Zusammenfassung
Der Einsatz formaler Verfahren der Qualitätssicherung gehört heute auch im sozialpädagogischen Feld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zur gängigen Praxis. Nicht immer werden solche häufig standardisierenden Verfahren im Praxisalltag jedoch als weiterführend betrachtet. Dies ist besonders dann der Fall, wenn sie gegenüber den pädagogischen Anforderungen als zu einschränkend oder gar kontraproduktiv und fachfremd wahrgenommen werden. Lösungen können darin gesehen werden, dass im Praxisalltag nach Freiräumen für eine kontextspezifische Adaption und Reinterpretation der Instrumente gesucht wird, um die Qualität der häufig niedrigschwelligen pädagogischen Praxis der Offenen Kinder- und Jugendarbeit so möglichst bedarfsgerecht weiterentwickeln zu können.
Notes
- 1.
Gemeint sind sowohl die organisationsinternen Führungskräfte als auch pädagogische Fachkräfte, die mit den Aufgaben der Qualitätssicherung betraut sind.
- 2.
Loi du 24 avril 2016 portant modification de la loi modifiée du 4 juillet 2008 sur la jeunesse.
- 3.
Für detaillierte Informationen zur Studie: Biewers Grimm, 2020.
- 4.
Unterscheidungsmerkmale im Sample waren die regionale Lage und die Größe der Einrichtungen (nach Besucher*innen und Mitarbeiter*innen), die Besucherstruktur sowie die programmatische Ausrichtung der Einrichtung.
- 5.
Die Interviews stammen aus mehreren Erhebungsrunden, die im Rahmen von Evaluationen des Qualitätssicherungsverfahrens in den Jahren 2013–2020 im Feld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Luxemburg durchgeführt wurden. Sie wurden für die vorliegende Studie einer Zweitauswertung unterzogen.
- 6.
Die Typologie diente der Fallkontrastierung. Aufgrund der recht geringen Fallzahl wurde keine quantitative Gruppierung der Fälle vorgenommen.
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Biewers Grimm, S. (2024). Qualitätssicherung in niedrigschwelligen sozialpädagogischen Settings – Das Beispiel der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. In: Betz, T., Feldhoff, T., Bauer, P., Schmidt, U., Schmidt-Hertha, B. (eds) Handbuch Qualität in pädagogischen Feldern. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40471-0_18-1
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