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«Tag X» ist ein Fortbildungsformat des HKM-Büros Kulturelle Bildung, das seit 2012 als Tagesveranstaltung mit wechselnden Themen angeboten wird. Gegenwärtig beläuft sich die Anzahl dieses durchnummerierten Angebots auf 25 (Stand: Dezember 2022)Footnote 1. Es handelt es sich um einen punktuell und flexibel einsetzbaren ‚Joker‘, um „bestimmte Themen auf[zu]greifen, die für die Schule gewinnbringend sein können (IS2, 64) beziehungsweise mit dem „auf Wünsche unserer KulturSchulen“ (IS1, 61) reagiert wird. Explizit ist an die Möglichkeit einer „Ideenwanderung“ zwischen den Schulen gedacht, zumal dieses Angebot für alle interessierten Lehrkräfte offen ist.

«Tag X» kann sehr unterschiedliche Schwerpunkte setzen: Kulturinstitutionen werden erkundet – etwa das Mathematicum in Gießen oder das Senckenberg-Museum in Frankfurt. Er bietet aber auch KulturSchulen Gelegenheit, ihre Good-Practice-Beispiele von kultureller Praxis zu präsentieren. Oder ästhetische Gemeinsamkeiten von zwei Fächern werden in einem schulischen Rahmen unter interessierten Lehrkräften erprobt (Langenfeld & Twiehaus, 2018, S. 338).

1 Anliegen und Zielgruppen des Formats

Die Veranstaltungen von «Tag X» können von interessierten Einzelpersonen und ebenso von Fachgruppen und Lehrkräften aus allen Schulen in Hessen besucht werden. Mit Tag X möchte man im Büro Kulturelle Bildung auch recht kurzfristig einen neuen Anreiz zur Fortbildung setzen; die Themen sind oft pfiffig formuliert. Der Veranstaltungstypus bietet die Chance, aktuell gefragte Sachverhalte, die eine „Dynamik“ aufweisen, aufzugreifen, „also Themen auszuwählen, die vielleicht gerade so brennen, also die vielleicht auch gerade viele interessieren“ (IXF2, 9). Das Format stellt insofern eine schnelle und bedarfsorientierte Angebotsmöglichkeit dar, um „flexibel reagieren [zu] können auf Wünsche unserer KulturSchulen“ (IS5, 58). Lehrpersonen bieten sie die Gelegenheit, einem besonderen Interesse nachzugehen. Außerdem liefert das Format Best-Practice-Einblicke anderer Schulen, also Beispiele „besonders gelungener Entwicklung, Schulentwicklung“ (IS1, 61), ähnlich einem „Tag der offenen Tür […], also Besuch mit Führung“ (ebd.). Somit können solche Tag-X-Veranstaltungen die Funktion erfüllen, über Fragen der kulturellen Schulentwicklung miteinander „in Austausch zu kommen“ (IXF2, 7). Die Einblicke, die Einzelbesucher dieses Fortbildungsformats in verschiedene Arbeitsfelder der KulturSchulen erlangen, sind gleichermaßen für Angehörige anderer Schulen bestimmt; sie tragen somit dem Referenzschul-Gedanken Rechnung:

„Und dann haben wir ja auch viele Schulen mit kulturellem Schwerpunkt, also die in irgendeiner Weise kulturaktiv sind. Und die möchten wir natürlich auch mit den KulturSchulen in Kontakt bringen. Es gibt ja auch also diesen Gedanken der Referenzschulen, also dass KulturSchulen Referenzschulen sein könnten für andere Schulen, die keine KulturSchulen sind. […] Die Idee verfolgen wir natürlich auch, dass andere Schulen von den KulturSchulen profitieren können, und wir natürlich letztendlich auch vom Austausch profitieren“ (IS5, 68).

Neben dieser Vernetzungsintention spielt für die Moderatoren dieser Angebote die Förderung der Motivation, Unterricht zu verändern eine Rolle. Man möchte „einen Anreiz geben oder einfach Lust machen“ (IXF1, 13) auf neue Methoden des eigenen Fachs, die Lehrkräfte in ihren Lerngruppen ausprobieren. Auch mit ein oder zwei Schülern teilzunehmen, kann ein passendes Arrangement in diesem Format sein. Dies gilt insbesondere für fachliche Gebiete wie Mathematik, hinsichtlich derer eine gewisse emotionale Distanz der Schülerinnen und Schüler angenommen wird. Eine Expertin für kreative Falttechnik weist auf die Breite von Einsatzmöglichkeiten hin:

„Das wünsche ich mir, dass sie (die Lehrkräfte) es vielleicht schaffen, Schüler zu motivieren, sich im Fach zu interessieren durch das Papierfalten, das wäre so meine Idee. […] Also im Mathe-Unterricht, da bin ich der Meinung, bei jedem Teilgebiet der Mathematik kann Origami eingesetzt werden, […] beim Teilen, Bruchrechnen, alles Mögliche, Winkel halbieren, Winkel konstruieren“ (IXF1, 28).

Das Ziel sei „Freude, Spaß, Entspannung“ (IXF1, 19) bei der Vermittlung neuer Zugänge zu stiften und „Faszination“ (IXF1, 13) zu wecken. Die ungewöhnlichen Ansätze sind attraktiv und sie ziehen auf spielerische oder artifizielle Art und Weise ein Individuum in ein Lerngebiet mit hinein. Eine Fortbildnerin sieht es gerne, wenn die Methodik dazu verhilft, dass auch Lehrpersonen gelassener arbeiten:

„Es ist natürlich auch Entspannung. […] Denn die (Lehrkräfte) setzen sich [auch beim kreativen Arbeiten] oft unter Stress …“ (IXF1, 26).

Die Verschiedenartigkeit der «Tag X»-Angebote, auch die Orte, an denen er stattfindet, bedingen eine gewisse Unvorhersehbarkeit der Teilnehmerschaft, auf die sich die Organisatoren jeweils mit Eingang der Anmeldungen einzustellen haben. Sie bescheinigen sich allerdings eine gewisse Erfahrung und Flexibilität im Vorgehen:

„Danach richte ich dann eigentlich immer spontan meinen Workshop aus. Also ich bereite mich jetzt nicht vorher in jedem Detail vor …. Sondern je nachdem, wie die Teilnehmer zusammengesetzt sind“ (IXF1, 7).

Neben dem konkreten Nutzen für den Unterricht und die Schulentwicklung (IXF1, 5) wird die Hoffnung artikuliert, dass die individuelle Fortbildungserfahrung einen Effekt in den Kollegien in Gang setzt:

„Was ich mir auch wünschen würde: dass diejenigen, die sich jetzt dafür begeistern konnten, vielleicht auch andere Lehrer damit anstecken, dass sie es weitergeben, das wäre schön, dass die Begeisterung einfach weitergetragen wird“ (IXF1, 28).

Ein Teil des Konzepts ist das Peer-Lernen. Die Präsentation der Best-Practice-Beispiele zur kulturellen Praxis wird von den verantwortlichen Lehrkräften selbst aufbereitet. Für diese habe es einen anerkennenden und bestärkenden Effekt, wenn die erprobten Ansätze mit den Teilnehmern diskutiert werden und es so zu einem Feedback kommt. Das sei „immer auch noch mal so eine schöne Rückmeldung und Motivation, um weiterzumachen“ (IXF2, 7).

2 Struktur und Inhalte

Die Veranstaltungen der «Tag X»-Reihe finden etwa zwei- oder dreimal jährlich an verschiedenen Orten in Hessen statt. Als Referentinnen und Referenten steht ein potenziell großer Expertenkreis zur Verfügung. Best-Practice-Schulbesuche finden vor Ort in einer der kulturell profilierten Schulen statt, wobei Personen aus Schulleitung und KulturSchul-Team die moderierenden und referierenden Rollen übernehmen. Richtet eine Kulturinstitution Tag X aus findet gleichfalls eine Inhouse-Erkundung und -Schulung statt, und ein Experte des Hauses übernimmt die Präsentation. Eine dritte Variante besteht in der Einbindung von „Spezialisten für ästhetische Zugangsweisen“ (IS1, 63), günstigenfalls gepaart mit Fortbildnern, die eine weitere Erfahrungskomponente hinzufügen. Eine vierte Möglichkeit besteht darin, einen eintägigen Workshop mit ästhetischem Charakter anzubieten, wie er in ähnlicher Form beim Veranstaltungsformat Kreative Unterrichtspraxis angeboten wird, in diesem Fall auch für interessierte Einzelpersonen aus ganz Hessen und mit einschlägig ausgewiesenen externen Referenten. Ergänzend wurden auch Informations- und Sachthemen wie Fundraising oder Pressearbeit mit Bezug auf eine Kompetenzerweiterung für die KulturSchularbeit angeboten.

Die Zusammensetzung der Teilnehmerschaft variiert entsprechend den angebotenen Themen. Unter zeitlich organisatorischer Perspektive lässt sich Tag X als ein familienfreundliches Format einordnen, da zur Fortbildung keine Übernachtung erforderlich ist. Auch für die ausrichtende Einrichtung ist das Format verhältnismäßig praktikabel, weil „nur so ein Tag“ (IXF2, 9) zu bestreiten ist.

Thematisch und strategisch erachten die Organisatoren diese Flexibilität als einen Vorteil. Man könne auf neu auftretende Bedarfe reagieren: „Das ist ein schnelles Modul sozusagen“ (IS1, 63), „mit dem man auch mal schnell auf eine bestimmte Thematik einwirken […] oder [eine] Thematik aufgreifen kann, die gerade aktuell“ (IS2, 64) sei. Mit Tag X bestehe die Chance, „immer wieder Neuigkeiten, Prozesse, Themen […] reintragen“ (IS3, 58) zu können. Abb. 1 zeigt die Häufigkeit und Verteilung der Themen von Tag X .

Abb. 1
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Themenspektrum des Formats «Tag X»

Der Blick auf die bisherigen Inhalte zeigt, dass Angebote in den Bereichen Musik sowie Tanz und Bewegung dominieren. Daneben bilden Mathematik und Naturwissenschaften sowie Sprachen und Bildende Kunst weitere wichtige Komponenten. Gelegentlich standen Besuche in Kulturinstitutionen auf der Agenda. Seltener sind als Sachinhalte hingegen Literatur, Performance, Theater und Medien vertreten; Geographie, Gesellschaftswissenschaften und Philosophie kommen im «Tag X» bislang nicht vor. Tab. 1 zeigt die Verteilung von Bezugspunkten bei Tag X.

Tab. 1 Thematische Veranstaltungen von «Tag X» (2012–2019)

3 Ablauf

Der Ablauf bei «Tag X» kann so verschieden sein wie der entsprechende Themenschwerpunkt oder die Provenienz der Referenten. Allerdings gibt es einige konstant bleibende Strukturelemente, die trotz der Unterschiedlichkeit der Thematiken und Akzentsetzung ähnlich auftreten und beobachtbar waren.

Instruktive, vortragsähnliche Phasen sind meist enthalten, sie sind zeitlich sehr begrenzt (es sei denn, es handelt sich um Veranstaltungen aus der Rubrik ‚Best-Practice zur Schulentwicklung‘). Bei «Tag X» sind in der Regel Phasen vorgesehen, in denen sich die Teilnehmenden in handlungsorientierte selbsttätige Arbeit vertiefen können, angeleitet von dem jeweiligen Referenten. Experimentier- und Erprobungsgelegenheiten können dabei entweder in räumlicher Nähe zueinander angelegt sein und von Kleingruppen genutzt werden. Gruppenaktivitäten sind von Abstimmungsprozessen und einer gemeinsam entwickelten kreativen Gemeinschaftsleistung geprägt, die anschließend in Gruppenpräsentationen vorgestellt werden. Die Sozialformen sind auf ergebnisoffene Schaffensphasen hin orientiert und halten Momente des Staunens und Erkennens bereit.

Bemerkenswert ist, dass zwar jeweils Reflexionsgelegenheiten erzeugt werden, in denen Rückmeldungen zu den Aktivitäten gegeben werden können, jedoch wird diese Thematisierung vorwiegend fachlich-funktionell und didaktisch-strategisch vorgenommen: Mit den Teilnehmenden wird besprochen, mit welcher Jahrgangsstufe der Schülerinnen und Schüler sich bestimmte Aktivitäten durchführen lassen oder auf welche fachlichen Problemstellungen sich die bei einem «Tag X» erlernten Kompetenzen transferieren und lassen. Ein Reflektieren über die bei der Fortbildungsveranstaltung ermöglichten Erfahrungen findet hingegen sehr begrenzt oder eventuell nicht statt. Insofern wird die in der Fortbildungsveranstaltung ggf. angelegte (ästhetische) Erfahrungsdimension nicht explizit als solche aufgenommen. Die von den Fortbildenden geschaffenen besonderen Erfahrungs- und Prozessqualitäten laufen damit Gefahr, unerkannt zu bleiben.

4 Resonanz bei den Teilnehmenden

Die Auswertung zum Fortbildungsgeschehen und zur Anwendbarkeit für den schulischen Kontext basiert auf drei teilnehmenden Beobachtungen des «Tag X» sowie zwei mit Fortgebildeten und zwei mit Fortbilderinnen geführten Interviews. Zudem liegen drei Interviews mit Verantwortlichen aus der Fortbildungsplanung vor.

Potenzial von Impulsen und Ideen

Das Feedback der Teilnehmenden zu «Tag X» fällt in den Interviews, die unmittelbar nach dem Ende der Veranstaltungen geführt wurden, sehr positiv aus. Zur Phase des frontal gegebenen Inputs wird zurückgemeldet, dass die Vortragsinhalte „viel“ (IXT1, 10), „aber […] nicht […] langweilig“ (ebd.) gewesen seien. Die Abwechslung aus theoretisch rezeptiven, praktischen und interaktiven Elementen wird insgesamt als anregend und „sehr entspannend“ (ebd.) gewertet. Eine der Teilnehmerinnen, die häufiger Fortbildungen des Typs Tag X besucht, hebt das impulsgebende Potenzial dieses Formats hervor, das eine bereichernde Wirkung auf sie als Schulleiterin ausübe.

„Das habe ich ja schon mal gesagt: Es ist auch wie ein Urlaub, weil jedes Mal empfinde ich eine unglaubliche Erfrischung durch die Vielzahl von Impulsen und Ideen, die ich vermittelt bekomme – authentisch und […] ehrlich ausgesprochen auch, ja, ist das für mich eine wahnsinnige Erfrischung“ (IXT2, 9).

Dieselbe Teilnehmerin weist außerdem auf den Anregungswert für ihr Schulleitungsteam hin:

„Wie Sie sehen, habe ich hier sieben Seiten mitgeschrieben. Und da steckt in jeder Seite eine große Frage, die ich mir notiert habe und die ich ganz gewiss mitnehme und auch in meine Teams geben werde“ (IXT2, 11).

Gelegenheit zu offenem, kritischem Austausch

Eine besondere Qualität wird unter den Teilnehmenden in der Unbefangenheit gegenüber problemzentrierten und kritischen Aspekten gesehen:

„[Wir sind hier] in einem unglaublich spannenden Dialog, […] weil hier so ehrlich umgegangen wird. Unter den KulturSchulen selbst muss man sich nicht anlügen. Wir müssen uns nicht erzählen, wie toll unsere Erfolge sind, verstehen Sie. Sondern wir können sehr ehrlich die Probleme benennen. Und ich glaube, dass das auch eine Qualität von KulturSchulen ist, dass wir, weil wir ans Eingemachte gehen, gelernt haben oder erlernen müssen in einem schmerzhaften Prozess, wenn ich es mal so sagen darf, dass wir die Dinge benennen müssen, und zwar wirklich benennen, ja. Und […] dass es nicht sinnvoll sein kann für uns, wenn wir um die Dinge herumreden. Es nützt auch nichts, Befindlichkeiten zu benennen, weil das ist destruktiv. Sondern […] wir müssen in einem ehrlichen Dialog die Dinge benennen, und das ist schwer“ (IXT2, 7).

«Tag X» bietet aus Sicht der Teilnehmenden also auch einen kollegialen Rahmen, in dem schulübergreifend offen über Entwicklungen einer kulturbezogenen Schulentwicklung diskutiert werden kann. Die Fortbildungsteilnehmer sehen sich nicht als profilierungsbedürftig, vielmehr als gleichermaßen beteiligt an Schulentwicklung, die ihre Erfahrungen teilen und einander mögliche Lösungen aufzeigen können.

Reflexion über Transfer

In der Transferierung geeigneter Praxisbeispiele wird ein besonderer Nutzen gesehen, etwa indem man sich besondere Strukturen abschaue. Eine Teilnehmerin „habe [s]ich gedacht, warum habe ich sowas nicht an meiner Schule“ (IXT2, 17). Auch auf der individuellen Ebene wird über konkrete praxisrelevante Austauschmöglichkeiten berichtet, die zwischen einzelnen Fachlehrerinnen und Fachlehrern bestehen oder die sich neu entwickeln, zumal durch die KulturSchul-Zugehörigkeit – und günstigenfalls auch durch das Fortbildungsthema – eine gemeinsame Arbeitsgrundlage gegeben ist.

„Neben den Infos, die wir hier bekommen, einfach auch die Vernetzung, andere Schulen zu sehen, also andere Kollegen erstens entweder wiederzutreffen oder halt auch neue Kollegen kennenzulernen, mit denen ins Gespräch zu kommen, wie läuft's bei denen, was gibt es für Probleme, was gibt es für Ideen, woran wird gearbeitet. Und jetzt gerade heute, das war total interessant, die Kollegen von [Name der KulturSchule], die waren total interessiert daran, wie wir bei uns binnendifferenziert Mathe unterrichten. […] Ich habe denen sogar Materialien gezeigt, die ich dabei hatte auf dem Rechner. Also dass man so in Austausch kommt noch mal mit anderen Kollegen aus anderen Schulen“ (IXT1, 12).

Nicht bei jedem Thema stellt sich ein solcher Austausch oder eine Anwendungsperspektive ein. Eine Teilnehmerin erklärt: „Wobei […] ich da nicht ganz so viel mitnehme, wo ich sagen könnte, das könnte ich bei mir an der Schule anbringen“ (IXT1, 10).

Anstoß für schulische Selbstvergewisserungsprozesse

Der Besuch einer «Tag X»-Veranstaltung zur Schulentwicklung kann einem Teilnehmenden vor Augen führen, welche Handlungsfelder die eigene Schule bisher noch nicht für sich erschlossen hat.

„Und das war auch, wo ich denke, da kann ich was mitnehmen. Also so dieser Punkt Selbstvergewisserung. Das ist so, was bei uns ein bisschen zu kurz kommt auch an der Schule. So dieser Blick, einfach mal stehen zu bleiben und zu gucken, wo bin ich denn jetzt gerade. Zu konsolidieren, was haben wir denn schon geschafft, was ist gut gelaufen, was nicht. Das ist noch mal so ein Punkt, der mir so ein bisschen die Augen geöffnet hat, was bei uns noch fehlt an der Schule“ (IXT1, 10).

Gleichzeitig ermöglicht die Betrachtung von gelingenden Praxisbeispielen anderer Schulen eine eigene Selbstvergewisserung in dem Sinn, dass man sich an bereits Erreichtes und Geleistetes im zurückliegenden Entwicklungsprozess erinnert:

„Dann sagte eine Kollegin heute zu mir, wir können doch unwahrscheinlich dankbar sein für das, was wir erreicht haben. Da habe ich gesagt, ja, das stimmt auch. Und es tut mir auch gut, das mal wieder zu relativieren und sagen, jo, das und das und das, und das machen wir ja auch, das haben wir ja auch in dem Zusammenhang entwickelt. Und das ist auch eine Vergewisserung“ (IXT2, 15).

Anerkennung für Erreichtes

Für die schulischen Akteure, die im Rahmen eines Tag X angefragt werden, einen Veranstaltungstag für den Kreis der anderen KulturSchulen auszurichten, stellt die Vorbereitung und Durchführung eines solchen Ereignisses eine Gelegenheit dar, um die an der jeweiligen Schule entwickelten Innovationen zu präsentieren und sie im Plenum zu reflektieren – zum Beispiel neu etablierte Planungsgremien oder ein integratives Unterrichtsfach, ästhetische Lernzugänge, Formate der Schülerbeteiligung usw. Das Aufbereiten, Vorzeigen und Zur-Kenntnis-Nehmen durch Außenstehende wirkt selbstbestärkend. Die Erfahrung, dass andere Schulen an den neu entwickelten Ansätzen interessiert sind, sei „immer auch noch mal so eine schöne Rückmeldung und Motivation, um weiterzumachen“ (IXF2, 7).

5 Fazit und Ausblick

«Tag X» ist ein thematisch sehr vielseitiges und offenes Format für unterschiedliche Funktionen. Je nach Spezifik hilft das Format, die Grenzen eines Fachverständnisses auszudehnen und zu weiten und neue methodische Konzepte kennenzulernen. Außerdem erlaubt es, Kulturinstitutionen einzubeziehen, die ihr breites Potenzial an besonderen Lernmöglichkeiten vorstellen und Ideen für Projekttage mit Schülerinnen und Schülern vermitteln können. Lehrkräfte erhalten auf diese Weise Einblicke in Sammlungen und auch in museumspädagogische Arbeitsweisen. Mit «Tag X» bekommen Themen wie Fundraising oder Öffentlichkeitsarbeit an der Schule, die schwer unter eine Rubrik subsumierbar sind, einen Raum.

Die Veranstaltungen bieten eine gesprächsoffene Arbeitsatmosphäre und schaffen überschulische Kontakte zu Lehrkräften anderer Schulen. Zudem kann eine in der eigenen Schule bereits etablierte Praxis Kultureller Bildung dem Kreis anderer KulturSchulen vorgestellt und in Arbeitsgruppen thematisch diskutiert werden.

Dieses Format liefert Impulse ‚zum Mitnehmen‘ oder Zugang zu thematischen Netzwerken, deren Besonderheit von Experten vorgestellt wird (Mall et al., 2016). Der Lernertrag für einzelne Teilnehmer könnte stärker durch in den Ablauf integrierte Reflexionsgelegenheiten zur Sprache gebracht werden. Und ästhetische Phänomene sollten ausreichend Zeit erhalten zu wirken.Footnote 2 Ideen aus Unterrichtsfächern wie alte und neue Sprachen, Deutsch als Zweitsprache, Gesellschaftswissenschaften und Philosophie könnten mit einbezogen werden, um die Teilnehmerschaft noch zu verbreitern.