FormalPara Zusammenfassung

Die Diagnosen der Krankenhauspatienten Footnote 1 bilden das gesamte vollstationäre Geschehen in den deutschen Krankenhäusern ab. Dieser Beitrag beschreibt die Ergebnisse der Diagnosedaten der Krankenhauspatienten für das Jahr 2020. Diese amtliche Statistik wird seit 1993 jährlich als Vollerhebung durchgeführt, alle Krankenhäuser in Deutschland sind auskunftspflichtig. Erfasst werden alle Patienten, die im Berichtsjahr aus der vollstationären Behandlung eines Krankenhauses entlassen werden. Im Jahr 2020 waren es mehr als 17 Mio. Patienten; damit ist die Fallzahl im Vorjahresvergleich deutlich gesunken. Die Ergebnisse der Diagnosen werden nach wichtigen Indikatoren wie Hauptdiagnosen, Alter, Geschlecht und Verweildauer dargestellt. Aufgrund geschlechts- und altersspezifischer Morbiditätshäufigkeiten werden die Ergebnisse teilweise standardisiert und so um den demographischen Effekt bereinigt. Dadurch sind bevölkerungsunabhängige Aussagen möglich.

The hospital diagnosis statistics reflect all inpatient cases in Germany. This paper describes the 2020 results. These official statistics are carried out annually since 1993 and include all hospitals in Germany. Hospitals are required to disclose information. The data cover all inpatients discharged from hospital in the respective year. In 2020, more than 17 million patients were treated in hospitals. Compared to the previous year, the numbers of patients have gone down clearly. The diagnosis data are described by key indicators such as main diagnosis, age, sex and average length of stay. Due to gender and age specific morbidity frequencies, some of the data are standardised and thus adjusted for demographic effects which allows statements independent of the actual age and sex structure of the population.

1 Vorbemerkung

In diesem Beitrag werden vornehmlich die Ergebnisse der Krankenhausdiagnosestatistik des Berichtsjahres 2020 vorgestellt und am Ende durch Angaben aus der fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) ergänzt. Die Diagnosestatistik ist ein Baustein der vierteiligen Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamtes. Über diese Statistik hinaus werden auch die Grunddaten der Krankenhäuser (Betten, Personal, Ausstattung, etc.), die Kosten (Personal-, Sachkosten, etc.) sowie die DRG-Statistik erfasst. Zusätzlich werden seit 2003 auch die Diagnosedaten von Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen mit mehr als 100 Betten erhoben.

Im Rahmen der Diagnosestatistik werden alle im Laufe des Berichtsjahres aus dem Krankenhaus entlassenen vollstationären PatientenFootnote 2 sowie die im Krankenhaus Verstorbenen erfasst. Bei mehrfach im Berichtsjahr vollstationär behandelten Patienten wird jeder Krankenhausaufenthalt als ein Fall nachgewiesen (Fallzahlenstatistik). Nicht nachgewiesen werden die vor- und nachstationären, teilstationären und ambulanten Behandlungsfälle. Die Angaben zur Diagnosestatistik entnehmen die Krankenhäuser der vorhandenen Patientendokumentation.

Um bevölkerungsunabhängige Vergleiche anstellen zu können, werden die Ergebnisse der Diagnosestatistik teilweise alters- und geschlechtsstandardisiert. Mit Hilfe der Standardisierung werden die Ergebnisse um den demographischen Effekt bereinigt. Dies erlaubt bevölkerungsunabhängige intertemporale und interregionale Vergleiche zwischen strukturell verschiedenen Gesamtheiten. Dadurch können Veränderungen beim Auftreten bestimmter Krankheiten aus rein epidemiologischer Sicht beurteilt werden, ohne dass die Ergebnisse durch sich verändernde Bevölkerungsstrukturen verzerrt werden. Genauer: Mit dieser Methode kann gezeigt werden, ob sich das Risiko jedes Einzelnen, an einer bestimmten Krankheit zu erkranken, erhöht hat oder nicht. Beispiel: Wenn im Vergleich zu 1995 heute mehr Menschen in Deutschland über 80 Jahre alt sind, treten in dieser Altersklasse entsprechend mehr Krankheitsfälle auf.Footnote 3 Trotz der höheren Zahlen bedeutet dies nicht, dass sich das Risiko des Einzelnen daran zu erkranken erhöht hat.

2 Kennzahlen der Krankenhauspatienten

Die Ergebnisse des Berichtsjahres 2020 sind gekennzeichnet durch die Auswirkungen der durch Covid-19 verursachten Pandemie. Während die Zahl der Behandlungsfälle im Vorjahr noch bei fast 19,9 Mio. lag, ist sie im Berichtsjahr 2020 um 13 % auf fast 17,3 Mio. Fälle gesunken und erreicht somit fast das Niveau des Berichtsjahres 2000 (17,2 Mio. Fälle). Es handelt sich hierbei um alle Krankenhausfälle inklusive Sterbe- und Stundenfälle einschließlich gesunder Neugeborener.

Während es im Vergleich der Berichtsjahre 2018 und 2019 zu einer moderaten Steigerung um gut 47.097 Fälle gekommen ist, liegt der Rückgang nun bei fast 2,6 Mio. Fällen. Diese Entwicklung betrifft sowohl männliche als auch weibliche Patienten und beeinflusst damit auch die Anzahl der Fälle je 100.000 Einwohner: Diese ist um 3.095 Fälle auf 20.683 Fälle je 100.000 Einwohner gesunken, wobei es im Vergleich zum Vorjahr bei den Männern einen Rückgang um −12,7 % und bei den Frauen um −13,3 % gab.

Inwieweit die Ergebnisse auch von demographischen Entwicklungen beeinflusst werden, lässt sich anhand der standardisierten RatenFootnote 4 ablesen. Zwischen 2015 und 2020 ist die standardisierte Zahl der Behandlungsfälle insgesamt um 3.377 Fälle (−14,0 %) zurückgegangen. Die standardisierte Rate der männlichen Patienten sank in diesem Zeitraum um −13,1 % und die der Frauen um −14,8 %.

Zu beachten ist hierbei, dass ein direkter Vergleich zwischen Männern und Frauen nur bedingt möglich ist, da Frauen von Natur aus wegen Schwangerschaft und Geburt häufiger im Krankenhaus behandelt werden.

Ein weiterer wichtiger Indikator für Aspekte wie mögliche Einsparpotenziale und Effizienz in Krankenhäusern ist die Verweildauer. Sie wird gleichermaßen als Ansatzpunkt für die Qualität der stationären Versorgung genutzt. Insbesondere die Notwendigkeit, die Kosten zu reduzieren, hat in den Vorjahren dazu geführt, dass die Patienten immer kürzer in den Krankenhäusern verweilen. Waren es im Jahr 2000 noch fast 10 Tage (9,7 Tage), ist diese Zahl kontinuierlich auf 7,4 Tage im Jahr 2015 gesunken. Seitdem sinkt sie nur noch langsam und erreicht in den Jahren 2019 und 2020 mit 7,2 Tagen den niedrigsten Wert. Eine weitere Senkung der Verweildauer scheint damit unwahrscheinlich, sofern sich die Rahmenbedingungen nicht ändern.

Darüber hinaus ist es sinnvoll, ein weiteres Indiz für mögliche Einsparpotenziale heranzuziehen. Die Entwicklung der Anzahl der Kurzlieger (1 bis 3 Tage im Krankenhaus) ist eng mit der Entwicklung der Verweildauer verknüpft, da sie einen konträren Verlauf aufweist. Das bedeutet, dass die Anzahl der Kurzlieger automatisch steigt, wenn die Verweildauer sinkt. Diese Entwicklung ist weiterhin sichtbar, auch wenn die absolute Zahl aufgrund der Auswirkungen der Pandemie zum ersten Mal unter der Vorjahreszahl liegt. Während im Berichtsjahr 2019 rund 8,9 Mio. Kurzlieger zu verzeichnen waren, lag diese Zahl im Jahr 2020 bei nur noch 7,9 Mio. Zwar widerspricht dies auf den ersten Blick der Tendenz, dass die Anzahl der Kurzliger per se steigt. Zu beachten ist hierbei, dass zwar die Zahlen insgesamt aufgrund der Pandemie deutlich zurückgegangen sind, der relative Rückgang bei der Zahl der Kurzlieger jedoch nicht so stark ausgefallen ist wie der Rückgang insgesamt (11 % zu 13 %) (Table 22.1).

Tab. 22.1 Kennzahlen der Patienten im Überblick, 2020. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Über die Jahre hinweg betrachtet zeigt sich somit folgendes Bild: Die Anzahl der Behandlungsfälle ist rückläufig, die Verweildauer konnte im fünften Jahr hintereinander auf einem sehr niedrigen Niveau gehalten werden. Es ist zu vermuten, dass diese Entwicklungen direkte Auswirkungen auf den ambulanten Sektor haben, beispielsweise in Form einer Verschiebung dorthin. In welchem Maße dies geschieht, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden (vgl. Fig. 22.1).

Abb. 22.1
figure 1

Kennzahlen im Zeitvergleich 2015–2020 (Index 2012 = 100)

3 Strukturdaten der Krankenhauspatienten

Sowohl in den Grunddaten und der DRG-Statistik als auch in der Diagnosestatistik wird die Anzahl der entlassenen Patienten ermittelt. Alle Statistiken werden unabhängig voneinander erhoben. Im direkten Vergleich der Diagnosestatistik mit den Grunddaten hat sich gezeigt, dass es eine unwesentliche Untererfassung in der Diagnosestatistik gibt (2020: 99,5 %).

3.1 Alters- und Geschlechtsstruktur der Patienten

Im Jahr 2020 waren von den über 17 Mio. Behandlungsfällen 8,3 Mio. männlichen und 8,9 Mio. weiblichen Geschlechts. Die Männer haben demnach einen Anteil von 48,2 % und die Frauen von 51,8 %. Bezogen auf die standardisierte Bevölkerung der jeweiligen Geschlechtsgruppe wurden durchschnittlich 18.954 Männer und 20.372 Frauen je 100.000 Einwohner stationär in den Krankenhäusern behandelt. Zusammengenommen wurden 19.700 Personen je 100.000 Einwohner im Krankenhaus als Behandlungsfall gezählt. Dies sind 3.065 Fälle je 100.000 Einwohner bzw. 13,5 % weniger als noch im Vorjahr.

Das Durchschnittsalter der Patienten hat sich weiter erhöht, im Jahr 2020 lag es bei 55,8 Jahren. Das durchschnittliche Alter der Männer betrug 56,2 Jahre und das der Frauen 55,5 Jahre. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Behandlungshäufigkeit mit dem Alter steigt. So wurden bspw. in der Gruppe der 15- bis 45-Jährigen 12.102 Personen je 100.000 Einwohner im Krankenhaus behandelt, während es in der letzten ausgewiesenen Altersgruppe der über 85-Jährigen 63.958 Personen waren, also mehr als fünfmal so viel.

Die altersspezifische Rate je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner ist seit dem Jahr 2015 bei den unter 15-Jährigen um −17,9 % gesunken, in der Altersgruppe der 15- bis unter 45-Jährigen ist ein Rückgang von −16,8 % zu verzeichnen. In der Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen ist die Zahl von 2015 auf 2020 um −13,1 % gesunken.

Bei einer genaueren Betrachtung der Alters- und Geschlechtsstruktur der Patienten im Jahr 2020 zeigt sich, dass in fast allen Altersgruppen mehr Männer je 100.000 Einwohner als Frauen stationär im Krankenhaus behandelt wurden (siehe Fig. 22.2). Bei den 15- bis 45-Jährigen zeigt sich zwar zunächst, dass mehr Frauen als Männer behandelt wurden. Dies ist jedoch auf Fälle zurückzuführen, die in Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (ICD-Positionen O00–O99) stehen. Rechnet man diese Fälle heraus, wurden nur in den Altersgruppen der 10- bis 15-Jährigen (6.083 Mädchen zu 5.780 Jungen), der 15- bis 20-Jährigen (9.958 Frauen zu 7.674 Männern) und der 20- bis 25-Jährigen (8.202 Frauen zu 7.737 Männern) mehr Frauen als Männer im Krankenhaus behandelt.

Abb. 22.2
figure 2

Alters- und Geschlechtsstruktur der Patienten 2020 je 100.000 Einwohner

Vergleicht man den Anteil der Absolutzahlen der Behandlungsfälle je Altersklasse, so zeigt sich ebenfalls, dass die männlichen Patienten in der Regel in der Überzahl waren: Zwar machen sie insgesamt nur 48,2 % der Patienten aus, in den Altersgruppen der unter 15-Jährigen und 45- bis 75-Jährigen liegen die Zahlen hingegen bei 53,4 und 54,8 %. Lediglich in den Altersgruppen der 15- bis 45-Jährigen (verursacht durch schwangerschaftsbedingte Behandlungen) und der 75-jährigen und älteren Patienten (verursacht durch den höheren Anteil der Frauen in den hohen Altersklassen) liegen die Zahlen der Männer unter denen der Frauen.

3.2 Verweildauer der Patienten

Seit dem Berichtsjahr 2003 wird die Fallzahl im Krankenhaus-Report erstmals inklusive der Stundenfälle veröffentlicht. Ein Stundenfall liegt dann vor, wenn Patienten zunächst zwar vollstationär aufgenommen werden, sich aber aufgrund der Lage keine Behandlungsnotwendigkeit ergibt oder sie versterben. Jeder Stundenfall wird als ein Fall mit einem Berechnungs-/Belegungstag in die Statistik aufgenommen. Dies hat zur Folge, dass die Verweildauer per se sinkt. Im Jahr 2020 gab es insgesamt 439.958 Stundenfälle, dies sind 82.575 Fälle weniger als noch im Jahr zuvor.

2020 lag die Verweildauer der Krankenhauspatienten inklusive der oben beschriebenen Stundenfälle bei durchschnittlich 7,2 Tagen und hat sich gegenüber dem Vorjahr ganz leicht um −0,1 % verringert. Insgesamt ist die Verweildauer seit dem Jahr 2015 um −2,5 % gesunken.

Bezogen auf das Geschlecht gibt es kaum Unterschiede. Der niedrigere Wert bei den Frauen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren ist wiederum auf schwangerschaftsbedingte Behandlungen zurückzuführen. Mit zunehmendem Alter (ab 50 Jahren) liegen Frauen länger als Männer in den Krankenhäusern. Am größten sind die Unterschiede bei den Altersgruppen 80 bis 85 Jahre und 85 bis 90 Jahre; hier lagen Frauen 0,5 Tage länger im Krankenhaus als Männer.

Insgesamt kann man festhalten, dass ungeachtet des Geschlechts die durchschnittliche Verweildauer in den Krankenhäusern bis zur Altersgruppe der 85- bis unter 90-Jährigen mit dem Alter kontinuierlich zunimmt und nur bei den Hochbetagten leicht abnimmt.

Im Jahr 2020 verbrachten insgesamt 7,9 Mio. Patienten zwischen einem und drei Tagen im Krankenhaus. Diese so genannten Kurzlieger hatten damit einen Anteil von 45,9 % an allen Behandlungsfällen. Im Jahr davor waren es noch 44,9 %. Vergleicht man die letzten Berichtsjahre miteinander, wird deutlich, dass immer mehr Patienten innerhalb von einem bis drei Tagen entlassen werden: Während im Jahr 2000 nur 4,7 Mio. Kurzlieger registriert wurden, liegt diese Zahl im Jahr 2020 mit 7,9 Mio. um über 3,2 Mio. darüber. Die Zahlen zeigen, dass es nach wie vor Ziel der Behandlungen ist, die Patienten früher als in den Vorjahren zu entlassen. Auf der einen Seite wird damit die Effektivität erhöht. Auf der anderen Seite aber steigt dadurch auch die Belastung des Personals, da es heute keine oder kaum Patienten in Krankenhäusern geben wird, die ohne oder nur mit wenig Betreuung (Pflege und ärztliche Versorgung) auskommen (Table 22.2).

Tab. 22.2 Verweildauer der Patienten 2020. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Insgesamt 424.635 Personen sind 2020 in den Krankenhäusern verstorben. Gemessen an der Anzahl der Verstorbenen in Deutschland insgesamt (985.572) beträgt der Anteil 43,1 %. Hierbei ist zu beachten, dass dieser Wert nur eine Annäherung darstellt, da beide Erhebungen, die Sterbefälle ausweisen (Krankenhausdiagnose- und Todesursachenstatistik), unterschiedliche Grundgesamtheiten haben. Die Todesursachenstatistik erfasst alle im Berichtsjahr Verstorbenen mit Wohnsitz in Deutschland und damit auch Staatenlose und Ausländerinnen und Ausländer, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben (so genanntes Inländerprinzip). Demgegenüber erfasst die Krankenhausdiagnosestatistik alle Patienten, die im Berichtsjahr in einem deutschen Krankenhaus verstarben, das heißt auch Patienten mit ausländischem Wohnort und ausländische Patienten (Inlandsprinzip).

3.3 Regionale Verteilung der Patienten

Bei dem Vergleich der Krankenhausfälle nach dem Wohnort der Patienten wird die standardisierte Rate herangezogen, um einen direkten Vergleich der Zahlen zu ermöglichen. Dies geschieht, indem die Fallzahl in eine Rate je 100.000 Einwohner umgerechnet wird. Anschließend wird die Fallzahl alters- und geschlechtsstandardisiert. Eine solche Standardisierung ist notwendig, da sich die Bevölkerung der Bundesländer im Hinblick auf ihre Alters- und Geschlechtsstruktur voneinander unterscheidet. Hierzu wird eine einheitliche Bevölkerungsstruktur in Anlehnung an die Ergebnisse des Zensus 2011 unterstellt, wodurch ein Vergleich der standardisierten Raten der Bundesländer ermöglicht wird. Die standardisierte Fallzahl sagt aus, wie viele Personen wegen einer bestimmten Krankheit vollstationär behandelt werden müssten, wenn die Altersstruktur der gewählten Standardbevölkerung von 2011 vorliegen würde (Fig. 22.3 Table 22.3).

Abb. 22.3
figure 3

Patienten (einschl. Stundenfälle) je 100.000 Einwohner nach Bundesländern (Wohnort) 2020 – standardisierte Rate und Vorjahresveränderung –

Tab. 22.3 Patienten nach Wohnort 2015 und 2020

Im Vergleich zu 2015 verringerten sich die Berechnungs- und Belegungstage sowie die Verweildauer weiter. Die standardisierte Fallzahl je 100.000 Einwohner sank in Deutschland nach Wohnort von 2015 zu 2020 um −16,1 %. Bei den Ländern sind die Veränderungsraten entsprechend. Insgesamt ist die Spannbreite der Veränderungsraten unterschiedlich groß.

Die größten Rückgänge bei der standardisierten Fallzahl sind in Bremen (−19,1 %), Hamburg (−18,6 %) und Bayern (−17,2 %) zu beobachten.

Weitere Veränderungen ergeben sich, wenn man die Berechnungs- und Belegungstage betrachtet. Die Rückgänge betragen −5,5 % im Saarland, −5,4 % in Rheinland-Pfalz und −4,7 % in Sachsen-Anhalt. Fast alle anderen Länder weisen ebenfalls Rückgänge auf. Dies hat auch Auswirkungen auf die durchschnittliche Verweildauer in den einzelnen Ländern. Wie zuvor schon gezeigt ist sie insgesamt in Deutschland in den letzten Jahren gesunken. Die Veränderungsraten der Verweildauer der Patienten nach dem Wohnortprinzip zwischen den Bundesländern variieren hierbei zwischen −5,5 % im Saarland und +3,7 % in Hamburg.

Bezogen auf die Standardbevölkerung von 2011 hat Sachsen-Anhalt mit 22.115 Fällen je 100.000 Einwohner die meisten Behandlungsfälle aufzuweisen, gefolgt vom Saarland mit 21.998 und von Thüringen mit 21.840 Fällen. Diese drei Länder liegen somit deutlich über dem standardisierten Wert für Deutschland (19.700 Fälle je 100.000 Einwohner). Die hinteren drei Plätze werden hierbei von Baden-Württemberg (16.748 Fälle), Bremen (17.448 Fälle) und Hamburg (17.975 Fälle) belegt.

Der Vergleich der Berichtsjahre 2019 zu 2020 zeigt unterschiedliche Veränderungsraten der standardisierten Rate der Krankenhausfälle zwischen den einzelnen Bundesländern. Am höchsten lag diese Zahl in Bayern (−14,7 %), Brandenburg (−14,2 %) und Rheinland-Pfalz (−14,1 %).

4 Struktur der Hauptdiagnosen der Krankenhauspatienten

In der Krankenhausstatistik wird die Hauptdiagnose nach der Internationalen Klassifikation der Krankheiten kodiert. Im Berichtsjahr 2020 galt die 10. Revision (ICD-10-GM). Die Hauptdiagnose wird gemäß den Deutschen Kodierrichtlinien angegeben und wird als diejenige Diagnose definiert, die nach Analyse hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Aufenthaltes des Patienten verantwortlich ist. Der Terminus „nach Analyse“ bezeichnet die Evaluation der Befunde am Ende des stationären Aufenthaltes, um diejenige Krankheit festzustellen, die hauptsächlich verantwortlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes war. Daher ist diese genaue Definition wichtig, da die nach Analyse festgestellte Hauptdiagnose nicht mit der Aufnahme- oder Einweisungsdiagnose übereinstimmen muss (Table 22.4).

Tab. 22.4 Patienten nach Diagnosekapiteln 2020. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

4.1 Diagnosen der Patienten

Die in Sect. 22.3.1 erläuterte Entwicklung der Behandlungsfälle durchzieht nicht jedes Diagnosekapitel. Die Zahlen zwischen den Kapiteln variieren zum Teil erheblich.

Doch zunächst ist es hilfreich, eine Art Rangliste der Kapitel der ICD nach Behandlungsfällen zu erstellen. Wie in den vorherigen Berichtsjahren auch waren die Krankheiten des Kreislaufsystems (I00 bis I99) die bedeutendsten Krankheiten in Deutschland. Knapp 2,6 Mio. Fälle sind diesem Kapitel zuzuordnen, was einem Anteil von rund 14,9 % an allen Kapiteln entspricht. Im Vergleich zu 2015 ist die Zahl dieser Behandlungsfälle um −11,0 % gesunken.

An zweiter Stelle liegen die Neubildungen (C00 bis D48). Sie stellen nach den Krankheiten des Kreislaufsystems mit knapp 1,8 Mio. Fällen (10,3 % an allen Behandlungsfällen) die wichtigste Diagnosegruppe dar. Im Vergleich zu 2015 ist die Zahl um −3,0 % gesunken. An dritter Stelle folgen die Krankheiten des Kapitels S00 bis T98 (Verletzungen und Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen) mit knapp 1,8 Mio. Fällen und einem Anteil von 10,2 % an allen Diagnosen (Table 22.5).

Tab. 22.5 Hauptdiagnose nach Diagnosekapiteln im Zeitverlauf 2015–2020. Hauptdiagnose nach Diagnosekapiteln 2020, 2019 und 2015

Ein wichtiges Indiz für die Qualität der Krankenhausdiagnosestatistik ist die Anzahl und der Anteil derjenigen Fälle, die keine Diagnoseangabe beinhalten. Im ersten Jahr der Erhebung (1994) wurden noch 95.860 Behandlungsfälle ohne Diagnoseangaben gezählt, was einem Anteil von 0,6 % entspricht. Mit einem Anteil von 0,0008 % im Jahr 2020 liegt dieser Wert aktuell auf einem kaum messbaren Niveau. Vor allem die Entwicklung der letzten Jahre zeigt deutlich, dass die Datenqualität der Krankenhausdiagnosestatistik erheblich verbessert werden konnte und nun auf ein Niveau gestiegen ist, bei dem man von vollständiger Erfassung aller Fälle und deren Zuordnung zu einer Diagnose sprechen kann. Dies beweist auch, dass die Dokumentation in den Krankenhäusern vor allem auch im Hinblick auf abrechnungsrelevante Anforderungen ständig optimiert und angepasst wird.

Um den demographischen Effekt bereinigt (standardisierte Rate) haben bezogen auf 100.000 Einwohner in den Jahren 2015 und 2020 die Fälle der infektiösen und parasitären Krankheiten (A00 bis B99) mit −30,8 % den größten Rückgang zu verzeichnen, gefolgt von den Symptomen und abnormen klinischen und Laborbefunden, a. n. k. (R00 bis R99) mit −26,0 %. Rückgänge sind auch bei den Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes (H60 bis H95) und den Krankheiten des Atmungssystems (J00 bis J99) festzustellen (Table 22.6).

Tab. 22.6 Veränderungsraten der Patienten je 100.000 Einwohner 2015 zu 2020 – standardisierte Rate – standardisiert mit der Standardbevölkerung Deutschland 2011a

4.2 Diagnosen nach Alter und Geschlecht

Die häufigste Einzeldiagnose bei stationären Behandlungsfällen insgesamt war im Jahre 2020 die Diagnose Lebendgeborene nach dem Geburtsort (Z38) – sie wurde insgesamt 534.497-mal gezählt. Mit 429.104 Behandlungsfällen war die Herzinsuffizienz (I50) der zweithäufigste Anlass für eine stationäre Versorgung. Dies sind 58.143 Fälle weniger als noch im Jahr zuvor (487.247 Behandlungsfälle).

Bei den weiblichen Patienten war die Position Lebendgeborene nach dem Geburtsort (Z38) die häufigste Diagnose, auf sie entfallen 266.126 Fälle. An zweiter Stelle folgt die Herzinsuffizienz (I50), die in 213.222 Fällen der Grund für einen stationären Aufenthalt war. Bei dieser Diagnose lag das Durchschnittsalter der Patientinnen bei 81 Jahren. Vorhofflattern und Vorhofflimmern (I48) war in 139.246 Fällen der Behandlungsgrund, das Durchschnittsalter betrug 74 Jahre. Die Spontangeburt eines Einlings (O80) folgte mit rund 134.217 Fällen. Die Patientinnen waren durchschnittlich 31 Jahre alt.

Bei den männlichen Patienten liegen die Lebendgeborenen nach dem Geburtsort (Z38) mit 268.371 Fällen an erster Stelle, gefolgt von der Herzinsuffizienz (I50) mit 215.882 Fällen. Die Psychischen und Verhaltensstörungen durch Alkohol (F10) waren der dritthäufigste Anlass für Männer, sich einer stationären Behandlung zu unterziehen. Hier wurden rund 179.264 Fälle behandelt.

Über alle Diagnosen hinweg lag das Durchschnittsalter der Frauen bei 55,5 und das der Männer bei 56,2 Jahren (vgl. Table 22.7).

Tab. 22.7 Die 10 häufigsten Hauptdiagnosen der männlichen und weiblichen Patienten (einschließlich Sterbe- und Stundenfälle) 2020. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Beim Vergleich der Anzahl der Behandlungsfälle nach den Diagnosekapiteln der ICD zeigt sich, dass beide Geschlechter unterschiedlich von Krankheiten betroffen sind und nur bei wenigen Kapiteln eine annähernde Übereinstimmung entsprechend der Verteilung der Frauen und Männer in der Bevölkerung festzustellen ist. Grundsätzlich zeigt der Aufbau der Bevölkerung, dass von den knapp 83,2 Mio. Einwohnern ca. 50,7 % Frauen und ca. 49,3 % Männer sind.

Die größten Übereinstimmungen anhand der absoluten Zahl der Behandlungsfälle ergeben sich demnach in den Kapiteln Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00 bis Z99) und Krankheiten des Urogenitalsystems (N00 bis N99). Dagegen sind bei den Krankheiten des Atmungssystems (J00 bis J99) und bei angeborenen Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00 bis Q99) Männer überdurchschnittlich häufig vertreten. Hier liegt der Anteil mit 56,3 % bzw. 56,1 % deutlich über dem eigentlichen Bevölkerungsanteil. Ausgenommen das Kapitel Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett dominieren Frauen in den Diagnosekapiteln E00 bis E99 (Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten) und D50 bis D90 (Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems). Hier liegt ihr Anteil mit 55,5 und 55,2 % über ihrem eigentlichen Anteil in der Bevölkerung. Aber auch die Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (M00 bis M95) sowie Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes (H60 bis H95) betreffen mit einem Anteil von 55,0 % bzw. 53,3 % eher Frauen als Männer (Fig. 22.4).

Abb. 22.4
figure 4

Patienten nach Diagnosekapiteln 2020 – Anzahl in 1.000

Zum Abschluss werden die Hauptdiagnosen nach Altersgruppen und Geschlecht betrachtet. Dabei wird nachfolgenden Altersgruppen differenziert: unter 15-Jährige, 15- bis 45-Jährige, 45- bis 65-Jährige und über 65-Jährige.

Sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen im Alter unter 15 Jahren wurde 2020 als häufigste Diagnose die Geburt gezählt (266.126 Fälle bei Mädchen und 268.371 bei Jungen). Mit weitem Abstand rangieren die Intrakraniellen Verletzungen (25.222 Fälle bei Mädchen und 31.589 bei Jungen), die Störungen im Zusammenhang mit kurzer Schwangerschaftsdauer und niedrigem Geburtsgewicht (25.347 Mädchen und 26.968 Jungen). Dahinter waren es bei den Mädchen die Sonstige und nicht näher bezeichnete Gastroenteritis und Kolitis infektiösen oder nicht näher bezeichneten Ursprungs (10.458 Fälle) und bei den Jungen die Akute Bronchitis (17.434 Fälle).

In der Altersgruppe der 15- bis 45-Jährigen unterscheidet sich das Bild: Bei den Frauen dominieren deutlich die Diagnosen mit Bezug auf das gebärfähige Alter: Mit 134.028 Fällen steht hier die Spontangeburt eines Einlings an erster Stelle. Dahinter liegt der Vorzeitige Blasensprung (95.149 Fälle) und der Dammriss unter der Geburt (83.395 Fälle). Bei den Männern dieser Altersgruppe hingegen sind die Krankenhausaufenthalte hauptsächlich durch Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol (74.025 Fälle), Schizophrenie (32.115 Fälle) sowie Intrakranielle Verletzungen (26.997 Fälle) bedingt.

Die Psychischen und Verhaltensstörungen durch Alkohol (89.384 Fälle) sind es auch, die Männer im Alter zwischen 45 und 65 Jahren hauptsächlich ins Krankenhaus bringen. Das Vorhofflimmern und Vorhofflattern liegen an zweiter Stelle (51.770 Fälle), gefolgt vom Akuten Myokardinfarkt 50.905 Fällen. Bei den Frauen sind die Bösartigen Neubildungen der Brustdrüse in 54.279 Fällen verantwortlich für eine stationäre Behandlung. Die Cholelithiasis (44.153 Fälle) und Rezidivierende depressive Störung (37.323 Fälle) liegen dahinter.

In der letzten hier erwähnten Altersgruppe (65 und älter) ist es die Herzinsuffizienz, die sowohl bei den Männern (183.936 Fälle) als auch bei den Frauen (199.648 Fälle) die häufigste Hauptdiagnose darstellt. An zweiter Stelle liegt die Diagnose Fraktur des Femurs (Oberschenkelknochen) mit 121.768 Fällen bei den Frauen, gefolgt vom Vorhofflattern und Vorhofflimmern mit 115.907 Fällen. Bei den Männern liegt das Vorhofflattern und Vorhofflimmern (96.559 Fälle) auf dem zweiten Platz und der Hirninfarkt mit 92.140 Fällen an dritter Stelle.

Bei den genannten Altersgruppen gibt es bis auf wenige Ausnahmen keine großen Ausreißer bei den Diagnosen. Bei den Frauen sorgen einzig die durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett ausgelösten Fälle für hohe Zahlen in der Altersgruppe der 15- bis 45-Jährigen (Table 22.8).

Tab. 22.8 Die fünf häufigsten Hauptdiagnosen der männlichen und weiblichen Patienten 2020 nach ausgewählten Altersgruppen. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

4.3 Verweildauer bei ausgewählten Diagnosen

Der Trend der letzten Jahre hält weiter an – die Verweildauer der stationär in den Krankenhäusern Behandelten ist weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau (vgl. Table 22.9). Insgesamt betrug sie im Jahr 2020 wie auch schon 2019 im Schnitt 7,2 Tage. Verglichen mit dem Jahr 2015 beträgt der Rückgang 0,2 Tage, noch deutlicher ist der Vergleich mit dem Berichtsjahr 2000: Hier lag die durchschnittliche Verweildauer noch bei 9,7 Tagen.

Tab. 22.9 Verweildauer der Patienten (einschl. Sterbe- und Stundenfälle) nach Diagnosekapiteln 2015, 2019 und 2020. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Die Verteilung der durchschnittlichen Verweildauer über die Kapitel hinweg ist unterschiedlich. Die längste Verweildauer weisen nach wie vor die Psychischen und Verhaltensstörungen auf (F00 bis F99), hier betrug sie 23,2 Tage. An zweiter Stelle folgen mit großem Abstand die Diagnosen aus dem Bereich Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben (P00 bis P96), mit 8,1 Tagen durchschnittlicher Verweildauer. Am kürzesten mussten Patienten im Krankenhaus liegen, die wegen Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00 bis Z99), und Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde (H00 bis H59) behandelt wurden. Sie konnten im Schnitt schon nach drei Tagen (2,7 Tage bzw. 3 Tage) nach Hause gehen. Mit 3,4 Tagen liegen die Behandlungsfälle aufgrund von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00 bis O99) an dritter Stelle, gefolgt von der Diagnose Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes (H60 bis H95) mit 3,6 Tagen.

Bei der Untersuchung der Veränderungsraten bieten sich zwei Vergleiche an; zum einen der Vergleich zum Vorjahr (2020 zu 2019), zum anderen der längerfristige Vergleich zum Jahr 2015. Bezogen auf den Vergleich mit dem Vorjahr ergibt sich folgendes Bild: Die größte Veränderung betrifft das Kapitel Krankheiten des Atmungssystems (J00 bis J99). Die Verweildauer ist hier um 8,1 % auf 7,2 Tage gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Bei einem Vergleich über die letzten Jahre (2020 zu 2015) ergibt sich folgendes Bild: Bei nahezu allen Diagnosekapiteln der ICD zeigt sich, dass die durchschnittliche Verweildauer im Vergleich zu 2015 gesunken ist. Den größten Rückgang verzeichnet hier das Kapitel Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00 bis Z99). Hier konnte die Verweildauer um −13,6 % gesenkt werden. Der Rückgang bei dem Kapitel Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben (P00 bis P96), betrug −11,1 %.

Die Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (S00 bis T98) verzeichnen mit −2,5 % den geringsten Rückgang, gefolgt von Endokrinen, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00 bis E99) sowie den Krankheiten des Urogenitalsystems (N00 bis N99) mit je −4,2 %. Die Verweildauer bei Psychischen und Verhaltensstörungen (F00 bis F99) ist dagegen um 11,0 % angestiegen.

Insgesamt wurden 74,0 % der Patienten (12,8 Mio. Fälle) innerhalb von sieben Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich dieser Anteil um 0,4 Prozentpunkte. Diese Patientengruppe verursachte 32,3 % aller Berechnungs- und Belegungstage. Innerhalb von 14 Tagen wurden insgesamt 88,5 % der Patienten aus der vollstationären Behandlung entlassen. Mit 51,9 % fiel somit über die Hälfte aller Berechnungs- und Belegungstage in dieser Verweildauer an. Die Anzahl der Langlieger (mit einer Verweildauer von über einem Jahr) lag 2020 bei 1.386 Fällen (2019: 309 Fälle) und ist damit erheblich angestiegen (vgl. Table 22.2).

4.4 Regionale Verteilung der Diagnosen

Im Folgenden werden die in den Krankenhäusern vollstationär behandelten Patienten nach Hauptdiagnose auf Länderebene analysiert. Die Auswertung der Daten nach dem Wohnort und nicht nach dem Behandlungsort der Patienten gibt Aufschluss über die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner eines Bundeslandes, die wegen bestimmter Erkrankungen vollstationär behandelt wurden. Sie ist damit wichtig für epidemiologische Aussagen. Der Wohnort der Patienten lässt jedoch keine Rückschlüsse auf den Behandlungsort zu, denn es ist gängige Praxis, dass sich Patienten auch in anderen Bundesländern einer vollstationären Krankenhausbehandlung unterziehen.

Um den demographischen Effekt auszuschließen, werden auch hier die standardisierten Daten herangezogen. Demnach ließen sich die meisten Patienten je 100.000 Einwohner in Sachsen-Anhalt behandeln (22.115 Fälle je 100.000 Einwohner), auf den Plätzen zwei und drei folgen das Saarland mit 21.998 Fällen und Thüringen mit 21.840 Fällen (vgl. Table 22.10). Bezogen auf diese Quote weist Baden-Württemberg mit 16.748 Fällen je 100.000 Einwohner den niedrigsten Wert auf und lag somit um 15,0 % unter dem Bundesdurchschnitt (19.700 Fälle je 100.000 Einwohner).

Tab. 22.10 Patienten nach Diagnosekapiteln und Wohnort je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner 2020 – standardisierte Rate. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Auch bei den standardisierten Raten bezogen auf die einzelnen Diagnosekapitel ergeben sich Unterschiede auf regionaler Ebene. Demnach wiesen die Sachsen-Anhaltiner mit 3.414 Fällen je 100.000 Einwohner die meisten stationär versorgten Krankheiten des Kreislaufsystems (I00 bis I99) auf und lagen damit um 19,8 % über dem Bundesdurchschnitt (2.849 Fälle). An zweiter Stelle liegen die Saarländer mit 3.301 Patienten je 100.000 Einwohner.

Der standardisierte Bundesdurchschnitt bei den Neubildungen (C00 bis D48) betrug 2.045 Fälle je 100.000 Einwohner. Baden-Württemberg (1.772 Fälle) und Hamburg (1.818 Fälle) lagen um 13,3 und 11,1 % unter dem Bundesdurchschnitt und wiesen damit im Bundesvergleich die geringste Quote an vollstationären Behandlungsfällen auf. Über dem Bundesdurchschnitt liegen insbesondere Thüringen mit 2.421 Fällen und Brandenburg mit 2.353 Fällen je 100.000 Einwohner.

Wegen Krankheiten des Verdauungssystems (K00 bis K99) mussten sich im Jahr 2020 im Saarland 2.292 Patienten je 100.000 Einwohner behandeln lassen. Sachsen-Anhalt liegt mit 2.272 Patienten auf dem dahinterliegenden Platz. Der Bundesdurchschnitt von 1.985 Fällen wird insbesondere von den Ländern Bremen (1.605 Fälle) und Baden-Württemberg (1.625 Fälle) unterboten.

Die letzte hier erwähnte Diagnosegruppe sind Psychische und Verhaltensstörungen (F00 bis F99). Insgesamt elf Länder liegen über dem Bundesdurchschnitt von 1.235 Patienten. Mit 1.472 Fällen je 100.000 Einwohner liegt das Saarland an der Spitze und damit 19,3 % über dem Bundesdurchschnitt. Auch Mecklenburg-Vorpommern (1.413 Fälle) und Sachsen-Anhalt (1.397 Fälle) liegen weit über dem Bundesdurchschnitt. Demgegenüber liegen Baden-Württemberg und Hessen mit 13,4 und 8,7 % unter dem standardisierten Durchschnitt für Deutschland (Fig. 22.5).

Abb. 22.5
figure 5

Patienten (einschl. Sterbe- und Stundenfälle) mit Krankheiten des Kreislaufsystems nach Bundesländern (Wohnort)

5 Entwicklung ausgewählter Diagnosen 2015 bis 2020

Die Anteile der Diagnosen der Patienten haben sich im Zeitverlauf unterschiedlich entwickelt. Die Zahl bestimmter Diagnosen ist angestiegen, andere Diagnosen verzeichneten dagegen einen Fallrückgang. Für einen Vergleich der Diagnosen der Patienten werden die Veränderungen der Diagnosen auf dreistelliger Ebene in den Jahren 2015 bis 2020 dargestellt. Es werden alle Diagnosen in die Analyse einbezogen, die im Jahr 2020 mindestens 10.000 Fälle aufwiesen. Dargestellt werden die zehn Diagnosen mit den größten prozentualen Veränderungsraten vom Jahr 2020 gegenüber 2015. Bei Interesse an allen Positionen auf drei- oder vierstelliger Ebene finden Sie im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes auf der Themenseite Gesundheit (www.destatis.de) entsprechende Informationen. Diese können auch als Sonderauswertung beim Statistischen Bundesamt angefordert werden (gesundheit@destatis.de).

In Table 22.11 werden die zehn Diagnosen mit den größten Veränderungsraten dargestellt. Auffällig dabei ist, dass sich darunter im Gegensatz zu den Vorjahren weitaus weniger Diagnosen befinden, die den Zusatz „sonstige“ haben.

Tab. 22.11 Die 10 Hauptdiagnosen mit den größten Zuwächsen und Rückgängen 2015/2020a. (Quelle: Statistisches Bundesamt)
Tab. 22.11 (Fortsetzung)

Die Hauptdiagnose J12 (Viruspneumonie, anderenorts nicht klassifiziert) verzeichnete im Vergleich der Jahre 2015 und 2020 die größten Zuwächse: Ihre Zahl ist um 1.039,7 % angestiegen. Den zweiten Platz belegt die Diagnose J10 (Grippe durch saisonale Influenzaviren). Sie ist in diesem Zeitraum um 204,9 % angestiegen, gefolgt von der Position A49 (Bakterielle Infektion n. n. bez. Lokalisation) mit einem Zuwachs um 113,1 %.

Diese Parallelität der Entwicklung legt den Schluss nahe, dass es nicht zu einer Verbesserung oder Verschlechterung der Situation bei einzelnen Diagnosen gekommen ist, sondern lediglich zu einer Verlagerung und genaueren Dokumentation. Inwieweit ökonomische Anreize zu einer anderen Kodierung beitragen, kann an dieser Stelle nicht gesagt werden.

6 Ergebnisse der DRG-Statistik zu Covid-19-Pandemie

Spezifische Daten zu Krankenhausbehandlungen mit oder wegen einer Corona-InfektionFootnote 5 liegen auf Basis der Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) vor. Die Corona-Pandemie führte in den Krankenhäusern nicht nur zu deutlich weniger Behandlungsfällen, wie eingangs gezeigt werden konnte, sondern weiterhin auch zu weniger Operationen. Besonders stark war der Rückgang in der ersten Corona-Welle. Bei den Krankenhäusern, die im Rahmen des aG-DRG-Entgeltsystems abrechnen und in der Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik nachgewiesen werden, gab es im Jahr 2020 fast 2,5 Mio. oder 13,1 % weniger Krankenhausbehandlungen als im Vorjahr. So niedrig waren die Fallzahlen zuletzt im Jahr 2006. Auch die Zahl der Operationen ging zurück: 2020 wurden in den deutschen Krankenhäusern 690.000 oder 9,7 % weniger Patienten operiert als im Vorjahr – so wenige wie zuletzt im Jahr 2005 (Fig. 22.6).

Abb. 22.6
figure 6

Krankenhausfälle1 und operative Eingriffe nach dem Aufnahmemonat2 2019–2020

Besonders stark war der Rückgang der Behandlungszahlen in der ersten Corona-Welle im April 2020 mit über einem Drittel (−35 %) weniger stationären Behandlungsfällen als im Vorjahresmonat. Auch die Zahl der Fälle mit Operation ging zurück, und zwar mit 37 % weniger Fällen als im April 2019 noch etwas stärker als die Gesamtzahl der Behandlungsfälle. In den folgenden Monaten stiegen die Gesamtbehandlungszahlen zwar, allerdings war der Abstand zum Vorjahresniveau erheblich. Etwas anders sah es bei der Zahl der Behandlungsfälle mit Operation aus: Diese lag im Juni 2020 sogar leicht über und danach nur leicht unter dem Vorjahresniveau. Dies zeigt, dass zunächst verschobene Operationen im weiteren Jahresverlauf teilweise nachgeholt werden konnten. Im November 2020 sind die Zahlen dann erneut zurückgegangen und lagen auch im Dezember 2020 deutlich unter dem Vorjahresniveau. Bei der Betrachtung der Behandlungszahlen im Dezember ist allerdings zu beachten, dass Patienten, die über den Jahreswechsel hinaus im Krankenhaus waren, erst bei ihrer Entlassung im Jahr 2021 in die Statistik einfließen.

Im Jahr 2020 erfolgten rund 176.000 Krankenhausaufenthalte von Patienten mit oder wegen einer Covid-19-Infektion.Footnote 6 Davon wurden 137.360 (78 %) als Notfälle in das Krankenhaus eingewiesen. Mehr als jede sechste (17,9 %) mit oder wegen Covid-19 behandelte Person ist im Krankenhaus verstorben. Das waren rund 31.600 Personen.

Einer hohen Gefährdung durch Covid-19 unterlagen vor allem ältere und hochbetagte Menschen. 33 % der Menschen, die aufgrund einer Covid-19-Diagnose im Krankenhaus behandelt wurden, waren über 80 Jahre alt. 60- bis 80-Jährige machten 36 % dieser Patienten aus, 31 % waren jünger.

In jüngeren Altersgruppen, vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sind schwere Verläufe seltener und asymptomatische Covid-19-Infektionen häufiger. Beispielsweise waren nur 2.379 Kinder unter 15 Jahren mit oder wegen einer nachgewiesenen Infektion im Krankenhaus. Das waren 1,4 % aller mit oder wegen einer Covid-19-Infektion im Krankenhaus behandelten Patienten.

Einschlägige Erkrankungen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion sind vor allem akute Atemwegserkrankungen. Weitere Organbeteiligungen oder Komplikationen können auftreten. Typischerweise traten bei den mit oder wegen einer Covid-19-Infektion behandelten Patienten im Jahr 2020 vor allem Infektionen der unteren Atemwege auf, am häufigsten eine durch das Virus ausgelöste Lungenentzündung (85.158 Fälle) siehe Table 22.12. Weitere Diagnosen waren eine nicht näher bezeichnete Infektion der unteren Atemwege (3.875 Fälle), eine akute Bronchitis (2.392 Fälle) sowie eine Viruspneumonie (1.562 Fälle). Bei weiteren 1.920 Fällen erfolgte die Behandlung wegen des Atemnotsyndroms ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome oder akutes Lungenversagen). Zusammengenommen waren somit 94.907 oder 53,9 % der Behandelten mit einer nachgewiesenen Covid-19-Infektion aufgrund von Infektionen der unteren Atmungsorgane im Krankenhaus.

Tab. 22.12 Erkrankungen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Rund 36.900 dieser Personen, also gut ein Fünftel (20,9 %), mussten intensivmedizinisch versorgt werden. 58,1 % oder rund 21.400 der intensivmedizinisch versorgten Covid-19-Patienten mussten künstlich beatmet werden. Ihre durchschnittliche Beatmungsdauer lag bei 254 h, also bei fast 11 Tagen. Mit rund 31.600 Personen ist mehr als jede sechste (17,9 %) mit oder wegen Covid-19 behandelte Person im Krankenhaus verstorben. Ihr Durchschnittsalter lag bei 80,3 Jahren.

Von einer Rückkehr zur Normalität waren die Krankenhäuser auch im Jahr 2021 weit entfernt. Der Trend mit einem weiteren Rückgang sowohl bei den Behandlungsfällen (−0,8 %) als auch bei den operierten Patienten (−0,4 %) setzte sich weiter fort. Und nach wie vor beeinflussten auch Infektionen mit Covid-19 maßgeblich das Behandlungsgeschehen auf den Krankenhausstationen. Im zweiten Pandemie-Jahr wurden 386.086 Patienten mit oder wegen einer Covid-19-Infektion stationär versorgt. Rund 91.986 dieser Personen, also knapp ein Viertel (23,8 %), mussten intensivmedizinisch versorgt werden.

Bislang erfolgten damit in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 insgesamt rund 562.229 Krankenhausaufenthalte von Patienten mit oder wegen einer Covid-19-Infektion. Intensivmedizinisch behandelt wurden davon 128.840 Patienten. 94.182 mit oder wegen Covid-19 behandelte Personen sind im Krankenhaus verstorben. Inwieweit verschobene oder nicht durchgeführte Behandlungen und Operationen in den Pandemiejahren darüber hinaus zu einem schlechteren Gesundheitszustand der Bevölkerung und damit möglicherweise auch zu höheren Sterbefallzahlen führen, kann noch nicht beantwortet werden.

7 Ausblick

Die Ergebnisse der Krankenhausstatistik bilden die statistische Basis für viele gesundheitspolitische Entscheidungen des Bundes und der Länder und dienen den an der Krankenhausfinanzierung beteiligten Institutionen als Planungsgrundlage. Die Erhebung liefert wichtige Informationen über das Volumen und die Struktur der Leistungsnachfrage und der Morbiditätsentwicklung in der stationären Versorgung. Darüber hinaus wird auf dieser Datengrundlage eine Einzugsgebietsstatistik erstellt, die u. a. Aufschluss über die Patientenwanderung gibt. Durch die Alters- und Geschlechtsstandardisierung der Ergebnisse dient die Diagnosestatistik auch der epidemiologischen Forschung. So konnte in diesem Beitrag dargestellt werden, dass sich die Inanspruchnahme stationärer Leistungen im Hinblick auf die zugrundeliegenden Erkrankungen im Laufe der Jahre leicht ändert und dass es geschlechtsspezifische wie regionale Unterschiede gibt.

Die durch Covid-19 ausgelöste Pandemie hat im stationären Sektor zu deutlichen Verschiebungen geführt: So sind die Fallzahlen und viele andere Indikatoren zum Teil entgegen vorherigen Trends erheblich gesunken. Für langfristige Trendanalysen wird man die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 so lange gesondert betrachten müssen, wie die Pandemie anhält und deren Auswirkungen festzustellen sind. Exakte Gründe für den starken Rückgang können im Rahmen dieses Beitrages nicht ermittelt werden. Es ist davon auszugehen, dass planbare Eingriffe und der damit verbundene stationäre Aufenthalt möglichst verschoben wurden, um Kapazitäten freizuhalten. Jedoch können solche planbaren Eingriffe nicht auf Dauer verschoben werden, wenn sie medizinisch indiziert sind. Es muss daher mit einem Anstieg von derartigen Behandlungen in den kommenden Jahren gerechnet werden. Ein weiterer Grund für die starke Abnahme der Fallzahlen kann auch die Angst der Patienten vor einer möglichen erhöhten Gefahr der Ansteckung an Covid-19 sein.

Eine Betrachtung und Vergleich aller Datengrundlagen sowohl aus dem stationären wie auch aus dem ambulanten Sektor kann zu einigen dieser Fragen mit Sicherheit wichtige Hinweise geben.