauptsächlich von Frauen getragen werden und Nachhaltigkeit mit der weiblich konnotierten Sorge um nachkommende Generationen verknüpft wird, ist zu reflektieren. Institutionelle Akteur:innen wie die der Sozialen Altenarbeit sind gefragt, damit sie Ältere in der Realisierung eines nachhaltigen Alter(n)s bei Bedarf begleiten und intergenerationale Konflikte zugunsten von gesellschaftlicher Solidarität minimieren.