Ambivalenzen der Autonomie in der Pflege und deren Vermittlung durch Dinge

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Kulturgerontologie

Part of the book series: Altern & Gesellschaft ((AG))

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Zusammenfassung

Der vorliegende Artikel widmet sich der Frage nach dem Zusammenhang von (Pflege-)Dingen, Technik und Ethik aus einem kulturwissenschaftlichen Blickwinkel. Auf der empirischen Basis sechs teilnehmender Beobachtungen in geriatrischen Pflege- und Klinikeinrichtungen sowie sieben Interviews mit Projektpartnerinnen und Projektpartnern konnten diesbezüglich erste Erkenntnisse gewonnen werden. Es wurde augenfällig, dass ethische Fragestellungen im Pflegealltag meist weniger an neuen, innovativen Technologien als an bereits etablierten Gegenständen virulent werden. Außerdem stellte sich heraus, dass in Bezug auf pflegerische Prozesse und Dinge der Dimension der Autonomie besondere Relevanz zukommt. Basierend auf diesen Ergebnissen wird in diesem Beitrag anhand von beobachteten Fallbeispielen das Verhältnis von Dingen in der Alterspflege, ihrer Bedeutung und ethischen Ambivalenzen der Autonomie dargestellt und analysiert.

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Notes

  1. 1.

    Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

  2. 2.

    Dies mag auch daran liegen, dass es sich um Einrichtungen handelt, die eher unterdurchschnittlich technisiert sind.

  3. 3.

    Wie sich zeigt, wird im technischen Bereich viel entwickelt, vieles trifft aber nicht die tatsächlichen Probleme in der Pflegepraxis und kommt dort oft gar nicht an (vgl. Manzeschke et al. 2013, S. 11 f.).

  4. 4.

    Zum Beispiel das Konzept der starken und schwachen Autonomie, das eine „Abstufung“ der Autonomiefähigkeit und ihre Geltungsweite ermöglicht (Gesang et al. 2013).

  5. 5.

    Ein Beispiel für eine Ambivalenz könnte die Situation sein, die bei der Verwendung von Trackinggeräten entstehen könnte: Eine Person mit Weglauftendenzen könnte durch die Verwendung eines GPS-Armbandes zwar mehr Bewegungsfreiheit innerhalb einer Wohneinrichtung haben, gleichzeitig würde das Gerät die Pflegenden informieren, sobald die Person eine von ihnen festgelegte Grenze überschreitet. Die Autonomie wird einerseits gefördert und gleichzeitig vermindert.

  6. 6.

    Ein herzliches Dankeschön an alle Befragten! Die Befragten kommen aus unterschiedlichen Professionen und Positionen.

  7. 7.

    Bei den Beschreibungen in den folgenden Fallbeispielen handelt es sich Analysen, es werden keine nennenswerten Stellen aus den Beobachtungsprotokollen zitiert.

  8. 8.

    Vgl. beispielhaft https://www.as-seniorenprodukte.de/badelifter.html.

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Denninger, T., Loevskaya, E. (2021). Ambivalenzen der Autonomie in der Pflege und deren Vermittlung durch Dinge. In: Kolland, F., Gallistl, V., Parisot, V. (eds) Kulturgerontologie. Altern & Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31547-4_17

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