Forschungszugang: Von der Theorie zur Praxis & zurück

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Medienethische Bildung im digitalen Zeitalter
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Zusammenfassung

Bereits in der Einführung zu dieser Arbeit wurde deutlich, dass die Frage nach medienethischer Bildung und medienethischen Kompetenzen von zentraler lebenspraktischer Bedeutung für das menschliche Handeln ist. Sie lässt sich in letzter Konsequenz immer auf die Grundfrage der philosophischen Ethik schlechthin zurückführen: Wie soll ich handeln? Um klären zu können, was Medienethik – und damit auch medienethische Bildung – ausmacht, ist daher eine Auseinandersetzung mit der philosophischen Ethik unabdingbar. Schließlich sind es die Begriffe Ethik und Moral, anhand derer sich zeigt, „was die grundlegend eigene Perspektive der Kommunikations- und Medienethik ist und was sie als Disziplin kennzeichnet“.

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Notes

  1. 1.

    Die hier vorgenommene Begriffsbestimmung bezieht sich u. a. auf Fenner (2007, 10; 2008, 5; 2010, 4) und ist in dieser Form auch in der Medienethik (vergleiche hierzu zum Beispiel Filipović 2015a, 318; Funiok 2007, 11; Paganini 2018, 2:30; Schicha 2019b, 16) gängig. Dennoch soll an dieser Stelle zumindest in Kürze noch auf eine andere in der philosophischen Ethik gängige Form der Differenzierung hingewiesen werden: So wird von einigen Autor:innen (zum Beispiel Köbel 2018, 32) in Anlehnung an Habermas eine handlungstheoretische Perspektive eingenommen und dafür plädiert, Moral als Normensystem zu verstehen, das für alle Menschen unabhängig von ihren persönlichen Vorlieben und Einstellungen gleichermaßen verpflichtend (kategorisch) ist. Ethische Fragestellungen zielen nach einer solchen Auffassung auf Fragen in Bezug auf das persönliche Glück und die eigene Selbstverwirklichung ab. Tatsächlich erscheint eine Berücksichtigung handlungstheoretischer Aspekte auch im Kontext dieser Arbeit als sinnvoll. Um allerdings begriffliche Unklarheiten zu vermeiden (Fenner 2007, 10), werden die hierfür alternativ genutzten Begriffe Sollens- bzw. Strebensethik (vgl. Kapitel 3 MedienEthik: Ethisch-philosophische Grundlagen) verwendet.

  2. 2.

    Als Beispiel für pragmatische Regeln nennt er z. B. die Vorgabe, dass in Deutschland auf der rechten Straßenseite zu fahren ist.

  3. 3.

    Von der normativen und deskriptiven Ethik lässt sich zudem die Metaethik abgrenzen. Sie fungiert als Wissenschaftstheorie der Ethik und befasst sich z. B. mit der Analyse und Reflexion der moralischen Sprache oder den formalen Methoden zur Begründung der normativen Ethik. Die normative Ethik, darauf weist Fenner (2008, 8) hin, ist auf die Metaethik angewiesen, da diese beispielsweise für die systematische Klärung ihrer sprachlichen Grundlagen sorgt. Da diese Arbeit primär praxisbezogen agiert, werden metaethische Überlegungen an dieser Stelle dennoch eine untergeordnete Rolle spielen.

  4. 4.

    In medienethischen Publikationen wurden meist nur knappe Überlegungen zu Bildungsfragen und deren didaktischen Umsetzungsmöglichkeiten gefunden. Diese fordern meist ein Mehr an Medienkompetenz und verweisen diesbezüglich auf Baacke (vgl. bspw. Rath 2014; Rath und Köberer 2019; Schicha 2020; von der Bank 2013). Im Gegensatz zur Medienethik finden sich in der Medienpädagogik verschiedene Zugänge und auch Praxisprojekte, wie Medien, Ethik und Bildung bzw. Kompetenzen miteinander in Verbindung gebracht werden können. Aus diesem Grund werden in Kapitel 5 Medienethische Bildung und Kompetenzen zur weiteren Annäherung an ein Modell zur medienethischen Bildung u. a. medienpädagogische Ansätze berücksichtigt. Je nach Zugang und Schwerpunkt gilt es bei medienpädagogischen Konzeptionen jedoch zu bedenken, dass aufgrund deren spezifischen Zugangs ethische Begründungen sowie das ethische Theoriefundament häufig nur oberflächlich behandelt werden.

  5. 5.

    Vgl. hierzu exemplarisch die Bestrebungen medienethische Lehrinhalte in den Journalistik-Studiengängen zu implementieren (nähere Ausführungen hierzu in Fußnote 6 im Kapitel 1).

  6. 6.

    Dies ist einer der Gründe, weshalb die Bezeichnung Angewandte Ethik nicht unumstritten ist: Würde man den Begriff entsprechend ausbuchstabieren würde er als „praktische praktische Philosophie“ einen Pleonasmus darstellen (Fenner 2010, 9).

  7. 7.

    So verortet Christians (2000, 15) die Ursprünge der zeitgenössischen Medienethik in den USA um das Jahr 1980. Dies deckt sich laut Greis (2003, 3) mit der Entwicklung medienethischer Bestrebungen in Deutschland, die ebenfalls ihren Ausgangspunkt in den 1980er-Jahren hatten und insbesondere in den 1990er-Jahren massiv zunahmen.

  8. 8.

    Auf die Ausweitung der inhaltlichen Entwicklung des medienethischen Diskurses wird im Folgekapitel intensiver eingegangen, weshalb dieser Aspekt hier nicht weiter vertieft wird.

  9. 9.

    Inhaber des Lehrstuhls für Medienethik an der HFPH war für sieben Jahre der Sozialethiker Alexander Filipović. Seit April 2021 wird die Professur von der Philosophin Claudia Paganini vertreten (Stand April 2022).

  10. 10.

    Inhaber des Lehrstuhls ist Christian Schicha (Stand April 2022).

  11. 11.

    Gründungsmitglieder des Kompetenznetzes sind Klaus-Dieter Altmeppen (KU), Rudolf Kammerl, Johanna Haberer, Thomas Zeilinger und Christian Schicha (alle FAU) sowie Alexander Filipović (Universität Wien).

  12. 12.

    Stand April 2022.

  13. 13.

    Eine ausführliche Auflistung der bislang entstandenen medienethischen Online-Kurse im Rahmen des MEB-Kompetenznetzes finden sich in Abschnitt 7.2 Kursporträts.

  14. 14.

    Detaillierte Hintergründe zur vhb finden sich in Abschnitt 7.1.1 Begründung des Feldes. Hintergründe zur Lernplattform.

  15. 15.

    Einen Überblick über Publikationen im Fachbereich Medienethik gibt Schicha. Im Handbuch Medienethik kommentiert er medienethische Beiträge aus den Jahren 1984–2009 (Schicha 2010a) und in seiner Monographie Werke aus den Jahren 2010–2019 (Schicha 2019b). Eine Dokumentation der Entwicklung des medienethischen Diskurses gibt zudem die seit 1968 bestehende Zeitschrift Communicatio Socialis. Die Zeitschrift, ursprünglich mit Schwerpunkt auf die christliche Publizistik, öffnete sich sukzessive dem medienethischen Diskurs und führt diesen „neuen“ Schwerpunkt unter der Herausgeberschaft von Klaus-Dieter Altmeppen, Andreas Büsch (bis 2017), Alexander Filipović (seit 2013) seit dem Jahr 2013 offiziell im Untertitel: „Communicatio Socialis. Zeitschrift für Medienethik und Kommunikation in Kirche und Gesellschaft“ (Schmolke 2017, 18). 2021 wurde die langjährige Chefredakteurin Renate Hackel-de Latour in das Herausgeber:innen-Team aufgenommen und der Untertitel erneut angepasst. Er lautet nun „Zeitschrift für Medienethik und Kommunikation in Religion und Gesellschaft“ (Altmeppen, Filipović, und Hackel-de Latour 2021).

  16. 16.

    Eine ähnliche Systematisierung nehmen u. a. auch Funiok und Schmälzle (1999, 27–28) vor, indem sie nachfolgende vier idealtypischen Ebenen philosophisch-ethischer Argumentation unterscheiden: (1) moralisch-ethische Urteile, (2) allgemeine Regeln, (3) ethische Prinzipien, (4) ethische Theorien.

  17. 17.

    Auch wenn die Übersetzung von Ideal- in Praxisnormen wie beschrieben dem klassischen Top-down-Modell der Angewandten Ethik zu entsprechen scheint, würde es dem Ansatz der Ideal- und Praxisnormen nicht gerecht werden, würde man ihn allein diesem Schema zuordnen. So schließt der Ansatz Normen, die aus der Praxis selbst entstehen, nicht aus und sieht diese als relevant an. Brosda und Schicha betonen daher, dass theoretische und praktische Fragen in der Ethik ein Kontinuum bilden: „Die Begründungsrelationen verlaufen weder von der Theorie zur Praxis noch von der Praxis zur Theorie; vielmehr richten sie sich nach dem Gewissheitsgefälle der moralischen Überzeugungen“ (Brosda und Schicha 2000, 8).

  18. 18.

    In seinem Aufsatz „Kann denn empirische Forschung Sünde sein?“ zeigt Rath auf, dass Medienethik auf Erkenntnisse aus der Forschung angewiesen ist, um einerseits Informationen über das Handlungsfeld zu erhalten, andererseits auf medienethische Herausforderungen in der Praxis aufmerksam gemacht zu werden und um darüber hinaus selbst als Themengeberin für empirische Forschungen agieren zu können, indem sie selbst auf „empirisch erforschungsbedürftige, moralische Fragen hinweist“ (Rath 2000, 80).

  19. 19.

    Wo wiederum zum Beispiel die oben beschriebenen Überlegungen Birnbachers zur Übertragbarkeit von Idealnormen in die Praxis relevant würden.

  20. 20.

    Durch die permanente Wechselbeziehung bei der Entwicklung der Argumente können die vielfältigen Prinzipien und Situationen in den Blick genommen werden, weshalb das Verfahren als holistisch beschrieben werden kann (Knoepffler 2010, 55).

  21. 21.

    Eine derartige Auffassung lässt sich auch gut mit dem holistischen Modell der Angewandten Ethik begründen: So beziehen sich die Medienerfahrungen schließlich nicht nur auf technische Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit Medien, sondern primär auch auf die diesbezüglichen ethisch-moralischen Perspektiven, Werthaltungen und Entscheidungsfindungen.

  22. 22.

    Detaillierte Ausführungen zu den Hintergründen der Kursentwicklung finden sich im Kapitel 8 Exemplarische Umsetzung im Praxisfeld.

  23. 23.

    Eine Begründung für die Plattform sowie entsprechende Hintergründe zur Praxiskooperation finden sich im entsprechenden Kapitel 7 „Einblicke in die Praxis“.

  24. 24.

    Weitere Informationen zur Akquisition der Interviewpartner:innen finden sich in Abschnitt 7.5 Erfahrungen und Perspektiven von Kursinteressierten.

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Endres, S. (2023). Forschungszugang: Von der Theorie zur Praxis & zurück. In: Medienethische Bildung im digitalen Zeitalter. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-42187-8_2

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