Das Publikum und der Zynismus der Profis

Glotz, Peter & Langenbucher, Wolfgang R. (1969b; 21993). Der mißachtete Leser. Zur Kritik der deutschen Presse. Köln/Berlin: Kiepenheuer & Witsch; München: Reinhard Fischer

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Schlüsselwerke der Journalismusforschung
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Zusammenfassung

Mit dem als Streitschrift angelegten Buch „Der mißachtete Leser. Zur Kritik der deutschen Presse“ veröffentlichen die Autoren Peter Glotz und Wolfgang R. Langenbucher Ende der 1960er-Jahre eine Generalkritik am Journalismus. Ausgangspunkt ist die kritische Diagnose, dass der Journalismus zwar auf ein möglichst großes Publikum angewiesen ist, um Öffentlichkeit herzustellen, aber eben dieses Publikum und seine Bedürfnisse missachtet. Die Verfasser fordern, dass der Journalismus Diener und nicht Herr des Publikums sein müsse. Die Autoren machen ihre Kritik vor allem an der journalistischen Berichterstattung fest und schließen von den von ihnen dort ausgemachten Inhalten und Defiziten auf das Publikumsbild von Verlegern und Journalisten. In Rezensionen ist das Buch positiv, aber auch als polemisch wahrgenommen worden. Auch wenn die Beschäftigung mit dem Publikum nicht selbst (empirischer) Gegenstand des Buches gewesen ist, hat es doch die Erforschung des journalistischen Publikumsbildes wesentlich inspiriert. Mit dem Medienwandel und der Verbreitung von sozialen Medien, welche die kommunikativen Bedingungen zwischen Journalismus und Publikum nachhaltig verändert haben, ist das Publikum des Journalismus zu einem zentralen Feld der Journalismusforschung geworden.

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Notes

  1. 1.

    Die Begriffe normative und kognitive Erwartung(shaltung) haben die Autoren nicht selbst entwickelt; die Unterscheidung stammt von Luhmann (1969).

  2. 2.

    Reformen galten in der Zeit der 1968er Generation, die eher das politische und wirtschaftliche System revolutionieren wollte, als systemerhaltend – eben sozialdemokratisch statt sozialrevolutionär – und waren in linken Intellektuellenkreisen deshalb eher negativ konnotiert.

  3. 3.

    Lokalen Hörfunk gab es seinerzeit noch nicht als Konkurrenz zur Lokalzeitung.

  4. 4.

    Dieser Forderung kommt heutzutage das Berichterstattungsmuster des partizipativen Journalismus nach.

  5. 5.

    Im Unterschied zum Deutschen Presserat als ständischer Organisation sollten die Presseausschüsse Initiativrechte haben und wirksam eingreifen können (S. 193).

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