Zusammenfassung
Die chinesische Sprache gehört zu der sinotibetischen Sprachenfamilie, während sich Deutsch aus einer indogermanischen Sprache entwickelte. Diese zwei Sprachen auf nahezu Mutterspracheniveau zu beherrschen und als Dolmetscher damit zu arbeiten, stellt für viele angehende Dolmetscher eine Herkulesaufgabe dar. Der historische Kontext, in dem Chinesisch und Deutsch entstanden sind, die Entwicklung der Sprachen, die kulturellen Traditionen und die Sprachsysteme unterscheiden sich so stark voneinander, dass eine adäquate Verdolmetschung viele kognitive Ressourcen verbraucht. Dementsprechend bleiben nach Giles Effort Model weniger kognitive Ressourcen für die Notizennahme beim Konsekutivdolmetschen übrig. Dies zwingt den Dolmetscher dazu, seine Notizen besonders effizient zu gestalten. Eine Notation auf Chinesisch hat den Vorteil, dass sie die kognitive Belastung der chinesischen Muttersprachler nicht erhöht, und sich die Einfachheit und Prägnanz der vielen im Alltag häufig verwendeten chinesischen Schriftzeichen als Notationsmittel für Muttersprachler anbietet. Beherrschen die Nicht-Muttersprachler die chinesischen Schriftzeichen sehr gut, so können auch für sie diese aufgrund deren Prägnanz sinnvoll sein – diese Überlegungen sind durch einschlägige Studien bestätigt und werden von unterschiedlichen Dolmetscherforschern unterstützt (siehe dazu Kapitel 2.3.2 und 2.4.3). Daher konzentriert sich dieses Kapitel auf die Darstellung chinesischer Schriftzeichen aus der Perspektive der Notationstechnik, auf die unterschiedlichen sprachlichen Strukturen des Chinesischen und des Deutschen sowie auf die kulturellen Besonderheiten des Chinesischen, und somit auf die Einsetzbarkeit und die (möglichen) Einflüsse chinesischer Schriftzeichen, der chinesischen Sprache sowie der chinesischen Kultur auf die Dolmetschernotizen.
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Zhao, Y. (2022). Das Sprachenpaar Deutsch–Chinesisch aus der Sicht der Notationstechnik beim Konsekutivdolmetschen. In: Take it or leave it? Notationstechnik beim Konsekutivdolmetschen Chinesisch–Deutsch. Transkulturalität – Translation – Transfer. Frank & Timme, Berlin. https://doi.org/10.57088/978-3-7329-9081-8_3
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DOI: https://doi.org/10.57088/978-3-7329-9081-8_3
Publisher Name: Frank & Timme, Berlin
Online ISBN: 978-3-7329-9081-8
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