Auszug
Politische Parteien1 sind ein zentraler Gegenstand der Politischen Soziologie: Sie sollen die gesellschaftliche Verankerung staatlicher Politik und deren Vermittlung gewährleisten, sowie umgekehrt gesellschaftliche Interessen in die staatliche Sphäre hineintragen (siehe Abbildung 1). Sie können als Kommunikations- und Vermittlungsagenturen „mit umfassender politischer Orientierungsfunktion“ (Sarcinelli 2007: 110) gelten. Da politische Parteien in modernen Demokratien ein nicht nur zentraler, sondern auch notwendiger Akteur des politischen Willensbildungsprozesses sind und gerade dort ihre gesellschaftliche Verankerung von eminenter Bedeutung ist, konzentriert sich dieser Beitrag auf die Rolle von Parteien in demokratischen Systemen. Der Parteienwettbewerb gilt als essentieller Bestandteil demokratischer Regierungsweise, die von einer funktionierenden Zivilgesellschaft unterstützt werden soll. Die Konkurrenz um Wählerstimmen soll dem politischen System Legitimität durch Wahlen verleihen, zugleich Responsivität gegenüber den Werten, Interessen und Forderungen der Bürger gewährleisten und durch Oppositionsrechte und dem Aufzeigen wählbarer Alternativen einseitiger Machtkonzentration entgegenwirken. Im ersten Teil dieses Kapitels sollen daher die Position der Parteien in der demokratischen Gesellschaft und ihr Hineinwirken in die Wählerschaft im Vordergrund stehen. Der Blick richtet sich in diesem gesamten Beitrag auf die Relevanz von politischen Parteien als gesellschaftliche Organisationen.
Wenn in dieser Abhandlung von politischen Parteien die Rede ist, sind damit vor allem die etablierten bzw. relevanten Parteien eines politischen Systems gemeint. Darunter fallen alle Großparteien und alle etablierten Kleinparteien. Zur Unterscheidung zwischen etablierten und nicht etablierten Kleinparteien vgl. Jun/Kreikenbom (2006: 21ff); zur Klassifizierung der relevanten Parteien siehe Sartori (1976: 121ff). Zum Parteienbegriff allgemeiner siehe Jun (2004: 58f), Wiesendahl (2006c: 3ff).
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Jun, U. (2009). Politische Parteien als Gegenstand der Politischen Soziologie. In: Kaina, V., Römmele, A. (eds) Politische Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91422-0_10
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