Methodologische Vergewisserungen

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Armut, Bildung und Soziale Ungleichheiten

Part of the book series: Kasseler Edition Soziale Arbeit ((KESAR,volume 27))

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Zusammenfassung

Pierre Bourdieus reflexive Soziologie als Analyseperspektive ist für die vorliegende Arbeit die erkenntnisleitende Agenda. Auch in der Erziehungswissenschaft sind in den letzten Jahren vielfältige Forschungs-, Theorie und Praxisprogramme entstanden, die den Begriff der Reflexivität in ihrem Namen tragen. Dabei geht es bei P. Bourdieu insbesondere darum, die wissenschaftlichen Herangehensweisen sowie die Konstruktionen der Theorie und die Methoden der Forschung reflexiv anzufragen und in der Verwobenheit mit den Praktiken, externen wie internen Einflussnahmen und Deutungsangeboten im wissenschaftlichen Feld aufzuschlüsseln, um sich dem Gesellschaftlichen, bisweilen dem Unbewussten darin, anzunähern, aber auch, um Wissenschaft vor instrumentalisierenden Zugriffen zu schützen.

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Notes

  1. 1.

    Hierbei gilt es, darauf hinzuweisen, dass bereits dies eine Erkenntnis ist, die sich aus der Beschäftigung mit dem Material ergeben hat (z. B. Simon et al. 2019; s. Abschn. 5.2).

  2. 2.

    „Die Umgangssprache des Alltags ist vor allem eine Sprache benannter Dinge und Ereignisse: jeder Name umfaßt eine Typisierung und Generalisierung, die auf ein in der sprachlichen Eigengruppe vorherrschendes Relevanzsystem verweist, eine Gruppe, für die das benannte Ding wichtig genug war, es mit einem besonderen Wort zu belegen“; diese Worte tragen einen „offenen Horizont unaufgeklärter Inhalte mit sich“ (Schütz 1971, S. 16).

  3. 3.

    Mit dem Begriff des Sprachspiels verweist Ludwig Wittgenstein (1960) auf die „Verankerung der Sprache in der Praxis, in den Lebensformen der Menschen [.]. Die Regeln einer Sprachgemeinschaft sind Regeln des Handelns und des Sprechens zugleich“ (Leithäuser und Vollmerg 1988, S. 125) – mit dem Ziel der Möglichkeit der Verständigung. Dabei ist auch diese Regelhaftigkeit nicht den Praktiken vorgängig, sondern wird durch diese hergestellt.

  4. 4.

    Er beschreibt in seinem in den 1920er Jahren verfassten Werk Ideologie und Utopie u. a. die Ideologienlehre als eine Wissenschaft, die versucht, Lügen und Verhüllungen der Politiker*innen und Parteien sowie mancher Wissenschaftler*innen zu enttarnen und aufklärerisch tätig zu sein. Sein Entwurf der Wissenssoziologie kann gewissermaßen als eine Erweiterung dieser Disziplin gelesen werden, da sie sich nicht nur auf bewusste Täuschungen und Lügen bezieht, sondern auch deren Niederschlag im Bewusstsein, ohne diesem direkt zugänglich zu sein.

  5. 5.

    Hier lassen sich ebenfalls alle anderen Wissenschaftler*innen, die sich mit dem Sozialen beschäftigen, ergänzen.

  6. 6.

    A. Schütz (1971, S. 3) versteht unter dem Common-Sense den „Erfahrungsstil lebensweltlichen Verstehens im alltäglichen Umgang zwischen Mitmenschen“, verweist also insbesondere auf das geteilte Bedeutungswissen zwischen Menschen.

  7. 7.

    Ähnlich auch in interaktionistischen Theorien bspw. der Ethnomethodologie. Struktur ist dann bspw. die Regelhaftigkeit sozialer Interaktionen o.ä.

  8. 8.

    Bei A. Groenemeyer (2010) geraten v.a. Mikropraktiken in den Blick, und nicht explizit kollektiv geteilte Wissensbestände in verbalisierter Form.

  9. 9.

    Als Institution fassen P. L. Berger und T. Luckmann (1977/2018) eben auch Sprache – wenn man das so lies, wäre das ein paradoxer aber nachvollziehbarer Zirkelschluss: Deutungsmuster bringen die jeweilige Sprache hervor, aber Sprache bringt auch Deutungsmuster hervor.

  10. 10.

    Bei P. Bourdieu findet sich mit dem Begriff der Doxa eine ähnliche Konzeption. Doxa meint demnach das „lebensweltlich implizite Wissen und ihre[.] implizit fungierenden, wie immer rudimentären, »normativen Standards«, die ihrerseits im Verhältnis zu den zunächst unter größeren Präzisionsstandards stehenden expliziten Wissens- und Deutungssystematisierungen zu untersuchen sind“ (Matthiesen 1989, S. 237). Dies versucht, wie später noch hervorgehoben werden wird, die Dokumentarische Methode zu berücksichtigen.

  11. 11.

    Diese Hoffnung wurde jedoch in einem Projekt zu „Wissen und Reflexion in Kindertagesstätten“ (Thole et al. 2016) empirisch enttäuscht.

  12. 12.

    Beides – feldspezifische oder milieuspezifische Orientierungen sowie Deutungsmuster – können als kollektiv geteilt verstanden werden.

  13. 13.

    Gleichwohl auch sozialwissenschaftliche Interpretationen, also auch die wissenschaftliche Sprache, immer Rekonstruktionen der Wirklichkeit zweiten Grades darstellt (Schütz 1971; Bohnsack 1983).

  14. 14.

    Darüber entstehen solche Gebilde wie etwa Alltagsmythen oder die Illusion der Regel (Bourdieu 1979/2015), die auf deduktiven Schlüssen der Akteur*innen basiert.

  15. 15.

    Generation, Milieu, Geschlecht markierte R. Bohnsack (1989) vor 30 Jahren als zentrale Dimensionen. Aktuell leicht verändert spricht er von Gender statt Geschlecht sowie einem weiten Milieubegriff, der sich u. a. auf Bildung, Subkultur oder Sozialraum beziehen kann. Hier lassen sich viele weitere Kategorien denken, die gesellschaftlich hervorgebracht sind und konjunktive Erfahrungsräume konstituieren, in denen sich geteilte Orientierungsrahmen herausbilden (können): Disability, bzw. Be_hinderung, Ethnizität, Religion, usw. Diese Erweiterung verweist insbesondere auch darauf, dass viele dieser Dimensionen intersektional denkbar sind (vgl. Bohnsack 2017).

  16. 16.

    Aber auch hier spielen situative Interpretationen sowohl der Forschenden, als auch der Gruppenmitglieder eine Rolle und auch diese lassen sich rekonstruieren.

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Simon, S. (2023). Methodologische Vergewisserungen. In: Armut, Bildung und Soziale Ungleichheiten . Kasseler Edition Soziale Arbeit, vol 27. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-41015-5_4

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