Rechtssoziologische Analysen auf der korporativen Dimension des (I)RU

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Ein Österreichischer Islam für Schulen?

Part of the book series: Wiener Beiträge zur Islamforschung ((WSI))

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Zusammenfassung

In dieser korporativen Dimension werden abschließend die inhaltlichen Vorgaben und ‚roten Linien‘ bzw. Grenzen für den IRU sowie die Kontrolle des (I)RU und der RL (der IGGÖ) abgehandelt. Während die Analyse der RU-Kontrolle im unmittelbaren Zusammenhang mit den im rechtlichen Teil II beschriebenen äußeren bzw. gemeinsamen Angelegenheiten (res mixtae) steht, orientiert sich die rein religionsgesellschaftliche Kompetenz zur inhaltlichen Ausgestaltung des IRU an der ‚staatsbürgerlichen Erziehung‘. Folglich soll in diesem letzten Forschungsabschnitt auf die im Titel genannte Fragestellung eingegangen werden, um entlang der schul- und religionsrechtlichen, politischen und religionsgesellschaftlichen Rahmenbedingungen die Grundlagen für einen ‚Österreichischen Islam‘ aus sozialintegrativ-pluralistischer Perspektive herauszuarbeiten, ohne jedoch die Erkenntnisse theologisch zu analysieren, was im Übrigen etliche Desiderate sichtbar macht.

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Notes

  1. 1.

    Oesterle, Die Erscheinung des sakralen Imam-Kalifen von Kairo – Inszenierte Sichtbarkeit und Verborgenheit im fatimidischen Hofzeremoniell und in der ismailitischen Herrschaftstheologie, in Frühmittelalterliche Studien 2010, 44/1, 175.

  2. 2.

    Lohlker, Dschihadismus: Materialien (2009) 96.

  3. 3.

    In der sunnitischen Lehre wird unter Dschihad, vgl Lohlker, Dschihadismus 106.

  4. 4.

    Vgl Asad, Die Botschaft des Koran4 (2015) 75 f.

  5. 5.

    Lohlker, Dschihadismus 96.

  6. 6.

    Vgl Abu Rumman, Ich bin Salafist – Selbstbild und Identität radikaler Muslime im Nahen Osten (2015); Marks, Youth Politics and Tunisian Salafism: Understanding the Jihadi Current, in Mediterranean Politics 2013, 18/1, 104; Wiktorowicz, Anatomy of the Salafi Movement, in Studies in Conflict & Terrorism 2006, 29/3, 207.

  7. 7.

    Ebd.

  8. 8.

    Vgl Ceylan/Kiefer, Salafismus – Fundamentalistische Strömungen und Radikalisierungsprävention (2013) 61.

  9. 9.

    Vgl Murtaza, Die ägyptische Muslimbruderschaft – Geschichte und Ideologie (2011).

  10. 10.

    Vgl Robinson, Hamas as Social Movement, in Wiktorowicz (Hrsg), Islamic Activism – A social Movement Theory Approach (2004) 112.

  11. 11.

    Bonner, Jihad in Islamic History: Doctrines and Practice (2008) 161 f.

  12. 12.

    Ausf in Kepel, The Origins and Development of the Jihadist Movement – From Anti-Communism to Terrorism, in Volpi (Hrsg), Political Islam – A critical Reader (2011); Lohlker, Die Salafisten – Der Aufstand der Frommen, Saudi Arabien und der Islam (2017); Lohlker, Theologie der Gewalt – Das Beispiel IS (2016); Meijer, Global Salafism – Islam’s New Religious Movement (2009); Behnam/Hazim, Salafismus – Auf der Such nach dem wahren Islam (2014); Schneiders, Salafismus in Deutschland – Ursprünge und Gefahren einer islamisch-fundamentalistischen Bewegung (2014).

  13. 13.

    Vgl IGGÖ, Islamische Glaubensgemeinschaft verurteilt Terrorangriff aufs Schärfste, derislam.at/islamische-glaubensgemeinschaft-verurteilt-terroranschlag-in-wien-aufs-schaerfste/ (abgefragt 27.04.2023).

  14. 14.

    Vgl Art 14 (5a) B-VG und § 2 (1) SchOG.

  15. 15.

    Nach Asad bedeutet scharīʿa in qur’anischer Terminologie (zB Q 45:18) unter anderem „Weg zur Wasserstelle“, auch „Weg des Zwecks (des Glaubens)“. Er schließt daraus, dass Wasser „unerlässlich für alles organische Leben ist“, und sich mit der Zeit die Bedeutung eines „Systems von Gesetzen“ entwickelte, welches sowohl rechtliche und praktische als auch religiöse und moralische Normen umfasst. Es dient den „Menschen zur spirituellen Erfüllung und zum gesellschaftlichen Wohlergehen“; vgl. Asad, Die Botschaft des Koran, 20154, 948; Mathias Rohe merkt an, dass die verkürzte Übersetzung von scharīʿa mit ‚islamischem Recht‘ falsch ist, wenn „ungeprüft der üblich gewordene Rechtsbegriff angelegt wird“, Rohe, Islamische Recht 9.

  16. 16.

    Art 14 (5a) B-VG und § 2 (1) SchOG.

  17. 17.

    Art 14 (5a) B-VG.

  18. 18.

    Anlage I Verordnung der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, mit der die Lehrpläne der Mittelschulen erlassen und die Lehrpläne für den Religionsunterricht an den Mittelschulen bekannt gemacht werden BGBl II 185/2012 idF BGBl II 379/2020.

  19. 19.

    Art 14 (5a) B-VG idgF.

  20. 20.

    Eine verantwortungsvolle Herangehensweise der IGGÖ müsste sich zumindest kritisch mit der Frage auseinandersetzen, ob das männliche Geschlecht im islamischen Glauben zu schwach ist, wenn es sich vom weiblichen Geschlecht in irgendeiner Weise bedroht fühlt, bzw warum es dem männlichen Geschlecht womöglich schwerer fällt, das im Koran (24:30) verlangte Senken der Blicke einzuhalten.

  21. 21.

    IGGÖ, Soziales: Gleichbehandlung und Frauenförderung, derislam.at/gleichbehandlung/ (abgefragt 27.04.2023).

  22. 22.

    APA-OTS, IGGÖ-Führung wird weiblicher: Präsident Vural begrüßt neues Mitglied im Obersten Rat, ots.at/presseaussendung/OTS_20220620_OTS0009/iggoe-fuehrung-wird-weiblicher-praesident-vural-begruesst-neues-mitglied-im-obersten-rat (abgefragt 27.04.2023).

  23. 23.

    Nach Asad bedeutet der Begriff zina „freiwilligen Geschlechtsverkehr zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind, gleich ob einer oder beide von ihnen mit anderen Personen verheiratet sind oder nicht“, Asad, Botschaft 669.

  24. 24.

    Vgl Zehetgruber, Islamisches Strafrecht versus kontinentaleuropäische Werteordnung – Ein Strafrechtsvergleich unter Berücksichtigung ausgewählter zivilrechtlicher Aspekte (2010) 68 ff.

  25. 25.

    Asad, Botschaft 669.

  26. 26.

    Vgl EGMR, 25.02.1982, 7511/76, 7743/76, Campbell & Cosans/Großbritannien.

  27. 27.

    Laut UNICEF gibt es weltweit über 100 Mio. Mädchen in Kinderehen, wenngleich Kinderehen als Ehen von mündig Minderjähren vor dem 18. Lebensjahr verstanden werden; vgl United Nations Children’s Fund, COVID-19: A threat to progress against child marriage, data.unicef.org/resources/covid-19-a-threat-to-progress-against-child-marriage/ (abgefragt 27.04.2023).

  28. 28.

    ORF, Vorstoß nach deutschem Vorbild, orf.at/v2/stories/2400746/2400763/ (abgefragt 27.04.2023).

  29. 29.

    Der Standard, Corona-Situation führt zu Anstieg bei Kinderehen, derstandard.at/story/2000124744201/coronasituation-befeuert-kinderehen-weltweit; Kleine Zeitung, Hunderte Zwangsehen in Ö – Zehn Millionen Mädchen von Kinderheirat bedroht, kleinezeitung.at/international/5947740/Hunderte-Zwangsehen-in-Oe_Zehn-Millionen-Maedchen-von-Kinderheirat (abgefragt 27.04.2023).

  30. 30.

    § 1 (2) Gesetz zur Vereinheitlichung des Rechts der Eheschließung und der Ehescheidung im Lande Österreich und im übrigen Reichsgebiet. Vom 6. Juli 1938 (Ehegesetz), dRGBl I 807/1938 idgF BGBl I 59/2017.

  31. 31.

    Vgl § 22 (1) EheG idgF.

  32. 32.

    Gem § 35 EheG kann ein Ehegatte „die Aufhebung der Ehe begehren, wenn er zur Zeit der Eheschließung minderjährig war und sein gesetzlicher Vertreter nicht die Zustimmung zur Eheschließung erteilt hat, außer es hat dieser oder der Ehegatte nach Erlangung der Volljährigkeit nachträglich zugestimmt oder das Gericht die verweigerte nachträgliche Zustimmung des gesetzlichen Vertreters ersetzt“. Dieser Aufhebungsgrund in § 35 EheG idgF ist für Minderjährigenehen durch elterliche Initiativen ungeeignet, weil zur Minderjährigkeit des zwangsverheirateten Betroffenen noch die fehlende Zustimmung zur Eheschließung des gesetzlichen Vertreters hinzutreten müsse und durch die Kumulation der Aufhebungsbedingungen kein Aufsicht auf Erfolg besteht, immerhin geht der Zwang von den Eltern aus. Dementsprechend kann im Falle einer Minderjährigenehe nur der Nichtigkeitsgrund geltend gemacht werden, wenn der/die Betroffene die Volljährigkeit bzw das rechtsfähige Alter erreicht, um sich nachträglich gegen den elterlichen Zwang zur Verheiratung rechtlich zu wehren.

  33. 33.

    Vgl § 22 (2) EheG idgF.

  34. 34.

    In einem solchen Fall ist zur Beurteilung einer eventuellen Ehenichtigkeit das Personalstatut der Verlobten ausschlaggebend; vgl § 17 iVm §§ 19 und 24 IPRG, Bundesgesetz vom 15. Juni 1978 über das internationale Privatrecht (IPRG) BGBl 304/1978 idF BGBl I 72/2019.

  35. 35.

    § 6 IPRG idgF.

  36. 36.

    Pascher/Utz-Ferner, Der Begriff der Familie im Asylverfahren und die Frage der Anerkennung von (Kinder-)Ehen, in ZfRV 2021/17, 163 (167).

  37. 37.

    Ebd.

  38. 38.

    Vgl Melcher, (Un-)Wirksamkeit von Kinderehen in Österreich, in EF-Z 2018/50, 103 (105).

  39. 39.

    Laut VfGH ist „eine Eheschließung nicht nur gültig […], wenn sie den Formvorschriften des Personalstatuts entspricht, sondern auch wenn die Formvorschriften am Ort der Eheschließung eingehalten wurden (vgl Verschraegen in Rummel, ABGB3, 2. Bd, 104 f.)“, vgl VfSlg 18.432/2008.

  40. 40.

    Melcher meint, dass für die Beurteilung eines Verstoß gegen den ordre public iZm Kinderehen neben der Ehemündigkeit hinsichtlich Alter und geistiger Reife der Verlobten ua auch die tatsächliche Ausgestaltung der bestehenden Ehe, die bisherige Dauer sowie der Wunsch, an dieser festzuhalten, mitberücksichtigen sei; vgl Melcher in EF-Z 2018/50, 103 (105).

  41. 41.

    Ebd.

  42. 42.

    Vgl Ebert, Tendenzen der Rechtsentwicklung, in Ende/Steinbach 199 (214).

  43. 43.

    Vgl Freitag, Ehe zwischen Katholiken und Muslimen: Eine religiöse Vergleichsstudie (2007) 53.

  44. 44.

    Vgl Khoury, Der Hadith – Urkunde der islamischen Tradition III (2009) 28.

  45. 45.

    Vgl Englert/Eck, Epistemologische Unaufmerksamkeit – ein unterschätztes religionsdidaktisches Problem, in KatBl 2022, 147/3, 215.

  46. 46.

    Vgl. Guessoum, Islam’s Quantum Question: Reconciling Muslim Tradition and Modern Science (2010).

  47. 47.

    § 3 (3) RelUG idgF.

  48. 48.

    Jonak/Kövesi, Schulrecht14 1327.

  49. 49.

    RS 5/2021, 9.

  50. 50.

    SSR Wien, Richtlinien zum Religionsunterricht aller Konfessionen an Wiener Pflichtschulen, erlassen am 28.06.2013.

  51. 51.

    BMBWF, Schulleitungsprofil – Eine praxisbezogene Orientierung für effektives Schulleitungshandeln (2019) 8.

  52. 52.

    Wortwörtlich heißt es: „Das Aufgabengebiet besteht neben dem Qualitätsmanagement und der Schulaufsicht (Einrichtung von regionalen Schulaufsichtsteams in Bildungsregionen) vor allem in der Mitarbeit am Bildungscontrolling gemäß den Vorgaben der Geschäftsstelle für Qualitätsentwicklung und der Mitwirkung an der Lehrpersonalbewirtschaftung. Die Fachinspektion Religion bleibt davon unberührt“; 299/ME 25. GP Erläut 19.

  53. 53.

    Dem Programm zufolge hatten die IGGÖ-Fachinspektor*innen ua jedes Semester einen umfassenden Tätigkeitsbericht an das Unterrichtsministerium zu übermitteln; vgl Khorchide in ÖIF 2009/5, 34.

  54. 54.

    Potz in SIAK 52.

  55. 55.

    Schlusserklärung der 3. Konferenz europäischer Imame und SeelsorgerInnen vom 14. bis 16. Mai 2010 in Wien.

  56. 56.

    IGGÖ, Aussendung für Religionslehrer/innen vom 25.06.2019.

  57. 57.

    Kurier, Neues Gleichbehandlungsreferat für muslimische Frauen, kurier.at/chronik/wien/neues-gleichbehandlungsreferat-fuer-muslimische-frauen/401211940 (abgefragt 27.04.2023).

  58. 58.

    Vgl Özdil, Ethik im Islam, in Yousefi/Seubert (Hrsg.), Ethik im Weltkontext – Geschichten – Erscheinungsformen – Neuere Konzepte (2014) 113; Aslan, Achlaq – Grundlagen der Islamischen Morallehre (2005) 11 ff.

  59. 59.

    Die Möglichkeiten der IGGÖ sind diesbezüglich unerschöpflich, auch im institutionellen Sinne, sofern sie mit den Interesse der großen türkischen und den bosnischen Vereinen bzw Kultusgemeinden korrespondieren. Die IGGÖ könnte sich bspw als muslimische Institution definieren, die sich nicht nur in Österreich für eine Mediation und eine friedliche Übereinkunft zwischen Sunnit*innen und Schiit*innen einsetzt, sondern im Sinne des Neutralitätsgebots Österreichs eine Vorbildrolle für alle Muslim*innen europaweit oder gar weltweit einnimmt, allen voran durch eine geschwisterliche Lehre unter Beachtung der in Österreich vorherrschenden Kontexte in rechtlicher, politischer, gesellschaftlicher und religionsgesellschaftlicher Hinsicht. Alles andere wäre, wie oben ausgeführt (vgl IV/14.2), ein Verharren im Status quo als sunnitische Glaubensgemeinschaft, deren namentliche Manifestation eine Frage der Zeit ist, bis die SCHIA rechtlich anerkannt wird.

  60. 60.

    Eine ethnische Unterteilung von Muslim*innen sei unislamisch, meint IP4. Dies ist auch die vorherrschende Lehre entsprechend dem Koranvers 49:11 sowie der Abschiedspredigt des Propheten Muhammad. Die IGGÖ zeigte zuletzt eine stärkere Wahrnehmung der innerreligionsgesellschaftlichen Vielfalt, wie etwa bei der Besetzung der Leitung des Bildungsamts mit einem Mitglied der albanischen Kultusgemeinde. Im Hinblick auf den IRU ist jedenfalls eine ausgewogene (Re)Präsentation beider Konfessionen zu erwarten, soweit man den IGGÖ-SA folgt.

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Kramer, M. (2023). Rechtssoziologische Analysen auf der korporativen Dimension des (I)RU. In: Ein Österreichischer Islam für Schulen? . Wiener Beiträge zur Islamforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-42284-4_16

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