»Ariadne auf Naxos« durch die Brille Wiens

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Moderne als Geschichtsvergewisserung

Part of the book series: Fokus Musikwissenschaft ((FM))

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Zusammenfassung

Im dritten und letzten Kapitel der vorliegenden Studie wurden exemplarisch Spielarten der ›unidirektionalen‹ Distanznahme aufgezeigt, deren Spektrum vom Spott wider die urbanititäts- und gesellschaftsgeschichtliche Moderne im Medium der Alt-Wien-Nostalgie über die Ablehnung der offiziellen Geschichtskultur bis hin zu einer kritischen Beleuchtung des monarchischen Heroenkults im Medium der Musik reichte. Es handelte sich dabei um Beispiele, die allesamt aus der Zeit kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs stammen und für die sich, zumal was die spöttische Nostalgie betrifft, bereits im 19. Jahrhundert Vorbilder finden lassen. Es wurde aber ebenso auf Beispiele der Distanznahme durch Relativierung eingegangen: Der Rosenkavalier wurde als ambivalente Positionierung gegenüber dem Alt- Wien-Kult gelesen, der ebenso persifliert wie als Quelle der Erneuerung beschworen wird. Mit Hermann Bahrs Eipeldauer Elektra konnte sodann ein Fall einer revuehaften Metaposition analysiert werden, die das Prinzip des Theaters im Theater nutzt. Es handelt sich dabei um eine ironische ›Vogelperspektive‹ auf eine Problemkonfiguration, die in Wien um 1900 virulent geworden war: Hier die urbane künstlerische Moderne, dort die konservativ-nostalgische, über letztere herziehende Erinnerungskultur. Sodann wurde gefragt, was Wien für Strauss’ und Hofmannsthals Ariadne auf Naxos bedeutete. Dabei wurde die These aufgestellt, dass die Autoren den Spielort Wien einmal mehr bewusst gewählt haben dürften, und zwar diesmal im Sinne eines ›Melting-Pot‹ widerstreitender ästhetischer und historischer Auffassungen. Letztere werden wie in der Eipeldauer Elektra in einem Metatheater vorgeführt, Alt-Wien wird noch in viel umfassenderen Masse als im Rosenkavalier zur Bühne eines Spiels mit Geschichte.

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Meyer, M. (2022). »Ariadne auf Naxos« durch die Brille Wiens. In: Moderne als Geschichtsvergewisserung. Fokus Musikwissenschaft. Bärenreiter, Kassel, Germany. https://doi.org/10.1007/978-3-7618-7250-5_8

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