Die Lezioni Accademiche

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Evangelista Torricelli

Part of the book series: Mathematik im Kontext ((Mathem.Kontext))

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Zusammenfassung

Dieses Kapitel zeigt eine andere, weniger beachtete Seite Torricellis: Torricelli als Redner, dem es gelingt, mit anschaulichen Bildern einem Laienpublikum seine Theorien näherzubringen, als bescheidener, nicht nach Ruhm strebender Mensch, als Belesener, dem die Werke der römischen Dichter Horaz, Vergil und Ovid geläufig sind, und der auch mit der römischen Geschichte vertraut ist. Torricelli hat gelegentlich sogenannte „Akademische Vorträge“ gehalten, insgesamt zwölf an der Zahl. Die ersten acht hat er in der Zeit von August 1642 bis September 1643 als Dank für seine am 11. Juni 1642 in Anerkennung seiner Gewandtheit in der italienischen Sprache erfolgte Aufnahme in die Accademia della Crusca vorgetragen, den neunten („Zum Lobe der Mathematik“) als Antrittsvorlesung an der Universität Florenz, die beiden folgenden an der Accademia del Disegno, den letzten schließlich vor versammelten Freunden im Rahmen der Accademia dei Percossi.

Wir, die unterzeichneten Zensoren [...],

haben nach Durchsicht des Werks

unseres Mitglieds Evangelista Torricelli

mit dem Titel Akademische Vorträge

gemäß dem [...] vorgeschriebenen Gesetz

darin keine sprachlichen Fehler bemerkt.(*)

(*) «Noi appiè sottoscritti Censori, e Deputati, riveduta a forma della Legge prescritta dalla Generale Adunanza dell’Anno 1705 la seguente Opera dell’Innominato Evangelista Torricelli, intitolata Lezioni Accademiche ec. non abbiamo in essa osservati errori di Lingua.».

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Notes

  1. 1.

    Eine von dem Maler und Dichter Salvator Rosa (1615–1673), zusammen mit einigen jungen Vertretern der Künste, der Philosophie und der Wissenschaften (darunter auch Torricelli und Viviani), in Florenz ins Leben gerufene Vereinigung nach dem Vorbild der früheren Confraternite oder Compagnie (Bruderschaften, die sich regelmäßig zu religiösen Übungen zusammenfanden und die auch im sozialen Bereich tätig waren). Bei Zusammenkünften im Hause von Rosa wurden vor allem satirische Gedichte rezitiert. Das einzige überlieferte Epigramm Torricellis haben wir im Kap. 1 (S. 15) wiedergegeben. Angeblich hat Torricelli hier auch selbstverfasste Komödien vorgetragen, von denen aber keine erhalten geblieben ist. – „Accademia dei Percossi“ bedeutet wörtlich „Akademie der Gestoßenen (oder auch der Geschlagenen)“.

  2. 2.

    Nach dem Motto: „Die Spreu vom Weizen trennen“ – „Crusca“ bedeutet soviel wie „Kleie“. Die Accademia gab 1612 mit dem Vocabolario degli Accademici della Crusca das erste Wörterbuch der italienischen Sprache heraus. Weitere Auflagen folgten in den Jahren 1623, 1691 und 1729–38. Eine fünfte Auflage erschien ab dem Jahre 1863, wurde aber 1923 beim Buchstaben O abgebrochen. Erst in dieser letzten Auflage fanden Torricellis Lezioni accademiche (1715) sowie seine 1768 veröffentlichten Schriften zur Trockenlegung des Valdichiana eine gewisse Berücksichtigung; in der vierten Auflage fand Torricelli einzig im Zusammenhang mit dem Wort „cicloide“ Erwähnung.

  3. 3.

    Siehe dazu die Studie von Berardi Ragazzini [1957].

  4. 4.

    Jacopo Panzanini († 1737), der Sohn einer Schwester von Vincenzo Viviani. Er folgte nach Vivianis Tod auf dessen Lehrstuhl an der Universität Florenz nach.

  5. 5.

    Siehe dazu das einleitende Zitat zu diesem Kapitel.

  6. 6.

    Genauer gesagt: Torricelli durfte in einer allfälligen Publikation als Mitglied der Akademie bezeichnet werden («Si dá facoltá, che l’Innominato Evangelista Torricelli si possa denominare nella pubblicazione di detta sua Opera, Accademico della Crusca.»).

  7. 7.

    Firenze 1715 nella Stamperia di S. A. R. [Sua Altezza Reale]. Per Jacopo Guiducci, e Santi Franchi. – Der Herausgeber hat sich beim Text offenbar auf die von Serenai angefertigten Kopien gestützt, die gelegentlich von den Originalmanuskripten abweichen. – Giuseppe Vassura, der Herausgeber des zweiten Bandes der Opere di Evangelista Torricelli hält sich hingegen an Torricellis Original. Unsere Übersetzungen beruhen im Folgenden auf dem Originaltext.

  8. 8.

    ALLEGRINI [1771, S. CCCCXXXVI], sagt über die „Prefazione“: «Si sa esser distesa da Tommaso Buonaventuri» («Man weiß, dass sie von Tommaso Buonaventuri verfasst worden ist»). – Jedenfalls figuriert Letzterer mit dem Beinamen „L’Aspro“ unter den Zensoren und Deputierten der Akademie, welche den Text auf seine sprachliche Korrektheit hin geprüft haben.

  9. 9.

    Virginio Soncini & al., Appendice alla Proposta di alcune correzioni ed aggiunte al Vocabolario della Crusca, Milano 1826, S. 265.

  10. 10.

    OT, III, Nr. 27.

  11. 11.

    Galilei ersetzt im „Sechsten Tag“ Simplicio, der «in einigen Beweisen zu diversen Bewegungsproblemen sich nicht hat zurechtfinden können» durch den aus Treviso stammenden Paolo Aproino (1586–1638), der in Padua zu seinen Schülern gehört hatte.

  12. 12.

    Oettingen [1973, S. 322].

  13. 13.

    «Gleichförmig oder einförmig beschleunigte Bewegung nenne ich diejenige, die von Anfang an in gleichen Zeiten gleiche Geschwindigkeitszuwüchse erteilt.» (Discorsi, Dritter Tag: Über die örtliche Bewegung).

  14. 14.

    «Dura tamen molli saxa cavantur aqua» (Ovid, Ars, I, 476).

  15. 15.

    Das Baptisterium in Florenz.

  16. 16.

    Ein kleiner, in den Mittelmeerländern verbreiteter ein- oder zweimastiger Küstensegler.

  17. 17.

    Ein schon vor Galilei zur Messung kleiner Zeitabschnitte verwendetes Zeitmaß.

  18. 18.

    In der griechischen Mythologie die am Grunde des Meeres wohnenden 50 Töchter des Nereus.

  19. 19.

    Die Verwendung eines unbewiesenen, aber als wahr vorausgesetzten Satzes als Beweisgrund für einen anderen Satz.

  20. 20.

    De caelo, I, 7.

  21. 21.

    Der letzte König von Peru, auch Atahualpa genannt; von Pizarro gefangengenommen und zum Tod verurteilt.

  22. 22.

    Im Zweiten Brief an Dionysios.

  23. 23.

    «Acer et ad palmae per se cursurus honores, si tamen horteris, fortius ibit equus.» Ovid, Epistulae ex Ponto, II,11,21 (Übersetzung nach Hubertus Kudla, Lexikon der lateinischen Zitate. München, 22001).

  24. 24.

    Plutarch, Moralia, 718e–f. – Es geht dabei u. a. um Verfahren zur Würfelverdoppelung. Näheres dazu bei Cantor [1907], S. 233 f.

  25. 25.

    Plutarch, Lebensbeschreibungen, Marcellus, §  14.

  26. 26.

    Ugo Boncompagni (1502–1585), Papst von 1572 bis 1585.

  27. 27.

    Giovanni Ciampoli.

  28. 28.

    Worte aus den Psalmen 33,9 bzw. 148,5. Nach Biagioli [2006, S. 232, Anm. 46] verbindet Torricelli hier zwei Stellen, an denen Galilei sich zum «Buch der Natur» äußert: 1. im Saggiatore, wo er sagt, dass das Buch der Natur in mathematischen Lettern geschrieben sei; 2. in Briefen an Castelli (21.Dezember 1613) und an die Großherzogin Christina. – Torricelli zitiert hier aber Ciampoli: «Due sono le Bibbie, nelle quali Iddio è maestro. In una dixit, & facta sunt; e questa, mostrando i fatti della Natura, come detti del Creatore, è scompartita nel Cielo, e nella Terra. Nell’altra dixit & scripta sunt, & ella, havendo ne i caratteri della Scrittura le rivelationi del Redentore, è divisa nel Testamento nuovo, e nel vecchio.» (Prose di Monsignor Giovanni Ciampoli Roma, Manelfo Manelfi, 1649, S. 119).

  29. 29.

    Horaz, Ars poetica, Vers 304: Ergo fungar vice cotis, acutum / Reddere quae ferrum valet, exors ipsa secandi. (Also diene ich als Schleifstein, der das Schwert schärft, selber aber nicht zu schneiden vermag).

  30. 30.

    «Quis enim dubitet Artem bellicam rebus omnibus esse potiorem? per quam, & libertas retinetur, & dignitas provinciae propagatur, & conservatur imperium.» (Vegetius, Abriss des Militärwesens, lateinisch und deutsch von Friedhelm L. Müller. Stuttgart 1997, S. 138).

  31. 31.

    «O Viros omni admiratione laudandos, qui eam praecipuè artem ediscere voluerunt, sine qua aliae artes esse non possunt.» (Ibid., S. 106).

  32. 32.

    Torricelli spielt hier auf das am Schluss der neunten Vorlesung verwendete Horaz-Zitat an (siehe Anm. 34).

  33. 33.

    Nach Plutarch verließen die erschrockenen römischen Wachtposten ihre Stellung auf dem Hügel und zogen sich in das Lager zurück. Fabius, der die Kriegslist durchschaut hatte, befürchtete einen Hinterhalt und hielt sich bis zum Tagesanbruch zurück, während Hannibal weiterzog. (Lebensbeschreibungen Fabius Maximus, 6–7). – Cornelius Nepos berichtet andererseits, der Anblick der Tiere habe die Römer so sehr erschreckt, dass niemand es wagte, aus dem Belagerungswall auszurücken. (Michaela Pfeiffer und Rainer Nickel (Hg.), Cornelius Nepos: Berühmte Männer/De viris illustribus. Düsseldorf 2006, S. 299).

  34. 34.

    Lucius Aemilius Paullus und Gaius Terentius Varro.

  35. 35.

    Ehemalige Konsuln.

  36. 36.

    Giancarlo de’ Medici (1611–1663), wurde 1644 zum Kardinal ernannt.

  37. 37.

    «...il matematico Torricelli che leggeva un encomio burlesco del secol d’oro...». Giosuè Carducci, Satire, odi e lettere di Salvator Rosa. Bologna 1860, S. lii.

  38. 38.

    Baldinucci [1728, S. 562].

  39. 39.

    «Quod optimum videri volunt, saeculum aureum appellant». Seneca, Briefe an Lucilius, XIX, 115, 13.

  40. 40.

    Das Kunsthistorische Museum in Wien besitzt zwei Gemälde Rosas. Das eine trägt den Titel «Wiederkehr der Astraea». Es soll um 1640/45 von Giancarlo de’ Medici in Auftrag gegeben worden sein und wurde 1792 vom Wiener Museum erworben. Das andere Gemälde mit dem Titel «Astraea verlässt die Erde» wird mit «um 1665» datiert und wurde 1988 erworben. Bei der Zuordnung der Titel zu den beiden Gemälden besteht unter den Fachleuten allerdings Uneinigkeit. Folgt man aber Torricellis Beschreibung, so stellt das in Rosas Florentiner Jahren (1640–49) entstandene Werk den Abschied, das spätere die Wiederkehr Astraeas dar.

  41. 41.

    Vergil, Georgica, II, 473–474: «...extrema per illos Iustitia excedens terris vestigia fecit.». [Übers. aus Joh. & Maria Götte (Hg.), Vergil. Landleben, etc. München/Zürich \(^{5}\)1987]. – Bevor sie sich von der Erde verabschiedete, verweilte die Göttin der Gerechtigkeit noch beim einfachen Landvolk, wo sie ihre letzten Spuren hinterließ.

  42. 42.

    Der Legende nach soll Jason mit seinen Argonauten den Fasan aus den Auenwäldern des Phasis, dem Hauptfluss der Landschaft Kolchis (Georgien) nach Griechenland gebracht haben.

  43. 43.

    Plinius, Naturgeschichte XXXIII, 2.

  44. 44.

    Vergil, Georgica, II, 511: Exsilioque domos et dulcia limina mutant, atque alio patriam quaerunt sub sole iacentem. [Übers. aus Joh. & Maria Götte (Hg.), siehe Anm. 49].

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Acampora, R. (2023). Die Lezioni Accademiche. In: Evangelista Torricelli. Mathematik im Kontext. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66407-0_9

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