Part of the book series: Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen ((GGIB))

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Zusammenfassung

Wohl kaum ein anderes Bauwerk wird so deutlich mit Macht (Wlast) assoziiert wie der offizielle Amtssitz des russischen Präsidenten – der Moskauer Kreml.

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Notes

  1. 1.

    Die Verwaltungsdirektion des Präsidenten der Russländischen Föderation, kurz UDPRF (upravlenie delami prezidenta rossijskoj federacii). Seit Mai 2014 leitet Alexander Kolpakow die UDPRF, der Geheimdienstler war zur Sowjetzeiten in der Elite-Abteilung 9. KGB-Direktion und anschließend in der Nachfolgeorganisation Föderaler Sicherheitsdienst der Russländischen Föderation (FSO) tätig – verantwortlich für die Sicherheit des Staatsoberhauptes (kommersant.ru, Biographie, 2020). Zuvor leitete von 2000 an Wladimir Koschin die Verwaltungsdirektion. Im Anschluss war er bis Mitte 2018 Assistent des Präsidenten für militärisch-technische Zusammenarbeit.

  2. 2.

    Die Bezeichnung außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter (črezvyčajnyj i polnomočnyj posol) ist dem Präsidialerlass Über das Verfahren für die Zuweisung und Wahrung der diplomatischen Rangfolge und die Einrichtung einer monatlichen Zulage auf die dem diplomatischen Rang entsprechende Besoldungsstufe zufolge der höchste diplomatische Rang des russischen Staates (Präsident Russlands, Erlass des Präsidenten der Russländischen Föderation vom 15. November 1999, Nr. 1371 [zuletzt geändert am 19.09.2019], 2019).

  3. 3.

    Zuvor war Newerow vom 4. September 2009 bis zum 7. Mai 2014 außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter Russlands in Schweden und im Anschluss daran entsprechend Leiter des zweiten europäischen Departments im russischen Außenministerium, das sich um die skandinavischen Länder, das Baltikum, Großbritannien und Irland kümmert.

  4. 4.

    Sergej Karaganow, der Dekan der Fakultät für Weltwirtschaft und Weltpolitik an der Nationalen Forschungsuniversität Higher School of Economics (HSE), gilt als einer der Vordenker dieser Idee; vgl. Sich Asien zuwenden: Geschichte der politischen Idee (Karaganov, 2016).

  5. 5.

    Igor Newerow sollte nicht mit dem individualsanktionierten Sergej Newerow, der am 29. April 2014 in die EU-Liste aufgenommen wurde und zu diesem Zeitpunkt stellvertretender Vorsitzender der Staatsduma, der Partei Einiges Russland und verantwortlich für die Vorlage der Gesetzesvorschriften zur Integration der annektierten Autonomen Republik Krim in die Russländische Föderation war, verwechselt werden. Vgl. Rat der Europäischen Union Beschlusses 2014/145/GASP vom 17. März 2014. Ferner wurden durch die EU-Verordnung Nr. 208/2014 vom 5. März 2014, die EU-Verordnung Nr. 269/2014 vom 17. März 2014 und die EU-Verordnung Nr. 692/2014 vom 23. Juni 2014 Investitions- und Finanzierungverbote erlassen und finanzielle Ressourcen von juristischen Personen oder Organisationen eingefroren. In der Folge des Abschusses des Passagierflugzeuges MH17 hat der Rat der Europäischen Union am 31. Juli 2014 den Beschluss 2014/512/GASP sowie die EU-Verordnung Nr. 833/2014 [zuletzt geändert durch EU-Verordnung 2017/2212 des Rates vom 30. November 2017] erlassen; damit ist für einzelne russischen Unternehmen der Zugang zum EU-Kapitalmarkt eingeschränkt worden sowie ein Waffenembargo und Handelsbeschränkungen für Güter mit doppeltem Verwendungszweck (dual-use) und Technikausfuhren im Zusammenhang mit der Erdölförderung erlassen worden. Einen genauen Überblick zur Rechtslage zum 1. Juni 2019 gibt als zuständige Behörde im Sinne der EU-Sanktionsverordnungen in Deutschland das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA, 2019).

  6. 6.

    Nach den nur durch eine Allianz mit den die Medienlandschaft dominierenden Oligarchen im letzten Moment gegen den Kommunisten Gennadij Sjuganow gewonnenen Wahlen 1996 beschloss Boris Jelzin, dass der Leiter des Auslandsgeheimdienstes (SWR), Jewgenij Primakow, den Westler Andrej Kasyrew in der Funktion des Außenministers ablösen sollte. 1998 wurde Primakow Ministerpräsident; ihm folgte als Außenminister Igor Iwanow, der spätere Sekretär des Sicherheitsrates der Russländischen Föderation. Durch eben diese Politik der Kompensationen und Konzessionen erreichte Primakow zahlreiche Zugeständnisse für Russland im Rahmen der NATO-Osterweiterung, beispielsweise die Aufnahme der Russländischen Föderation in die Gruppe der Sieben (G7) sowie in den Pariser Club, Hilfestellung bei den Beitrittsverhandlungen zur Welthandelsorganisation (WTO) oder die Errichtung eines NATO-Russland-Rates (in dem Russland zwar mitreden durfte, jedoch kein Vetorecht erhielt).

  7. 7.

    Dies bedeutete, trotz des Selbstbildes russischer Eliten und der zuweilen anderslautenden Rhetorik, faktisch einen Verzicht auf antagonistische Politik und eine Hinwendung zur größeren Kooperationsbereitschaft. So erkannte Putin im Washingtoner Krieg gegen den Terror eine Chance, sich als Verbündeter der USA zu präsentieren und diese neue Realität für die (Wieder-)Anerkennung Russlands als Großmacht zu nutzen. Der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) wurde der Transport militärischer Güter durch das russische Territorium ermöglicht; so konnte z. B. der Flughafen in Uljanowsk von der NATO zur Zwischenlandung genutzt werden; auch die Nutzung des Militärflugplatzes in Usbekistan in Karschi-Chanabad (K2) sowie des Transitzentrums in Manas nahe der kirgisischen Hauptstadt Bischkek wurden ebenfalls gegen den Widerstand vieler Silowiki von Putin durchgesetzt.

  8. 8.

    Boris Gryskow ist auf der EU-Sanktionsliste nach dem Beschlusses 2014/145/GASP des Rates vom 17. März 2014; er ist ebenfalls ein ehemaliges ständiges Mitglied im Sicherheitsrat und ehemaliger Vorsitzender Partei der Macht Einiges Russland.

  9. 9.

    Seit der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim wurde die Stadt Sewastopol als dritte Stadt Föderaler Bedeutung in die russischen Gebietsverwaltung eingegliedert. Zusammen mit der Republik Krim wurde die Stadt Sewastopol seit der gewaltsamen und widerrechtlichen Aneignung 2014 in den erst 2010 umstrukturierten Föderationskreis Südrussland, aus dem heraus der achte Föderationskreis Nordkaukasus als eigene übergeordnete administrative Einheit abgetrennt wurde.

  10. 10.

    Russland ist seit 1996 Mitglied im Europarat. Nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim im April 2014 wurde Russland sanktioniert und ihm das Stimmrecht entzogen. Daraufhin boykottierten die russischen Abgeordneten die Versammlung; Moskau stellte im Juni 2017 die Zahlung seiner Mitgliedsbeiträge ein und drohte mit seinem Austritt. Fünf Jahre später erhielt Russland sein Stimmrecht zurück. Der Leiter der russischen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ist seit 27. Januar 2017 der Putin-Berater (sovetnik) in Kulturfragen Petr Tolstoi, ein direkter Nachfahre des berühmten Schriftstellers Lew Tolstoi.

  11. 11.

    Michail Krotow war u. a. ab 1992 Leiter des Sekretariats der interparlamentarischen Versammlung der Vertragsstaaten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und ab 1994 Generalsekretär des Rates der interparlamentarischen Versammlung der GUS-Mitgliedstaaten (Mežparlamentskaja Assambleja Gosudarstv – Učastnikov sodružestva nezavisimych gosudarstv, kurz MPA SNG). Die entsprechende völkerrechtlich gültige Konvention wurde am 26. Mai 1995 unterzeichnet (MPA SNG, 1995).

  12. 12.

    Die Literatur über den inzwischen zum Phänomen gewandelten neurechten Alexander Dugin und die extremen Rechten in Russland ist vielfältig vgl. z. B. Shekhovtsov (2017) Russia and the Western Far Right: Tango Noir; Clover (2016) The Unlikely Origins of Russia’s Manifest Destiny; Tolstoy & McCaffray (2015) MIND GAMES: Alexander Dugin and Russia's War of Ideas; Laruelle (2015) Eurasianism and the European far right: resha** the Europe-Russia relationship; Laruelle (2009) Inside and Around the Kremlin's Black Box: The New Nationalist Think Tanks in Russia; Umland (2007) Post-Soviet „Uncivil Society“ and the Rise of Aleksandr Dugin: A Case Study of the Extraparliamentary Radical Right in Contemporary Russia.

  13. 13.

    Die Hervorhebung durch Kursivschreibung ist aus dem Original übernommen.

  14. 14.

    Es werden als Partner der Zeitschrift folgende Institutionen genannt: Akademie der Geisteswissenschaften der Russischen Föderation; Managementakademie unter dem Präsidenten der Republik Belarus; Verband der Hochschulen der Republik Kasachstan; Zentrum für wirtschaftliche und soziale Reformen im Finanzministerium der Kirgisischen Republik; Russisch-Tadschikische Slawische Universität; Kasaner nationale technische Forschungsuniversität (KAI) benannt nach A. N. Tupolew; Sibirische Föderale Universität (Krasnojarsk), Nordöstliche Föderale Universität (Jakutsk).

  15. 15.

    Vgl. zu Jakunin auch Ein Obskurant und Philanthrop: Die Geschäfte des Herrn Wladimir Iwanowitsch Jakunin (Schröder, 2016).

  16. 16.

    Diese Abteilung beschäftigt sich mit den folgenden Forschungsschwerpunkten (naučno-issledovatel’skaja dejatel’nost‘): aktuelle Probleme der Netz- und Informationssicherheit des modernen Staates; Transformation von Macht und Staat in der gegenwärtigen Phase; der eurasische Vektor der staatlichen Politik: Potenziale und Risiken; die ›Farbenrevolutionen‹ und ihre politische und rechtliche Dimension (mgu.ru, Abteilung für Staatspolitik, 2020).

  17. 17.

    Die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) geht zurück auf den 15. Mai 1992. An diesem Tag unterzeichneten die Staaten Armenien, Kasachstan, Kirgisien, Russland, Tadschikistan und Usbekistan in der usbekischen Hauptstadt Taschkent den Vertrag über kollektive Sicherheit. Belarus schloss sich dem Vertrag am 31. Dezember 1993. Aserbaidschan (24. September 1993) und Georgien (9. September 1993) waren ebenfalls Mitglieder bis zur Vereinbarung einer automatischen Verlängerung im Fünf-Jahres-Takt am 2. April 1999. Die Mitgliedschaft von Usbekistan, dem Pseudonym-Geber, selbst ist sprunghaft: Taschkent verließ am 2. April 1999 ebenfalls die OVKS, war aber vom 16. August 2006 bis zum 28. Juni 2012 wieder Mitglied. Am 14. Mai 2002 beschloss der OVKS-Rat sich den Status einer regionalen Organisation zu geben. Seit dem 2. Dezember 2004 hat die OVKS den Status einer Beobachterorganisation bei der VN-Generalversammlung.

  18. 18.

    Neurussland (Novorossija) ist eine fiktive Region, die erst aus den südöstlichen Regionen der Ukraine hätte geschaffen werden müssen. Der Terminus wurde von den russischen Medien nach der Krim-Annexion verbreitet. Der Anschluss an Russland hätte in diesem Fall nicht zwingend via Annexion wie im Falle der ukrainischen Halbinsel Krim erfolgen müssen. Eine fiktive Republik Neurussland nach Beispiel der beiden Pseudo-Volksrepubliken im Donbas um die Stadt Donzek (DNR) und um die Stadt Luhansk (LNR) hätte auch in die von Moskau geführten Strukturen EAWU und OVKS beitreten können. Nikolay Mitrokhin (2014, S. 8) von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen konstatierte in diesem Zusammenhang: „Das luftige Projekt eines ›Neurusslands‹ […, das] bis März 2014 nur in den Köpfen einiger ›Experten‹ […] existiert hatte, war bereits Ende April gescheitert“.

  19. 19.

    Ferner arbeiteten bis heute insgesamt 19 ordentliche Mitglieder der Akademie der Wissenschaften am IMEMO, darunter Nikolai Inosemzew, Ewgenij Primakow, Alexander Jakowlew, Alexander Dynkin,

    Natalia Iwanowa, Rewolt Entow, Jurij Piwowarow, Alexej Arbatow und Wladimir Baranowskij.

  20. 20.

    Konkret handelt es sich dabei um folgende übergeordnete Einheiten: Abteilung für Wissenschaft und Innovation, Abteilung für Wirtschaftstheorie, Zentrum für vergleichende sozioökonomische und politische Studien, Zentrum für internationale Sicherheit, Zentrum für Europastudien, Zentrum für Nordamerikastudien, Zentrum für Asien- und Pazifikforschung, Zentrum für Energieforschung, Zentrum für Entwicklung und Modernisierung, Zentrum für Industrie- und Investitionsforschung, Zentrum für das Studium der Übergangsökonomie, Zentrum für Prognosenforschung, Zentrum für Situationsanalyse, Labor Zentrum für Nahoststudien, Zentrum für postsowjetische Studien, Abteilung für globale Wirtschaftsfragen und Außenwirtschaftspolitik, Abteilung für Internationale Kapitalmärkte, Abteilung für Internationale politische Fragen, Abteilung für europäische politische Forschung, Sektor Politische Theorie.

  21. 21.

    Beide Stiftungen, sowohl die RFFI als auch die RGNF, sind Anfang der 1990er von der Regierung Russlands gegründet worden. Nachdem die RGNF via Beschluss der Regierung der Russländischen Föderation vom 29. Februar 2016 N 325-r der RFFI einverleibt wurde, soll die RFFI wiederum in die 2013 im Zuge der Reformen im Hochschul- und Wissenschaftssystem gegründeten Russländischen Wissenschafts Stiftung (Rossijskij Naučnyj fond, kurz RNF) einverleibt werden. Dies führte erneut zu Konflikten zwischen dem Ministerium für Wissenschaft und höhere Bildung und der Akademie der Wissenschaften mit noch unklarem Ergebnis. Überschneidungen der Förderungen der Stiftungen solle es nicht geben, da die RFFI konkrete Wissenschaftler unterstütze und die RNF Projekte von Organisationen fördere (interfax.ru, 2019).

  22. 22.

    Auf dem Moskauer Ehrenfriedhof Neujungfrauenfriedhof (Novodevič‘e kladbišče) haben, um nur einige wenige zu nennen, auch der erste Präsident Russlands Boris Jelzin (1931–2007), der Schriftsteller Anton Tschechow (1860–1904), der Regisseur Sergej Eisenstein (1898–1948), der Futurist Wladimir Majakowskij (1893–1930), der Schauspieler Jurij Nikulin (1921–1997), der sowjetische Außenminister Andrej Gromyko (1909–1989), der Flugzeugkonstrukteur Andrej Tupolew (1888–1972), der Komponist Sergej Prokofjew (1891–1953), der Physiknobelpreisträger Alexander Prochorow (1916–2002) oder der Reformökonom Jegor Gajdar (1956–2009) sowie der Perestoika-Journalist Jegor Jakowlew (1930–2005) ihre letzte Ruhestätte.

  23. 23.

    Peter Tscherkassow hatte bereits 2004 zum Thema die Monographie IMEMO. Porträt im Hintergrund der Epoche (IMEMO. Portret na fone epochi) veröffentlicht, dieses entsprechend in der neuen Publikation erweitert und substantiiert.

  24. 24.

    Der russische Literaturkritiker Lew Loseff „geht von der Überlegung aus, dass die äsopische Sprache ein Modus des Schreibens ist, der der Existenz der Zensur (und also außerliterarischen Faktoren) entspringt und der sich als ein System konsistenter Textveränderungen äußert. Letztere sind metastilitischer Natur, weil sie als Kontrast zu einer bestehenden sozio-ideologischen Situation in einen Text eingefügt werden, der selber bereits literarisch, d. h. stilistisch markiert ist. Die äsopische Äußerung kann daher nur durch Bezugnahme auf den außerliterarischen Kontext entschlüsselt werden“ (Müller, 2010, S. 344).

  25. 25.

    Die Hochschulen haben neben den gebührenfreien Studienplätzen in der Regel ein Kontingent gebührenpflichtiger Studienplätze. Diese werden ebenfalls im Konkurrenzverfahren vergeben, weisen allerdings für den Bereich der zehn Besten nur einen leichten Rückgang der erbrachten EGE-Punkte auf.

  26. 26.

    In Odinzowo wurde die dortige Geisteswissenschaftliche Universität inkorporiert und ein MGIMO eigenes Lyzeum gegründet, benannt nach dem russischen Diplomaten, der zwischen 1856 bis 1882 Außenminister des Russländischen Reiches war, Alexander Gortschakow (1798–1883). Gortschakow wurde zusammen mit dem Nationaldichter Russlands Alexander Puschkin (1799–1837) am berühmten Lyzeum Zarskoe Selo nahe der zaristischen Hauptstadt Sankt Petersburg unterrichtet.

  27. 27.

    Unter dem Begriff Vostokoved, welcher in der Regel mit Orientalist übersetzt wird, können gleichzeitig auch Regionalwissenschaftler für Sprachen und Länder bzw. Kulturräume in ganz Asien verstanden werden. Punktuell wäre Ostwissenschaftler treffender, allerdings wäre dieser Terminus im Deutschen tendenziell noch irreführender.

  28. 28.

    Sie ist zudem Mitglied des wissenschaftlich-methodologischen Rates für Politikwissenschaft (Naučno-metodičeskoj sovet po politologii) des Ministeriums für Wissenschaft und höhere Bildung der Russländischen Föderation.

  29. 29.

    Die Great Debates der beiden Denkschulen der IB-Disziplin können ebenfalls nicht umfassend diskutiert werden, es soll hier lediglich auf ihre Essenz verwiesen werden. Dabei geht der klassische Realismus zurück auf die griechische Antike; auf Thukydides und seine Beschreibung der Peloponnesischen Kriege. Spätere Wurzeln finden sich in Der Fürst von Niccolò Machiavelli oder Vom Kriege von Carl von Clausewitz sowie bei Thomas Hobbes. Als Vater des modernen Realismus gilt Kenneth Waltz, der Hans Joachim Morgenthaus Idee (Politics Among Nations von 1948/überarbeitet 1954) kritisiert: nicht die Natur des Menschen (anthropologisch, akteurszentriert) ist die Ursache für das Streben nach Macht, sondern das sie umgebende Umfeld (Struktur, systemzentriert). Im Wesentlichen geht die realistische IB-Denkschule davon aus, dass jeder Staat sich in einer anarchischen Welt – dabei ist Anarchie als gegenteilig zu Hierarchie zu verstehen, d. h. ohne geregelte Autorität – selbst helfen muss, um zu überleben. Aufgrund der Struktur der Umwelt bzw. des Menschenbildes kommt es zu einem nie endenden Konflikt zwischen den Staaten. Die liberale IB-Denkschule hingegen geht zurück auf die Aufklärung, die Gedanken Immanuel Kants, John Locks oder Hugo Grotius’. Wie der Realismus bedient sich auch der Liberalismus der ontologischen Grundannahme einer anarchischen Welt, in der Staaten existieren. Hier wird der ständige Konflikt jedoch nicht als eine selbsterfüllende Prophezeiung akzeptiert. Stattdessen haben die Kerngedanken eines internationalen Rechtssystems von ökonomisch interdependenten, demokratisch verfassten Staaten, die gemeinsame Institutionen schaffen, hier ihren Ursprung. Die internationale Gemeinschaft mündet bei entsprechender Umstrukturierung innerstaatlicher und internationaler Regierungsformen bei einer optimalen Finalität in eine Konföderation (Idealismus). Der Wilsonianismus, der aus dem 14-Punkte Plan des US-Amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson bei der Pariser Friedenskonferenz 1919 hervorging oder der Demokratische Frieden von Michael W. Doyle sind Beispiele dieser Denkschule.

  30. 30.

    Begründer dieser Denkschule ist Jurij Lotman (1922–1993) vgl. Geschichte und Typologie der russischen Kultur [Istorija i tipologija russkoj kultury] (Lotman, 2002). Nach Jurij Lotman ist das Seminar für Slavistik/Institut für russische Kultur der Ruhr-Universität Bochum benannt.

  31. 31.

    Konkret handelt es sich dabei um folgende Zentren: Zentrum für globale Probleme, Zentrum für postsowjetische Forschung, BRIKS-Zentrum, Zentrum für euro-atlantische Sicherheit, Zentrum für Probleme des Kaukasus und regionale Sicherheit, Zentrum für Nahostforschung, Zentrum für Europaforschung, Forschungszentrum für Fernostasien und die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit, Zentrum für Partnerschaft der Zivilisationen, Zentrum für zentralasiatische und afghanische Studien, Zentrum für vergleichende politische Studien Eurasiens.

  32. 32.

    BRICS ist das Akronym für die Kooperation zwischen den Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Jim O’Neil veröffentlichte 2001 den Aufsatz The World Needs Better Economic BRICs für Goldman Sachs. Hier schlug O’Neil vor, die BRICS-Staaten in die Strukturen der G7 stärker miteinzubeziehen. Im russischen Diskurs wird dieses Format auf die Ideen der verstärkten Kooperation zwischen Russland, Indien und China (Rossija-Indija-Kitaj, kurz RIK) von Ewgenij Primakow zurückgeführt (Primakov, 2018, S. 8).

  33. 33.

    Alexej Gromyko ist der Enkel des ehemaligen sowjetischen Außenministers Andrej Gromyko, der das Amt von 1957 bis 1985 bekleidete und aufgrund seiner Unnachgiebigkeit bei internationalen Verhandlungen Genosse Njet genannt wurde.

  34. 34.

    Wjatscheslaw Nikonow ist der Enkel des ehemaligen sowjetischen Außenministers Wjatscheslaw Molotow, der den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt unter Anwesenheit von Josef Stalin zusammen mit dem Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop am 24. August 1939 in Moskau unterzeichnet hat und in dessen Zusatzprotokoll die beiden totalitären Diktaturen Mittel-, Ost-, und Südosteuropa untereinander aufteilten.

  35. 35.

    Die drei übrigen Leiter von Rossotrudnitschestwo waren ebenfalls alle Mitglieder der Föderalversammlung. Erwähnenswert ist auch, dass die Vorgängerstruktur von 1987 bis 2004 von der ehemaligen Kosmonautin und ersten Frau im Weltall, Walentina Tereschkowa, geleitet wurde. Tereschkowa ist Mitglied des Obersten Rates der Partei der Macht Einiges Russland.

  36. 36.

    Nach seinem Ableben wurde eine Büste von Jegor Gajdar in der Empfangshalle des HSE-Gebäudes am Pokrowskij-Boulevard aufgestellt (kommersant.ru, 2010).

  37. 37.

    Die führenden internationalen akademischen Rankings wie der QS World University Ranking oder das Shanghai Ranking führen die HSE fast durchgehend als bestplatzierte Hochschule Russlands in diesen Bereichen, auch in den Disziplinen Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen (hse.ru, Facts and figures, 2020).

  38. 38.

    Sie baut auf der 2002 unter der Leitung von Igor Faminskij (1935–2010) initiierten Fakultät für Weltwirtschaft und der Fakultät für Weltpolitik, die zwischen 2002 und 2006 von Sergej Karaganow geleitet wurde, auf.

  39. 39.

    Seit Februar 2019 leitet das ZKEMI Anastasija Lichatschewa, die bereits seit März 2015 eine Stellvertreterin Bordatschews war. Sie ist HSE-Alumna, promovierte an der MGIMO und war Gastwissenschaftlerin am Davis Center for Russian and Eurasian Studies der Harvard University.

  40. 40.

    Vgl. „Es gibt nichtstaatliche Universitäten und die Welt ist offen“ (novayagazeta.ru, 2020); Die HSE beraubt das DOXA-Studentenmagazin wegen eines Artikels über den Rektor der Russischen Staatlichen Sozialuniversität des Status einer Studentenorganisation (novayagazeta.ru, 2019); HSE wird das Institut für Politikwissenschaft auflösen. Dozenten, die kritisch gegenüber der Staatsmacht sind, könnten ihre Arbeit verlieren (novayagazeta.ru, 2019).

  41. 41.

    Offenlegung: auch der Autor hat sich mit dem Schreiben solidarisch gezeigt und es unterzeichnet.

  42. 42.

    Rossijskij sojuz promyšlennikov i predprinimatelej (RSPP). RSPP-Präsident Alexander Schochin ist Präsidiumsmitglied des Obersten Rates von Einiges Russland und HSE-Präsident, wo er zudem das Department für Theorie und Praxis der Interaktion zwischen Wirtschaft und Staatsmacht (Kafedra teorii i praktiki vzaimodejstvija biznesa i vlasti) leitet. Schochin ist Mitglied im RSMD-Kuratorium.

  43. 43.

    Interfax ist das nichtstaatliche Gegenstück zur staatlichen TASS und dem ehemaligen RIA Novosti, welches inzwischen in das vom „Putins Chefpropagandisten“ (FAZ.net, Russland in der Offensive, 2013) Dmitrij Kisseljow als Generaldirektor geleitete Rossija Segodnja eingegliedert worden ist. Generaldirektor von Interfax ist Michail Komissar, der sich während der Perestroika und während des Augustputsches 1991 einen Ruf einer unabhängigen Persönlichkeit erarbeitet hat. Komissar arbeitete kurzzeitig als stellvertretender Leiter der Präsidialadministration unter Boris Jelzin (14. August 1997 – 7. Dezember 1998); während dieser Zeit hatte er seine Tätigkeit bei Interfax ruhen lassen. Komissar ist Mitglied im RSMD-Kuratorium.

  44. 44.

    Die vollständige englischsprachige Selbstbezeichnung ist Non-Profit-Making Partnership (NPMP) Russian International Affairs Council (RIAC).

  45. 45.

    Im Russischen wird zwar noch die Abkürzung EAC verwendet, welches als Gütesiegel Produkte, die auf dem Gebiet der Eurasischen Zollunion in Umlauf gebracht werden, zertifiziert. Gemeint ist allerdings die bereits damals mindestens diskutierte Eurasische Wirtschaftsunion, über diese in einer, aus russischer Sicht, optimalen Finalität eine Eurasische Union, also eine politische Vereinigung, werden soll.

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Riefer, F. (2020). Empirie. In: Russlands Außenpolitik unter Putin 2000–2018. Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32545-9_3

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