Zusammenfassung
Insbesondere fachsprachliche Kenntnisse erweisen sich hinsichtlich der Mathematikleistung als einflussreich. Es ist daher anzunehmen, dass sich hohe Kompetenzen in Bezug auf die Unterrichtssprache positiv auf das Mathematiklernen und folglich die Leistung in Mathematik auswirken. Gleichzeitig sollte es mathematisch leistungsstarken im Vergleich zu weniger leistungsstarken Lernenden auch leichter fallen, mathematikbezogene Kognitionen zu versprachlichen. Aufgrund impliziter Wissensbestände bzw. automatisierter Handlungsabläufe könnten allerdings auch gegenläufige Effekte vermutet werden, was durch den vorliegenden Forschungsbeitrag mit Fokus auf Schülerinnen und Schüler im Primarbereich (vierte Klasse; N = 576) näher untersucht wird.
Abstract
Language proficiency, especially in regard to the jargon of mathematics, prove to be influential on mathematics performance. Therefore, it can be supposed that high proficiency in the language of instruction has a positive effect on mathematics learning and consequently on mathematics performance. At the same time, it should be also easier for high-performing learners to verbalize math-related cognitions compared to lower-performing learners. However, due to tacit knowledge or automated courses of action, opposite effects could also be assumed. In the present research paper this is examined more closely with a focus on primary school students (fourth grade; N = 576).
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Similar content being viewed by others
Change history
28 June 2024
An erratum has been published.
Notes
- 1.
Der handschriftlich angefertigte Text wurde digitalisiert und orthographisch bereinigt.
- 2.
Die Datenerhebung fand im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts Eva Prim: Evaluation im Primarbereich – Sprachförderung in alltäglichen und fachlichen Kontexten statt. Es handelt sich dabei um ein Verbundprojekt der Universität Regensburg und der Universität Koblenz-Landau unter der Leitung von Prof. Dr. Astrid Rank, Prof. Dr. Anita Schilcher, Prof. Dr. Stefan Krauss, Prof. Dr. Anja Wildemann und Prof. Dr. Gerlinde Lenske. Das Projekt, in dessen Kontext, betreut von Frau Prof. Dr. Wildemann und Frau Prof. Dr. Lenske, auch das SAMT-Verfahren (Merkert, 2022) entwickelt wurde, ist eingebettet in die bundesweite Forschungs- und Entwicklungsinitiative BiSS – Bildung durch Sprache und Schrift (Henschel, Gentrup und Stanat, 2018). Hinzuweisen ist vor diesem Hintergrund auf eine Überschneidung der vorliegenden Stichprobe mit der, die der Validierung des SAMT-Verfahrens (Merkert, 2022) zugrunde liegt.
- 3.
Für die Berechnungen wird das Signifikanzniveau auf α = .05 gesetzt. Die Konsequenzen von Alpha- und Betafehler sind dabei unter inhaltlichen Gesichtspunkten kritisch zu diskutieren (Rost, 2022). Im Sinne einer möglichst transparenten Ergebnisdarstellung werden im Folgenden die genauen p-Werte berichtet.
Literatur
Ahrenholz, B. (2017). Erstsprache – Zweitsprache – Fremdsprache – Mehrsprachigkeit. In B. Ahrenholz & I. Oomen-Welke (Hrsg.), Deutsch als Zweitsprache (Deutschunterricht in Theorie und Praxis, DTP; Handbuch zur Didaktik der deutschen Sprache und Literatur in elf Bänden hrsg. von Winfried Ulrich; Bd. 9, 4. vollständig überarbeitete und erweiterte Aufl., S. 3–20). Schneider Verlag Hohengehren.
Anderson, J. R. (2013). Kognitive Psychologie (7. Aufl.). Springer VS.
Bentler, P. M., & Chou, C.-P. (1987). Practical issues in structural modeling. Sociological Methods and Research, 16(1), 78–117.
Bochnik, K. (2017). Sprachbezogene Merkmale als Erklärung für Disparitäten mathematischer Leistung. Differenzierte Analysen im Rahmen einer Längsschnittstudie in der dritten Jahrgangsstufe (Empirische Studien zur Didaktik der Mathematik, Bd. 30). Waxmann.
Bochnik, K., & Ufer, S. (2017). Fachsprachliche Kompetenzen im sprachsensiblen Mathematikunterricht der Grundschule. Implikationen einer Studie zur sprachbezogenen Analyse mathematischer Leistungsunterschiede zwischen Lernenden mit deutscher und nicht-deutscher Familiensprache. In D. Leiss, M. Hagena, A. Neumann, & K. Schwippert (Hrsg.), Mathematik und Sprache. Empirischer Forschungsstand und unterrichtliche Herausforderungen (Sprachliche Bildung, Bd. 3, S. 81–98). Waxmann.
Bochnik, K., & Ufer, S. (2016). Die Rolle fachsprachlicher Kompetenzen zur Erklärung mathematischer Kompetenzunterschiede zwischen Kindern mit deutscher und nicht- deutscher Familiensprache. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9(1), 135–147.
Büssing, A., Herbig, B., & Ewert, T. (2002). Implizites Wissen und erfahrungsgeleitetes Arbeitshandeln. Arbeits- und Organisationspsychologie A & O, 46(1), 2–21.
Caprez-Krompàk, E. (2010). Die Entwicklung der Erst- und Zweitsprache im interkulturellen Kontext. Eine empirische Untersuchung über den Einfluss des Unterrichts in heimatlicher Sprache und Kultur (HSK) auf die Sprachentwicklung. Waxmann.
Cohen, J. (1988). Statistical power analysis for the behavioral sciences. Taylor and Francis.
Daroczy, G., Wolska, M., Meurers, W. D., & Nuerk, H.-C. (2015). Word problems: A review of linguistic and numerical factors contributing to their difficulty. Frontiers in Psychology, 6(348), 1–13.
Dirim, I., & Mecheril, P. (2018). Heterogenität, Sprache(n) und Bildung Heterogenität, Sprache(n), Bildung. Eine differenz- und diskriminierungstheoretische Einführung (UTB, Bd. 4443). Julius Klinkhardt.
Dröse, J., & Prediger, S. (2020). Enhancing fifth graders’ awareness of syntactic features in mathematical word problems: A design research study on the variation principle. Journal für Mathematikdidaktik, 41(2), 391–422.
Duarte, J., Gogolin, I., & Kaiser, G. (2011). Sprachlich bedingte Schwierigkeiten von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern bei Textaufgaben. In S. Prediger & E. Özdil (Hrsg.), Mathematiklernen unter Bedingungen der Mehrsprachigkeit (S. 35–53). Waxmann.
Field, A. (2018). Discovering statistics using SPSS (Aufl. 5). Sage.
Franke, M., & Ruwisch, S. (2010). Didaktik des Sachrechnens in der Grundschule. Mathematik Primarstufe und Sekundarstufe I + II (2. Aufl.). Spektrum Akademischer Verlag.
Gogolin, I. (2008). Der monolinguale Habitus der multilingualen Schule (2. Aufl.). Waxmann.
Gornik, H., & Granzow-Emden, M. (2008). Sprachthematisierung und grammatische Begriffe. Didaktik Deutsch, 13(2), 127–138.
Greisen, M., Georges, C., Hornung, C., Sonnleitner, P., & Schiltz, C. (2021). Learning mathematics with shackles: How lower reading comprehension in the language of mathematics instruction accounts for lower mathematics achievement in speakers of different home languages. Acta Psychologica, 221. https://doi.org/10.1016/j.actpsy.2021.103456
Gürsoy, E., Benholz, C., Renk, N., Prediger, S., & Büchter, A. (2013). Erlös=Erlösung? Sprachliche und konzeptuelle Hürden in Prüfungsaufgaben zur Mathematik. Deutsch als Zweitsprache, 1, 14–24.
Gürsoy, E., & Wilhelm, N. (2014). Präpositionen in Mathematik-Prüfungsaufgaben als spezifische Herausforderung für türkischsprachige Lernende mit Deutsch als Zweitsprache. In B. Ahrenholz & P. Grommes (Hrsg.), Zweitspracherwerb im Jugendalter (S. 77–98). De Gruyter Mouton.
Häsel-Weide, U., & Prediger, S. (2017). Förderung und Diagnose im Mathematikunterricht – Begriffe, Planungsfragen und Ansätze. In M. Abshagen, B. Barzel, J. Kramer, T. Riecke-Baulecke, B. Rösken-Winter, & C. Selter (Hrsg.), Basiswissen Lehrerbildung: Mathematik unterrichten mit Beiträgen für den Primar- und Sekundarstufenbereich (S. 167–181). Friedrich, Klett Kallmeyer.
Hein, K. (2021). Logische Strukturen beim Beweisen und ihre Verbalisierung (Dortmunder Beiträge zur Entwicklung und Erforschung des Mathematikunterrichts (Bd. 46). Springer Spektrum.
Henschel, S., Gentrup, S., & Stanat, P. (2018). Evaluation im BiSS-Programm: Anlage und Zielsetzungen der zehn Evaluationsprojekte. In BiSS-Trägerkonsortium (Hrsg.), Projektatlas Evaluation. Erste Ergebnisse aus den BiSS Evaluationsprojekten (S. 4–8). Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache.
Hufeisen, B., & Riemer, C. (2010). Spracherwerb und Sprachenlernen. In H.-J. Krumm, C. Fandrych, B. Hufeisen, & C. Riemer (Hrsg.), Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 35.1, S. 738–753). De Gruyter.
Kempert, S., Schalk, L., & Saalbach, H. (2019). Sprache als Werkzeug des Lernens. Ein Überblick zu den kommunikativen und kognitiven Funktionen der Sprache und deren Bedeutung für den fachlichen Wissenserwerb. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 66(3), 176–195.
Kultusministerkonferenz der Länder. (2004). Bildungsstandards im Fach Mathematik für den Primarbereich. Beschluss vom 15.10.2004 (Beschlüsse der Kultusministerkonferenz). Luchterhand.
Leiss, D., Plath, J., & Schwippert, K. (2019). Language and mathematics – key factors influencing the comprehension process in reality-based tasks. Mathematical Thinking and Learning, 21(1), 131–153.
Lurija, A. R. (1982). Sprache und Bewusstsein. Pahl-Rugenstein.
Mark, W., & Dowker, A. (2015). Linguistic influence on mathematical development is specific rather than pervasive: Revisiting the chinese number advantage in Chinese and English children. Frontiers in Psychology, 6(203), 1–9.
McLaughlin, B. (1978). Second-language acquisition in childhood. Lawrence Erlbaum Associates.
Merkert, A. (2022). Sprachdiagnostik im Mathematikunterricht der Grundschule (Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie). Waxmann.
Merkert, A., & Lenske, G. (2023). Validierung eines diagnostischen Instruments zur Erfassung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit in Mathematik für die dritte und vierte Klassenstufe. Diagnostica, 69(4), 194–206. https://doi.org/10.1026/0012-1924/a000315
Neuweg, G. H. (2020). Etwas Können. Ein Beitrag zur Phänomenologie der Könnerschaft. In R. Hermkes, G. H. Neuweg, & T. Bonowksi (Hrsg.), Implizites Wissen (Wirtschaft – Beruf – Ethik, Bd. 38). Wbv.
Neuweg, G. H. (2015). Das Schweigen der Könner. Waxmann.
Niederhaus, C., Pöhler, B., & Prediger, S. (2016). Relevante Sprachmittel für mathematische Textaufgaben – Korpuslinguistische Annäherung am Beispiel Prozentrechnung. In E. Tschirner, O. Bärenfänger, & J. Möhring (Hrsg.). Deutsch als fremde Bildungssprache: Das Spannungsfeld von Fachwissen, sprachlicher Kompetenz, Diagnostik und Didaktik (Bd. 7, S. 135–162). Stauffenburg.
Paetsch, J., Radmann, S., Felbrich, A., Lehmann, R., & Stanat, P. (2016). Sprachkompetenz als Prädiktor mathematischer Kompetenzentwicklung von Kindern deutscher und nicht-deutscher Familiensprache. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 48(1), 27–41.
Polanyi, M. (1962). Personal knowledge: Towards a post-critical philosophy. Routledge.
Polanyi, M. (1985). Implizites Wissen. Suhrkamp.
Prediger, S. (2013). Darstellungen, Register und mentale Konstruktion von Bedeutungen und Beziehungen – Mathematikspezifische sprachliche Herausforderungen identifizieren und überwinden. In M. Becker-Mrotzek, K. Schramm, E. Thürmann, & H. J. Vollmer (Hrsg.), Sprache im Fach – Sprachlichkeit und fachliches Lernen (S. 167–183). Waxmann.
Prediger, S., Clarkson, P., & Bose, A. (2016). Purposefully relating multilingual registers: Building theory and teaching strategies for bilingual learners based on an integration of three traditions. In R. Barwell, P. Clarkson, A. Halai, M. Kazima, J. Moschkovich, N. Planas, M. Setati-Phakeng, P. Valero, & M. Villavicencio (Hrsg.), Mathematics education and language diversity: The 21st ICMI Study (S. 193–215). Springer.
Prediger, S., Erath, K., & Moser Opitz, E. (2019). The language dimension of mathematical difficulties. In A. Fritz, V. Haase, & P. Räsänen (Hrsg.), International Handbook of math learning difficulties: From the laboratory to the classroom (S. 437–455). Springer.
Prediger, S., & Wessel, L. (2011). Darstellen – Deuten – Darstellungen vernetzen. ein fach- und sprachintegrierter Förderansatz für mehrsprachige Lernende im Mathematikunterricht. In S. Prediger & E. Özdil (Hrsg.), Mathematiklernen und Bedingungen der Mehrsprachigkeit – Stand und Perspektiven der Forschung und Entwicklung (S. 163–184). Waxmann.
Prediger, S., & Wessel, L. (2012). Darstellungen vernetzen – Ansatz zur integrierten Entwicklung von Konzepten und Sprachmitteln. Praxis der Mathematik in der Schule, 54(45), 29–34.
Prediger, S., Wilhelm, N., Büchter, A., Gürsoy, E., & Benholz, C. (2015). Sprachkompetenz und Mathematikleistung – Empirische Untersuchung sprachlich bedingter Hürden in den Zentralen Prüfungen. Journal für Mathematik-Didaktik, 36(1), 77–104.
Prior, A., Katz, M., Mahajna, I., & Rubinsten, O. (2015). Number word structure in first and second language influences arithmetic skills. Frontiers in Psychology, 6(266), 1–10.
Quasthoff, U., Heller, V., Prediger, S., & Erath, K. (2022). Learning in and through classroom interaction: On the convergence of language and content learning opportunities in subject-matter learning. European Journal of Applied Linguistics., 10(1), 57–85.
Roick, T., Gölitz, D., & Hasselhorn, M. (2004). DEMAT 3+. Deutscher Mathematiktest für die dritten Klassen. Beltz.
Roick, T., Gölitz, D., & Hasselhorn, M. (2018). DEMAT 3+. Deutscher Mathematiktest für dritte Klassen (2. Aufl.). Hogrefe.
Rost, D. H. (2022). Interpretation und Bewertung pädagogisch-psychologischer Studien. Eine Einführung (UTB, (4. Aufl., Bd. 8518). Julius Klinkhardt.
Steinbring, H. (2017). Von Dingen, Worten und mathematischen Symbolen. In A. S. Steinweg (Hrsg.), Mathematik und Sprache. Tagungsband des AK Grundschule in der GDM 2017 (Mathematikdidaktik Grundschule, Bd. 7, S. 25–40). University of Bamberg Press.
Ufer, S., & Bochnik, K. (2020). The role of general and subject specific language skills when learning mathematics in elementary school. Journal für Mathematikdidaktik, 41(1), 81–117.
Waller, M. (1988). Komponenten der metasprachlichen Entwicklung und Bedingungen ihres ontogenetischen Aufbaus. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 20(4), 297–321.
Weis, I. (2013). Wie viel Sprache hat Mathematik in der Grundschule. Über die Notwendigkeit der Verbindung von sprachlichem und fachlichem Lernen im Mathematikunterricht der Grundschule. https://www.uni-due.de/imperia/md/content/prodaz/wie_viel_sprache_mathematik_grundschule.pdf.
Wessel, L. (2015). Fach- und sprachintegrierte Förderung durch Darstellungsvernetzung und Scaffolding. Ein Entwicklungsforschungsprojekt zum Anteilbegriff. Springer VS.
Wilhelm, N. (2016). Zusammenhänge zwischen Sprachkompetenz und Bearbeitung mathematischer Textaufgaben. Springer Spektrum.
Zuber, J., Pixner, S., Moeller, K., & Nuerk, H.-C. (2009). On the language-specificity of basic number processing: Transcoding in a language with inversion and its relation to working memory capacity. Journal of. Experimental Child Psychology., 102(1), 60–77.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2024 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Merkert, A., Lenske, G. (2024). Sprachliche Heterogenität im Mathematikunterricht: Eine Analyse von Schülerinnen- und Schülertexten unterschiedlicher Leistungsgruppen. In: Bien-Miller, L., Michalak, M. (eds) Aufgabenstellungen für sprachlich heterogene Gruppen. Edition Fachdidaktiken. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-42822-8_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-42822-8_2
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-42821-1
Online ISBN: 978-3-658-42822-8
eBook Packages: Education and Social Work (German Language)