Medien, Musik und Algorithmen – Zur Publikumsvermessung im Internet

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Mediatisierung als Metaprozess

Zusammenfassung

Wer sich im Netz bewegt, hinterlässt Spuren. Die damit zusammenhängende Veränderung in der Konstruktion eines Publikums haben wir im Projekt „Numerische Inklusion“ am Beispiel von Online-Musikanbietern ethnografisch untersucht. In unserem Beitrag wollen wir zeigen, wie sich mit der Verdatung von Nutzungsaktivitäten im Web ein komplexes Beobachtungs- und Verhandlungsgeschehen verbindet, an dem Akteure mit unterschiedlichen Interessen, Erfahrungen und Wissenshintergründen beteiligt sind. Versuche einer Algorithmisierung von Medienaktivitäten verbinden sich mit komplementären Prozessen einer nicht-algorithmisierten Verarbeitung der Daten und Weiterentwicklung der Verfahren. Anschließend werden wir einige Überlegungen zur Verortung unserer Ergebnisse in der Mediatisierungsdebatte vorstellen, deren Pointe im Aufweis einer Mediatisierung der Medien liegt. Abschließend werden wir einige Anknüpfungspunkte an die Diskussion der Publikumsinklusion, an aktuelle zahlensoziologische Studien sowie an die interdisziplinär geführte Debatte über die Macht der Algorithmen aufzeigen.

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Notes

  1. 1.

    In dem Projekt (Laufzeit vom 1.10.2010 bis zum 30.9.2012) wirkten neben den Autoren als Projektleiter Roman Duhr und Thorben Mämecke als Mitarbeiter mit. Vor allem sie führten die empirischen Untersuchungen durch, verfassten viele Memos während ihrer Forschungsaufenthalte und schrieben auch die Zwischen- und Abschlussberichte, auf die sich vor allem die Abschn. 2 und 3 des vorliegenden Beitrags beziehen. Vertiefende Fragestellungen und thematische Erweiterungen zum Projekt finden sich in den Arbeiten von Passoth und Wehner (2017), Muhle und Wehner (2016), Mämecke und Wehner (2014), Passoth et al. (2014), Märker und Wehner (2013), Passoth und Wehner (2012) sowie Wehner et al. (2012).

  2. 2.

    Die Realnamen der Plattformanbieter wurden aus Datenschutzgründen durch Pseudonyme ersetzt.

  3. 3.

    Die folgenden Ausführungen stützten sich auf die Zwischen- und Abschlussberichte zum Projekt (Duhr und Mämecke 2012), ebenso auf Memos und Interviews, die während der Aufenthalte verfasst bzw. durchgeführt wurden. Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse beziehen sich deshalb auf den Zeitraum unseres Aufenthalts. Weitere Veränderungen beim Anbieter nach unserem Projekt werden an dieser Stelle also nicht berücksichtigt.

  4. 4.

    Jeder Bereich unterwarf sich gewissermaßen einem Verdatungs- und Automatisierungsimperativ: „So erhielten wir (Forscher) während des Aufenthalts (in dem Musikfachbereich) u. a. die Aufgabe zu kontrollieren, welche Musikdateien in der Datenbank bei der Speicherung fehlerhaft (Klick-Geräusch) gespeichert wurden. Dazu mussten alle Titel, die vor einem bestimmten Zeitpunkt in die Datenbank aufgenommen wurden, angehört und die fehlerhaften Titel in einer Liste aufgenommen werden. Nur kurze Zeit später wurde diese Arbeit von einem Algorithmus übernommen“ (Memo 17.8.2011). Auch wurde bereits zum Zeitpunkt unseres Aufenthalts diskutiert, ob zukünftig ein Algorithmus kritische Zahlen erkennen und Korrekturmaßnahmen ergreifen könnte. Zum damaligen Zeitpunkt wurde jedoch davon ausgegangen, dass dies einen weiteren, höherstufigen Algorithmus voraussetzen würde, der jedoch – nun auf der Ebene des Monitorings und Korrigierens – weitere Kontroll- und Korrekturbedarfe erzeugt hätte.

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Wehner, J., Passoth, JH., Sutter, T. (2017). Medien, Musik und Algorithmen – Zur Publikumsvermessung im Internet. In: Krotz, F., Despotović, C., Kruse, MM. (eds) Mediatisierung als Metaprozess. Medien • Kultur • Kommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16084-5_11

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