Zusammenfassung
Die Ergebnisse der bayerischen Landtagswahl 2018 waren eine Zäsur in der Politik im Freistaat. Nicht nur büßte die CSU ihre Alleinherrschaft ein, vielmehr gelang der AfD beim ersten Versuch der direkte Einzug in den bayerischen Landtag. Warum wurde die Regierungspartei CSU abgestraft? Wieso konnten die Grünen und die Freien Wähler von der Schwäche profitieren, die SPD jedoch nicht? Welche Themen waren wahlentscheidend? Und wie haben die Bürger den Wahlkampf beziehungsweise die Parteien und ihre Spitzenkandidaten wahrgenommen und bewertet? Wird die Politik in Bayern insgesamt bunter? Die Universitätsstudie Bayernwahl 2018, basierend auf einem Lehrforschungsprojekt der Universitäten LMU München, Passau und Regensburg, versucht mit einer vielfältigen Datenbasis Antworten auf diese Fragen zu geben. Das vorliegende Kapitel führt in das Forschungsprojekt ein, beschreibt denmethodischen Ansatz und stellt die im Band versammelten Kapitel vor.
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Notes
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Die Verwendung des generischen Maskulinums dient sowohl hier als auch in den Beiträgen, in denen nicht beide Geschlechter konkret genannt werden, nur der besseren Lesbarkeit und impliziert in der Regel weibliche und männliche sowie alle weiteren Referenzen.
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Von den 205 Mandaten (2013: 180) entfielen 85 auf die CSU (2013: 101), 38 auf die Grünen (2013: 18) und 27 auf die Freien Wähler (2013: 19). Die erstmals in den Landtag einziehende AfD kam auf 22 Mandate, ebenso die SPD-Fraktion (2013: 42). Die nach 2008 wieder ins Parlament zurückgekehrte Liberalen stellten elf Abgeordnete (infratest dimap, 2018, S. 6).
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Im Jahr 2018 führten fünf Parteien die Regierungsgeschäfte in den Ländern. Sieben Ministerpräsidenten wurden von der SPD gestellt, sechs von der CDU, jeweils einer von CSU, Grünen und Linken. In den sechzehn Bundesländern gab es dreizehn verschiedene Regierungskonstellationen, Ein-Parteien-Regierungen kamen in den Bundesländern nicht mehr vor. Zugleich hatte sich die Zahl von Drei-Parteien-Bündnissen deutlich erhöht. Fünf Bundesländer wurden von drei Parteien regiert: Berlin, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, und Rheinland-Pfalz (infratest dimap, 2018, S. 15).
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Als Exit Poll oder Wahltagsbefragung bezeichnet man eine repräsentative Befragung von Wählern unmittelbar nach dem Verlassen der Wahllokale (Hilmer, 2009).
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Danksagung
Wir bedanken uns bei
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dem Landeswahlleiter, den örtlichen Wahlverantwortlichen und den Wahlvorständen in den Stimmbezirken für ihre Unterstützung und Kooperationsbereitschaft.
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den Mitarbeitern der Statistischen Ämter in München, Passau und Regensburg (insbesondere Horst Engl) für ihre Mithilfe bei den Stichprobenziehungen.
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allen Bürgern, die uns mit ihren Antworten per Telefon, vor dem Wahllokal oder Online dieses Lehrforschungsprojekt ermöglichten.
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den Studierenden, die uns bei dem Projekt auf vielfältige Weise unterstützten: als Interviewer, durch Seminar- und Qualifikationsarbeiten, durch ihre Mitarbeit bei der Planung, der Dateneingabe, den Datenanalysen und mit ihren Diskussionsbeiträgen.
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unseren Mitarbeitern für ihre Unterstützung: Leonie Eckl, Cedric Freyler, Franziska Lambert, Felix Lennert, Lea Hobelsberger, Alina Melzl, Patrick Schwabl, Patrick Kaiser und Lino Zurmühl.
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unseren Autoren, die mit großem Engagement an der Fertigstellung des Bandes mitwirkten.
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unseren Universitäten, der Thyssen Stiftung und der Körber Stiftung für die erhaltene finanzielle Unterstützung.
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Walter-Rogg, M., Heinrich, T. (2023). Eine neue, buntere Politik in Bayern?. In: Walter-Rogg, M., Heinrich, T. (eds) Die Landtagswahl 2018 in Bayern. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-41392-7_1
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