Zusammenfassung
Die phänomenologische Philosophie ist vor allem eine Philosophie des Menschen. Sie ist als „strenge Wissenschaft“ wie alle Wissenschaft auf die Seinswelt des Menschen bezogen, deren Sinn sie verständlich zu machen hat. Daß diese Lebenswelt das Sinnfundament aller Wissenschaft ist, haben die mathematischen Naturwissenschaften in ihrer Orientierung am rationalen Objektivismus vergessen. Die Phänomene der leistenden Subjektivität, die allein die Lebenswelt konstituieren, blieben und bleiben aus Wesensgründen der mathematisch-naturwissenschaftlichen Betrachtung verschlossen, und der Naturwissenschaftler vergißt, daß er selbst mit seiner Wissenschaft leistenden Subjektivität in keiner objektiven N’Vissenschaft Verständnis seiner selbst und seines Tuns finden kann. Nur der Rückgriff auf diese von der Naturwissenschaft und der naturwissenschaftlich orientierten Psychologie als selbstverständlich angesetzte, aber nie zum Selbstverständnis gebrachte Sphäre der leistenden Subjektivität vermag einerseits die mathennatische Naturwissenschaft aus den Krisen ihrer Grundlagenprobleme zu befreien, andererseits eine wahre Geisteswissenschaft zu begründen. Dieser Weg zum Sinnverständnis der Lebenswelt ist der der transzendentalen Phänomenologie, die darum allein die Grundlagen für alle Kultur- und Sozialwissenschaften zu schaffen vermag.
„Phenomenology and the Social Sciences“ in: Philosophical Essays in Memory of Edmund Husserl, Hsg. M. Farber, Cambridge 1940, S. 164–186.
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© 1971 Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands
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Schütz, A. (1971). Phänomenologie und die Sozialwissenschaften. In: Gesammelte Aufsätze. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-010-2858-5_5
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