Zusammenfassung
Der Beitrag Publizität in der Corona-Krise: Zum Diabolischen der Wissenschaftskommunikation unterscheidet wissenschaftliche Kommunikation von Wissenschaftskommunikation, um rekonstruieren zu können, wie Wissenschaftskommunikation in der Pandemie popularisiert, aber auch politisiert – und dies mit einem Risiko für Forscherinnen und Forscher, deren Beiträge von der breiten Öffentlichkeit für politisch motiviert gehalten und die selbst parteipolitischen Fraktionen zugerechnet werden, während zugleich der wissenschaftlichen Kommunikation lege artis selbst immer weniger Gewicht zukommt. Am Beispiel Christian Drostens kommt der Beitrag zum Schluss, dass erfolgreiche und das heißt: populäre Wissenschaftskommunikation die Autonomie wissenschaftlicher Kommunikation gefährden kann. Je populärer eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler, je größer die Reputation, die in der Außenbeobachtung die Prominenz der Person begründet, desto größer das Risiko, als Parteigängerïn markiert und als öffentliche Person mit den Konjunkturen der Parteipolitik verknüpft zu werden.
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Notes
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https://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung_nr_11/index.html. Abgerufen am 14.03.2021. Kursivierung von NW. Der Beitrag greift auf einen Vortrag zurück, den ich am 12. Oktober 2020 im Bonner Universitäts-Club gehalten habe. Für Einladung und Diskussion bedanke ich mich herzlich. Die Überlegungen zur Popularisierung greifen auf die Forschung des Siegener SFB 1472 „Transformationen des Populären“ zurück. Für wertvolle Anregungen bedanke ich mich außerdem bei Franziska Remeika und Ulrich Glassmann.
- 2.
https://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung_nr_11/index.html. Abgerufen am 14.03.2021.
- 3.
Dieser oben abgebildete Tweet des RedaktionsNetzwerk Deutschland vom 31. März 2021 kann auf Twitter nicht mehr nachgewiesen werden. Vgl. aber https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-drosten-dritte-welle-100.html. Abgerufen am 25.06.2021.
- 4.
https://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung_nr_11/index.html. Abgerufen am 14.03.2021.
- 5.
https://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung_nr_11/index.html. Abgerufen am 14.03.2021.
- 6.
Laut google.scholar: h-index 111, i10-index 389; meine eigenen Veröffentlichungen sind 1600-mal zitiert, der h-index beträgt 17, der, i10-index 31. Abgerufen am 14.03.2021.
- 7.
https://www.dfg.de/gefoerderte_projekte/wissenschaftliche_preise/communicator-preis Zuletzt abgerufen am 14.03.2021.
- 8.
https://www.dfg.de/gefoerderte_projekte/wissenschaftliche_preise/communicator-preis Zuletzt abgerufen am 14.03.2021.
- 9.
https://www.zeit.de/2020/40/robert-arlinghaus-fischerei-professor-angeln-communicator-preis Zuletzt abgerufen am 24.02.2021.
- 10.
https://www.youtube.com/watch?v=u439pm8uYSk. Das Video vom 19.04.2020 hat bis zum 31.03.2021 2.491.193 Aufrufe erzielt.
- 11.
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Gemeint ist hier allein die wissenschaftliche Position als Element wissenschaftlicher Kommunikation. Die Wissenschaftsfreiheit ist von der Meinungs- und Redefreiheit zu unterscheiden. Vgl. Art. 5 Abs. 3 GG.
- 13.
https://ga.de/news/panorama/pr-rat-ruegt-agentur-storymachine-fuer-heinsberg-studie_aid-51485763. Abgerufen am 25.06.2021.
- 14.
Der von StoryMachine verantwortete Account @hbergprotokoll, der die Heinsberg-Studie promotet hat, zielt vor allem auf die Popularisierung der Ergebnisse und die Popularität ihres Leiters.
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Werber, N. (2022). Publizität in der Corona-Krise: Zum Diabolischen der Wissenschaftskommunikation. In: Hahn, K., Langenohl, A. (eds) ‚Öffentliches Leben‘: Gesellschaftsdiagnose Covid-19. Medienkulturen im digitalen Zeitalter. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37440-2_3
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