Was messen und wie messen wir, wenn wir ‚Rechtsextremismus‘ messen? Eine Validierung auf der Grundlage des Thüringen-Monitors

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Rechtsextremismus, Demokratiebildung, gesellschaftliche Integration
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Zusammenfassung

Untersuchungen zum einstellungsmäßigen ‚Rechtsextremismus‘ in Deutschland liegt zumeist die im Jahr 2001 etablierte Konsensdefinition zugrunde. Der vorliegende Beitrag untersucht die Validität der darauf aufbauenden Messinstrumente am Beispiel des Thüringen-Monitors. Mithilfe dieser einzigartigen Längsschnittstudie werden für einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten die interne Struktur und Entwicklung der Messung und des Phänomens ‚Rechtsextremismus‘ analysiert. Im Ergebnis zeigt sich ‚Rechtsextremismus‘ als langfristiges stabiles Einstellungsmuster – bei einer Minderheit der Befragten. Gleichzeitig ist er grosso modo durch interne Differenzierung, Volatilität sowie ambivalente Deutungen und Bezüge zu weiteren politischen Einstellungen gekennzeichnet. So können ‚Ethnozentrismus‘ und ‚Neo-Nationalsozialismus‘ über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg als seine distinkten, aber systematisch zusammenhängenden Teildimensionen identifiziert werden. Durch diese Differenzierungen erfasst das Messinstrument zuverlässig sowohl ideologische Wandlungen des ‚Rechtsextremismus‘ als auch die langfristige Entwicklung seiner Verbreitung, deren Trends auf wirtschaftliche und politische Kontextfaktoren zurückgeführt werden können.

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Notes

  1. 1.

    Zu weiteren Möglichkeiten der Validierung (s. Best & Salomo 2014 und Pickel et al. 2015).

  2. 2.

    Der Schwellenwert, ab dem eine entsprechende Klassifizierung erfolgt, ist jeweils der theoretische Mittelpunkt von 2.5 der Mittelwertindizes. Die fehlende Homogenität der Abstände zwischen den Antwortkategorien machen weiterführende Differenzierungen, wie z. B. „geschlossenes rechtsextremes Weltbild“, nur schwer begründbar (Best & Salomo 2014).

  3. 3.

    Erneut ist das Item zu ethnisch segregierten Heiraten eine Ausnahme, die in dieser Analyse unter Einbezug weiterer Einstellungen stärker mit neo-nationalsozialistischen Aussagen verknüpft als bei alleiniger Betrachtung der internen Dimensionalität (s. o.).

  4. 4.

    Weniger als ein Prozent der Befragten haben schon einmal Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele eingesetzt und weniger als acht Prozent ziehen Gewalt dazu in Betracht.

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(Siehe Abb. 7, 8 und 9).

Abb. 7
figure 7

(Quelle: Eigene Berechnung auf der Basis des THÜRINGEN-MONITORS)

Zuordnung der Items auf die Faktoren Ethnozentrismus und Neo-Nationalsozialismus (Differenz zwischen Ladung auf Faktor 1 und 2)1

Abb. 8
figure 8

(Quelle: Eigene Berechnung auf der Basis des THÜRINGEN-MONITORS)

Korrelation zwischen Ethnozentrismus und Neo-Nationalsozialismus im Zeitverlauf (Pearsons r).

Abb. 9
figure 9

(Quelle: Eigene Berechnung auf der Basis des THÜRINGEN-MONITORS)

Korrelation zwischen Rechtsextremismus-Index und Links-Rechts-Selbsteinstufung1 im Zeitverlauf (Pearsons r).

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Best, H., Vogel, L. (2022). Was messen und wie messen wir, wenn wir ‚Rechtsextremismus‘ messen? Eine Validierung auf der Grundlage des Thüringen-Monitors. In: Beelmann, A., Michelsen, D. (eds) Rechtsextremismus, Demokratiebildung, gesellschaftliche Integration. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35564-7_3

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