Ausgangssituation 1: Demokratiebildung und -pädagogik als theoretische Grundlage und Rahmung

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Demokratiepädagogik im Kontext von Inklusion
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Zusammenfassung

Wie sich anhand der Begriffsvarianten Demokratiebildung/-erziehung/-pädagogik/-lernen und Politische Bildung bereits andeutet, ist es notwendig, die dieser Studie zugrunde liegenden Begrifflichkeiten zu klären, um eine gemeinsame Verstehensbasis zu schaffen. Zunächst erfolgt hierzu eine Annäherung an den Demokratiebegriff (Abschn.2.1), um die Möglichkeit einer Bezugnahme der Polis zum späteren Klassenrat zu verdeutlichen. Dabei wird von einer umfassenden Darstellung der geschichtlichen Entwicklung des Demokratiebegriffs (T. Meyer, 2009) und verschiedener Demokratietheorien (Gotthard Breit et al., 2017; Buchstein, 2016; Schmidt, 2019) abgesehen.

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Notes

  1. 1.

    Die folgenden Ausführungen zu den Begrifflichkeiten, -definitionen und -verständnissen zielen weder darauf, allgemein definitorische Klarheit bezüglich der einzelnen Begriffe zu schaffen – was sich als kaum mögliches Unterfangen darstellt-, noch dienen sie dazu, einen detaillierten Überblick über vorliegende Konzepte zu geben. Dies würde den Rahmen der Arbeit weithin überschreiten. Vielmehr sollen hierdurch die dieser Arbeit zugrunde liegenden Begriffe mittels Abgrenzungen und Kontrastierungen deutlich werden.

  2. 2.

    Weiterführende Annäherungen an die Begriffe „Politik“ und „Demokratie“ finden sich im 16. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung (2020, S. 107 ff.).

  3. 3.

    Es wird bewusst auf eine Abgrenzung zur „Politischen Bildung“ verzichtet, da diese in Anknüpfung an den 16. Kinder- und Jugendbericht mit jenem der Demokratiebildung gleichgesetzt wird (BMFSFJ, 2020, S. 128 ff.)

  4. 4.

    Da die Klärung der Begriffsverständnisse mit unterschiedlichen Konzeptualisierungen verwoben ist, wird keine eindeutige Abgrenzung zwischen Begriffsklärungs- und Konzeptualisierungskapiteln vorgenommen.

  5. 5.

    Die Sachverständigenkommission des 16. Kinder- und Jugendberichts setzt sich aus 14 Expert*innen aus Praxis und Wissenschaft unterschiedlicher Disziplinen zusammen, darunter die Professor*innen: Besand, von Blumenthal, Eis, Hildebrandt, Lange, Möller, Palentien. Aufgrund dieser wissenschaftlichen Expertise, die in den Bericht einfloss, werden die hierin enthaltenen Informationen als wissenschaftlich fundiert – und nicht als vorrangig bildungspolitisch motiviert – angenommen, weshalb sie in diese wissenschaftliche Arbeit miteinbezogen werden.

  6. 6.

    Die Mündigkeit wird von Blankertz als oberste Zielsetzung der Erziehungswissenschaft herausgestellt: „Sie [die Erziehungswissenschaft] rekonstruiert die Erziehung als den Prozess der Emanzipation, d. h. der Befreiung des Menschen zu sich selbst“ (Blankertz, 1982, S. 307).

  7. 7.

    Vom Begriff der Demokratiebildung ist jener der demokratischen Bildung abzugrenzen. Mit ihm, so Hershkovich et al. (2017), ist eine pädagogische Bewegung verbunden, die in zwei Maximen wurzelt: a) maximale Autonomie hinsichtlich der Lernprozesse und b) uneingeschränkte Gleichberechtigung und Gleichwürdigkeit aller Beteiligten in Schule (ebd., S. 161). Eine so verstandene Form demokratischer Bildung ist für demokratische Schulen zentral. Sie verstehen sich als „Orte gelebter Demokratie, die ihren Schüler*innen die Möglichkeit realer und relevanter Partizipation durch demokratische Strukturen/Organe zusichern“ (ebd.).

  8. 8.

    Es wird der Begriff der Erziehung und Pädagogik häufig synonym verwendet, weshalb Demokratieerziehung und Demokratiepädagogik häufig synonym verwendet werden; hier wird jedoch aufgrund der historischen Genese des Demokratiepädagogikbegriffs eine Unterscheidung vorgenommen (Edelstein & Fauser, 2001).

  9. 9.

    Die Kontroverse zwischen Demokratiepädagogik und Politischer Bildung wurde teils mit großer Schärfe diskutiert, was umso erstaunlicher erscheint, wenn man bedenkt, dass Politische Bildung als Fach die Demokratiepädagogik bis vor wenigen Jahren weitgehend ausblendete, was u. a. der Angst vor der Gefahr des Demokratielernen als Alternativ zum Politikunterricht rührte (Röken, 2011, S. 169 ff.).

  10. 10.

    Der Begriff der Demokratieerziehung wird lediglich an jenen Stellen verwendet, wenn er im Zusammenhang bildungspolitischer Dokumente aufgegriffen wird, die auf diesen Begriff rekurrieren.

  11. 11.

    Über die hier vorgestellten Konzepte hinaus finden sich weiterführende Hinweise bezüglich didaktischer Konzepte von Demokratielernen bei Liggesmeyer (2019).

  12. 12.

    Wenngleich Dewey häufig als Begründer des theoretischen Konzepts der demokratischen Erziehung angenommen wird, so geht Oelkers davon aus, dass dies Whig James Gordon Carter gewesen sei, der mit seinen Schriften „Essays on Popular Education“ den Diskurs um Demokratie und Erziehung auslöste (Oelkers, 2010, S. 12).

  13. 13.

    Zwar wird hier zur besseren Übersichtlichkeit eine Unterteilung in Unterkapitel vorgenommen, insgesamt aber sind sie als zusammenhängende Bestandteile einer Gesamtkonzeption von Demokratie und Erziehung zu lesen.

  14. 14.

    Detailliere Ausführungen zur menschlichen Natur und Experience in der Betrachtung des Pragmatismus finden sich in Andresen et al. (2015a) sowie in Wang (2019, S. 18).

  15. 15.

    Die Bedeutung von Erfahrung kann heute auch aus neurowissenschaftlicher Perspektive bestätigt werden. Entsprechend der Arbeitsweise des Gehirns neuronaler Selbstorganisation können demokratische Kompetenzen, inbegriffen Wertvorstellungen und soziale Orientierungsmuster, nicht einfach gelehrt oder vermittelt werden, sondern sie müssen in Prozessen der selbstständigen Auseinandersetzung über eigene Erfahrungen entwickelt werden (Schirp, 2011, S. 32 ff.; vgl. Abschn. 3.5 in der vorliegenden Arbeit).

  16. 16.

    Hier werden lediglich die wesentlichen Eckpfeiler und die für diese Arbeit als wesentlich betrachteten Aspekte aufgeführt. Ausführliche Erläuterungen zu von Hentigs Vorstellungen einer Schule als Polis finden sich in Röken (2011, S. 99 ff.).

  17. 17.

    In der Bereichstheorie des sozialen Urteils wird davon ausgegangen, dass moralisches Urteilen nicht durch einen stufenweisen Wandel des Denkens geprägt ist, sondern vor allem durch eine sukzessive Veränderung, die auf der sozialen Interaktion mit anderen und der familiären Sozialisierung basiert (Smetana et al., 2014).

  18. 18.

    Weyers (2015) gibt einen Überblick über verschiedene frühere Ansätze demokratischer Erziehung sowie die „Kinderrepubliken“ (Friedrich Wilhelm Foerster, Gustav Wyneken, Paul Geheeb, Alexander S. Neill, Siegfried Bernfeld etc.). Zudem arbeitet er die Unterscheidung von Demokratieerziehung und einer Erziehung zur Demokratie heraus.

  19. 19.

    Weitere Ausführungen zu einem anerkennungstheoretischen Zugang finden sich auch in Abschn. 3.5.

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Gras, J. (2023). Ausgangssituation 1: Demokratiebildung und -pädagogik als theoretische Grundlage und Rahmung. In: Demokratiepädagogik im Kontext von Inklusion. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-41074-2_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-41074-2_2

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