Die Vielseitigkeit der Formvarianten von OKAY und deren Thematisierung auf Social-Web-Plattformen wurde bereits im Abschnitt 2.2 zu OKAY in der digitalen Welt aufgezeigt. Dabei scheinen die verschriftlichten Kombinationsmöglichkeiten endlos. Metcalf (2010) hält zu Formvarianten von OKAY fest:

OK has not one but many spellings. That’s odd, when you think about it. Most words have just one acceptable spelling, though they may have varying pronunciation. […] Well, it turns out that there are different ways to spell those two letters, and there is no consensus on which is the best. It can be OK in capital letters or ok in small. Either of those versions can be served plain or peppered with periods (O.K., o.k.), so those two letters make four more possibilities—or six, if we allow a space after the first period (O. K., o. k.) (Metcalf 2010, S. 7).

Inwieweit die Formvariationen sprachspezifisch auftreten bzw. ob es in einer Sprache eine Form gibt, die bevorzugt von den Beitragenden verwendet wird, soll in der vorliegenden Korpusstudie erforscht werden. Ob anhand der Form von OKAY auf dessen Funktion geschlossen werden kann, wird in der Korpusstudie zu Funktion im Abschnitt 8.3 überprüft.

Bei der Untersuchung zu OKAY-Formen spielt auch die Unterscheidung zwischen normkonform und nicht-normkonform eine wichtige Rolle. Diese Unterscheidung basiert auf dem Stichworteintrag zu OKAY der monolingualen Wörterbücher. Als normkonform wird die Form bezeichnet, in der das Lemma des Wörterbuchartikels verfasst wurde.

1 Fragestellungen

Die der Korpusstudie 1 zugrunde liegende Fragestellung lautet:

  • F1: Wie unterscheiden sich die Formen von OKAY in deutschen, englischen und französischen Wikipedia-Diskussionen?

Um die Forschungsfrage zu beantworten, werden folgende zwei Hypothesen überprüft:

  • H1-1: Eine Vielzahl von Formvarianten von OKAY wird in allen untersuchten Sprachen verwendet.

H1-1 wäre falsifiziert, wenn OKAY in den untersuchten Sprachen in einer Formvariante auftritt.

  • H1-2: Der Anteil von nicht-normkonformen OKAY-Formen ist höher als der von normkonformen OKAY-Formvarianten.

H1-2 wäre falsifiziert, wenn der Anteil der normkonformen OKAY-Formvariationen höher wäre als der Anteil der nicht-normkonformen OKAY-Formvarianten.

Die Präferenz für besonders kurze, prägnante OKAY-Schreibweisen ist aus schreibökonomischer Sicht in Diskussionsforen besonders nützlich. Schnell und effizient kann mit zwei Buchstaben Zustimmung ausgedrückt werden. Es liegt nahe, dass eine Präferenz für kurze OKAY-Schreibweisen, wie „ok“, sprachübergreifend vorliegt.

Bereits in den Vorstudien zu OKAY konnte eine Vielzahl von Formvariationen insbesondere auf den Wikipedia-Diskussionsseiten herausgestellt werden. Der folgende Absatz zeigt alle Varianten von OKAY, die auf den deutschen Wikipedia-Diskussionsseiten gefunden wurden:

ok, OK, Ok, oK, o.k., O.K., O.k., o.K., o. k., O. K., O. k., o. K., okay, OKAY, Okay, oookay, Ookay, okaaay, okaaayyyy, Okayyy, Okayyyy, Okaay, okayy, Oookay, Ooookay, okey, Okey, Ooooookeey, okeh, Okeh, okeeh, Okeeeh, kay, Kay, key, Key, oke, Oke, OKE, Okee, okee, okeeeeeee, okeee, Okke, OKKEE, oki, OKI, Oki, Okii, okidoki, Okidoki, Oki doki, oki doki, Oki Doki, OKIDOKI, Okey-dokey, Okay-dokay (vgl. Herzberg 2016, S. 61)

Zu sehen sind viele sehr kurze und prägnante OKAY-Variationen, aber auch kreative Verwendungsweisen wie „okidoki“ oder OKAY-Formen, die sich durch Vokaliteration, z. B. „okaaay“, auszeichnen. In Herzberg und Storrer (2019) wurde erstmals gezeigt, dass die Formvariante „O. K.“, die eindeutig den Ursprung von OKAY als Abkürzung zeigt, im Deutschen und Französischen nicht häufig auftritt (vgl. Herzberg/Storrer 2019, S. 17). Wie sich die Formvarianten in einer größeren Datenmenge und im Vergleich zu englischen Sprachdaten verhalten, wird im Folgenden gezeigt.

OKAY tritt heutzutage in vielen Formvarianten auf und die (Nicht-)Bevorzugung mancher Varianten wird in regelmäßigen Abständen diskutiert, wie eingangs in den gezeigten Tweets gezeigt wurde. Die Popularität des Wortes OKAY scheint sich nicht auf seine initiale Erstschreibung „o. k.“, mit Abkürzungspunkten und Leerzeichen, übertragen zu haben. Offensichtlich hat diese Formvariante aber auch niemanden abgeschreckt, OKAY zu verwenden. Gerade weil die Schreibweise mit Abkürzungspunkten und Leerzeichen sehr komplex ist, gab es genügend Raum für Verbesserungen. So konnten sich über Jahrzehnte hinweg verschiedene Formvarianten entwickeln.

Im Folgenden werden erneut die Einträge zu OKAY in den monolingualen Nachschlagewerken der untersuchten Sprachen, in diesem Fall mit Fokus auf die Formbeschreibung, betrachtet.

Abb. 6.1
figure 1

Eintrag „okay“ im Duden1 „Die deutsche Rechtschreibung“ (2022), S. 1071, Fokus auf Formen

In Abbildung 6.1 wird deutlich, dass im Duden1 die Formvariante „okay“ dominiert. Die Varianten „o. k., O. K.“ werden ebenfalls als Stichwort aufgeführt, wenn auch ohne detaillierte Bedeutungsangabe (lediglich der Verweis auf den Eintrag zu „okay“). Somit werden die Formvarianten „okay“ sowie „o. k.“ und „O. K.“ als normkonform für deutsche OKAY-Verwendungsweisen angenommen.

Abb. 6.2
figure 2

Eintrag „OK“ im englischen Wörterbuch „Oxford Advanced Learner’s Dictionary of Current English“ (2015), S. 1071, Fokus auf Formen

Im englischen „OK“-Eintrag im Oxford-Wörterbuch (vgl. Abb. 6.2) werden unter der Form „OK“ alle Informationen zu OKAY aufgelistet. Bei allen Erläuterungen wird „OK“ als Beispielform angegeben. Lediglich zu Beginn findet sich der Verweis auf „okay“ im Zusatz „also okay“, jedoch ohne eigenen Eintrag. Aus diesem Grund wird die dominierende Formvariante „OK“ als normkonform für englische OKAY-Verwendungsweisen interpretiert.

Im „Petit Robert“ wird OKAY unter der Formvariante „O. K.“ präsentiert, vgl. Abb. 6.3.

Abb. 6.3
figure 3

Eintrag „O. K.“ im französischen Wörterbuch „Petit Robert“ (2018), S. 1736, Fokus auf Formen

Somit ist „O. K.“ die für die französischen WP-Daten normkonforme Variante.

Als nicht-normkonform gelten in den jeweiligen Sprachen dann alle weiteren Formvarianten.

2 Analyse und Klassifikation der Daten

Für die Analyse von OKAY-Formen wurde nicht auf die in Abschnitt 5.3 beschriebenen Stichproben zurückgegriffen. Für die Korpusstudie zu Formen wurden quantitative Datenerhebungen durchgeführt, da die vorhandenen WP-D-Daten nicht weiter eingeschränkt werden sollten, sondern ein möglichst umfassendes Bild aller Formvarianten herausgestellt werden sollte.

Auch bei diesen Erhebungen wurde COSMAS IIweb genutzt. Recherchiert wurde in den Wikipedia-Diskussionsseiten-Korpora der drei Sprachversionen: wdd15, wdf15 und wde15Footnote 1. Um einen möglichst guten RecallFootnote 2 zu erhalten, wurde die Suchabfrage „ok*“Footnote 3 gewählt, da sie wenig einschränkend ist. Mit dieser Anfrage kann nach allen Variationen gesucht werden, die über keine Abkürzungspunkte und/oder Leerstellen verfügen. Für Letztere wurde in einem weiteren Erhebungsschritt die Abfrage „o. k.“ verwendetFootnote 4. Die Trefferlisten wurden im Reiter „Ergebnispräsentation“ nach „Ansicht nach Wort-Types“ sortiert und im Anschluss absteigend nach relativer Trefferanzahl sortiert. Die daraus resultierende Ergebnistabelle findet sich in Abschnitt 6.3.

3 Ergebnisse der Untersuchung zu Form

In Tabelle 6.1 sind die absoluten sowie die relativen Häufigkeiten der 15 häufigsten OKAY-Formvarianten auf den Diskussionsseiten der deutschen, englischen und französischen Wikipedia aufgeführt. Sie sind absteigend nach relativer Häufigkeit sortiert, sodass die einzelnen Formen über ihre Spalten hinaus gut vergleichbar sind. Bereits bei der Auflistung der 15 häufigsten Formvarianten wird deutlich, welche Varianten in den Sprachen dominant sind, da die Häufigkeit bereits nach den ersten drei (für DE und FR) bzw. fünf (für EN) Positionen stark abnimmt.

Tabelle 6.1 Übersicht über die 15 häufigsten Formvariationen von OKAY auf den Diskussionsseiten der deutschen, englischen und französischen WP

Die häufigste Form in allen drei Sprachen besteht zugleich aus der wohl kürzesten Möglichkeit, OKAY auszudrücken: In allen drei Sprachen ist die Variante „OK“ bzw. „ok“ die häufigste. Auch auf Position 2 findet sich die gleiche OKAY-Formvariation, nur in anderer Majuskel-Minuskel-Ausführung. Erst auf Platz 3 wird lediglich für das Englische eine weitere Variation, nämlich „okay“, aufgelistet. Bei einzelner Prüfung der Sprachen zeigt sich im Deutschen eine eindeutige Präferenz für die Schreibweisen „OK“ und „okay“ sowie deren Varianten, wobei Erstere („ok“) fast dreifach so häufig vorkommt wie Letztere („okay“).

Im Englischen stellen sich ähnliche Ergebnisse heraus; auch hier wird eine klare Vorliebe für die Schreibweise „OK“ gefolgt von „okay“ deutlich. Dasselbe zeichnet sich in der Größenordnung ab; bereits die zweithäufigste Formvariante „Okay“ kommt nur noch weniger als halb so häufig vor wie „OK“ auf Position 1. Die Präferenz für eine Formvariante wird insbesondere im Französischen deutlich. Dort belegen Groß- bzw. Kleinschreibungsvariationen der Variante „OK“ die ersten drei Positionen. Die zweithäufigste Form „Okay“ ist beinahe nicht mehr relevant, was anhand der Größenordnung zwischen Position 1 und Position 4 verdeutlicht wird: Die Form „OK“ kommt über 63-mal häufiger in den WP-Daten vor als „Okay“. Mit 16 Treffern ist die Form „oké“ belegt. An der Häufigkeit dieser Form lässt sich feststellen, dass es sich nicht um eine als dominant auftretende Formvariante von OKAY im Französischen handelt, was die Schreibung mit „e avec accent aigu“ möglicherweise vermuten ließe.

Zur Überprüfung von H1-1 kann festgehalten werden: Auch wenn dominante Formen in allen Sprachen auftreten, wird mehr als eine Formvariante von OKAY verwendet, somit wurde H1-1 nicht falsifiziert.

Die in den Wörterbüchern beschriebenen normkonformen Varianten – „okay“, „o. k.“ sowie „O. K.“ für Deutsch, „OK“ für Englisch und „O. K.“ für Französisch – können in folgender Verteilung gegenübergestellt werden, vgl. Abb. 6.4.

Abb. 6.4
figure 4

Gegenüberstellung der Nicht-Normkonformität sowie Normkonformität von OKAY-Formvarianten

Abbildung 6.4 zeigt in Dunkelgrau die nicht-normkonformen Varianten und in Grau die normkonformen Varianten in den drei untersuchten Sprachen. Während im Deutschen und Französischen eindeutig eine Präferenz für nicht-normkonforme Varianten erkennbar ist, so verhält es sich im Englischen genau entgegengesetzt. In knapp drei Viertel aller OKAY-Verwendungen gebrauchen die WP-Beitragenden normkonforme Varianten, genauer die Variante „OK“. Die Hypothese H1-2 kann also teilweise falsifiziert werden, da im Englischen der Anteil der normkonformen OKAY-Formvariationen höher ist als der Anteil der nicht-normkonformen OKAY-Formvarianten. Die komplexe OKAY-Schreibweise mit Abkürzungspunkten und Leerzeichen, wie für das Französische im Wörterbucheintrag von „Petit Robert“ festgehalten, wird fast nicht verwendet (siehe Tabelle 6.1, fünf Treffer für „o. k.“). Dies spiegelt sich auch im Kreisdiagramm aus Abbildung 6.4 wider: Die Anzahl der als normkonform geltenden Schreibweisen ist im Französischen so gering (lediglich die fünf angesprochenen Treffer), dass sie mit 0 % dargestellt werden.

Kreative OKAY-Formvarianten, die im Verschriftlichungsprozess aufwendiger sind, werden ebenfalls von den Beitragenden verwendet, aber weniger frequent. Beispielhaft sind Formen wie „okidoki“, „oki“ und „okey-dokey“ zu nennen:

I'm not sure if my password still works for ProQuest, but it might. Please remind me in a few days if I haven't responded! (And, should I no longer have access, I believe User:Unint has access). –WP-A 20:15, 18 March 2007 (UTC)

Okey-dokey, will do.:) Cheers. –WP-B 00:09, 19 March 2007 (UTC)

Auch sind für das Englische und Französische OKAY-Verwendungen mit Vokaliterationen belegt, wie sie eingangs bereits für die deutschen WP-DBs beschrieben wurden. Iterationen stellen ein äußerst interessantes Phänomen dar, da sie gegen das Ökonomieprinzip verstoßen. Aus interaktionaler Sicht betrachtet sind von den Beitragenden verfasste Dopplungen nicht als redundant zu betrachten. So kann es für die Beitragenden beispielsweise ein hilfreiches Mittel sein, um ihren OKAYs einen gewissen Grad an Emotionalität zu verleihen. Allgemeine Rückschlüsse im Sinne von „mehr als drei-Vokaliterationen bedeutet Langeweile“ können aufgrund der wenigen Exemplare nicht gezogen werden.

Die OKAY-Form mit den meisten Vokaliterationen kommt im Englischen vor: „Okaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaay“Footnote 5 (32 A-Vokale). Im Englischen ist auch der Beitrag mit den häufigsten aufeinanderfolgenden OKAYs verankert: fünf Wiederholungen in der Form „OK OK OK OK OK“Footnote 6.

Die Studie zu Formvarianten von OKAY zeigt, dass es sowohl in seiner kürzesten Form als auch in langen, kreativen Verwendungsweisen von den Beitragenden in allen drei Sprachen verwendet wird. Es gibt in allen drei Sprachen eine klare Präferenz für kurze Schreibweisen wie „ok“. Daraus lässt sich schließen, dass Beschreibungen von OKAY in Bezug auf Normkonformität bei den Beitragenden eine untergeordnete Rolle spielen.

OKAY lässt sich vielfältig in die Beiträge integrieren und stilistisch so ausbauen, wie es den Beitragenden gefällt. Fragen danach, ob sich die eigene Präferenz für eine Schreibweise im Laufe der Zeit ändert oder ob es je nach Kontext verschiedene OKAY-Formen gibt, die von den Beitragenden eingesetzt werden, können Anknüpfungspunkte für weitere Untersuchungen sein. Dass Beitragende bei derselben OKAY-Form verbleiben, zumindest wenn sie es mehrfach im selben Beitrag verwenden, wird in den qualitativen Beispielanalysen in Abschnitt 8.2 ersichtlich.

Die gezeigte Analyse zu Formen von OKAY lässt somit noch eine Frage offen: „Welcher Okay-Typ seid ihr?“, vgl. Abb. 6.5.

Abb. 6.5
figure 5

Ausschnitt aus dem Facebook-Post „Welcher Okay-Typ seid ihr?“ vom Facebook-Account 1LIVE vom 28. Juni 2022Footnote

https://www.facebook.com/1LIVE/photos/a.188004226830/10158486663706831/.