Abweichungen von der idealen, dreidimensionalen Kristallstruktur

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Theoretische Festkörperphysik Band 2
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Zusammenfassung

Zur theoretischen Beschreibung von Festkörpern geht man gerne vom Modell des unendlich ausgedehnten, dreidimensionalen, idealen Kristall aus mit periodischen Randbedingungen und voller Translationsinvarianz bezüglich der Gittervektoren eines Bravais-Gitters. Dies ist nämlich Voraussetzung für eine Anwendung des Bloch-Theorems und dafür, dass die Wellenvektoren k aus der ersten Brillouin-Zone gute Quantenzahlen sind. Im realen Kristall sind diese Idealisierungen aber immer verletzt. Es gibt nämlich Oberflächen, Störstellen, Versetzungen, Inhomogenitäten etc., und in diesem Kapitel wird ein kurzer Überblick darüber gegeben, welche Abweichungen von der idealen dreidimensionalen Kristallstruktur vorkommen, welche Konsequenzen daraus resultieren und wie man sie ausgehend vom idealen Kristall theoretisch behandeln und modellieren kann. Es wird gezeigt, dass Oberflächen Anlass zur Ausbildung von an den Oberflächen lokalisierten Zuständen und damit zu Oberflächen-Bändern geben können. Ferner werden Methoden zur Modellierung von Störstellen beschrieben, und es wird gezeigt, dass an den Störstellen lokalisierte Zustände existieren können. Bei ungeordneten Systemen sind die Störstellen quasi zur Regel geworden, und es wird die „Coherent Potential Approximation" (CPA) zur Behandlung solcher ungeordneter Systeme erklärt und kurz auf das Problem der Anderson-Lokalisierung eingegangen. Ferner werden (Halbleiter-) Heterostrukturen und ihre Konsequenzen und Anwendungen beschrieben; insbesondere wird erklärt, wie man mittels solcher Heterostrukturen quasi-zweidimensionale Elektronensysteme realisieren kann. Schließlich wird noch auf die seit ca.2004 realisierbaren wirklichen zweidimensionalen Systeme (Graphen u.a.) eingegangen, und es wird beschrieben, wie man Quantenpunkte, d.h. quasi-null-dimensionale Systeme, in Festkörpern realisieren und modellieren kann.

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Notes

  1. 1.

    benannt nach P.W. Anderson, *1923 in Indianapolis, 1949 Ph. D. in Harvard, bedeutender Festkörpertheoretiker mit zahlreichen bahnbrechenden Arbeiten und Modellen zu Supraleitung, Helium-3, magnetischen Verunreinigungen, ungeordneten Systemen, Spin-Gläsern etc., 1949–1984 bei den Bell Labs tätig, 1967–1975 auch Professor in Cambridge (England), seit 1975 in Princeton, Nobelpreis für Physik 1977 (gemeinsam mit van Vleck und Mott), zuletzt an Hochtemperatur-Supraleitung interessiert

  2. 2.

    Abbildungen entnommen aus: S. Schulz, „Tight-Binding-Modellierung von Quantenpunkten“, Diplomarbeit (Universität Bremen, 2004)

  3. 3.

    K.S. Novoselov, * 1974 in Nischni Tagil (Russland), Physik-Studium in Moskau, ab 1999 Doktorand von Geim in Nijmwegen (Niederlande), Promotion 2004 in Nijmwegen, seit 2007 Royal Society Research Fellow in Manchester (England), Physik-Nobelpreis 2010 (zusammen mit

    Geim)

  4. 4.

    A. Geim, * 1958 in Sotschi (Russland), Physik-Studium in Moskau, Promotion 1987, ab 1994 in Nijmwegen (Niederlande) tätig, seit 2001 Professor in Manchester (England), Physik-Nobelpreis 2010 (mit Novoselov)

  5. 5.

    Einige Abbildungen zu diesem Abschnitt wurden der Internet-Präsentation des Nobel-Kommitees entnommen:

    http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/2010/advanced-physicsprize2010.pdf Original publiziert in: K.S. Novoselov, A.K. Geim, S.V. Morozov, D. Jiang, Y. Zhang, S.V. Dubonos, I.V. Grigorieva, A.A. Firsov, Science 306, 5696 (2004) (Reproduktion mit Genehmigung der „American Association for the Advancement of Science“)

  6. 6.

    Dafür kommen allenfalls Neutrinos infrage, die kaum Wechselwirkungen mit anderer Materie haben und daher nur schwer nachweisbar sind; außerdem sind sie gemäß dem aktuellen Erkenntnisstand nicht wirklich masselos, sondern haben eine sehr kleine Ruhemasse, sonst wären die beobachteten Neutrino-Oszillationen nicht möglich

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Czycholl, G. (2017). Abweichungen von der idealen, dreidimensionalen Kristallstruktur. In: Theoretische Festkörperphysik Band 2. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-53701-5_3

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