Szenariobasierende-Planbesprechungen – Eine Methode zur behördenübergreifenden Bearbeitung von komplexen Problemstellungen am Beispiel „Stilllegung des Öffentlichen Personenverkehrs“

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Polizeiliche Gefahrenabwehr und Sicherheitsproduktion durch Netzwerkgestaltung

Zusammenfassung

Die „Stilllegung des Öffentlichen Personenverkehrs“ ist ein folgenschwerer Eingriff in ein komplexes System. Entsprechend spürbar waren deshalb die Auswirkungen auf das Gemeinwesen immer dann, wenn in den vergangenen Jahren der Betrieb dieses vernetzten Systems von Bussen und Bahnen ganz oder teilweise eingestellt werden musste. Zum Beispiel nach lebensbedrohlichen Ereignissen wie Anschlagslagen, Amoktaten, aber auch im Zusammenhang mit Unwetterereignissen oder aus betriebsinternen Gründen. In diesem Zusammenhang muss es Ziel sein, die Folgen eines „Lock Down“, wie die bewusst herbeigeführte Betriebseinstellung des öffentlichen Personenverkehrs auch genannt wird, für die Bevölkerung aber auch für die beteiligten Akteure möglichst gering zu halten. Erfolgskritisch dafür ist, dass die betroffenen Verkehrsbetriebe mit den Behörden und Organisationen, die bei dieser komplexen Maßnahme Sicherheitsaufgaben wahrzunehmen haben, abgestimmt zusammenwirken. Das Polizeipräsidium Dortmund wurde durch das Ministerium des Inneren des Landes Nordrhein-Westfalen beauftragt, eine behördenübergreifende Übung unter intensiver Beteiligung von Bundespolizei, Feuerwehr, Verkehrsunternehmen und weiteren relevanten Sicherheitsakteuren durchzuführen. Bei mehrtägigen Planbesprechungen wurden mögliche Auswirkungen und Folgen der vollständigen oder teilweisen Stilllegung des öffentlichen Personenverkehrs identifiziert und ein gemeinsames Grundverständnis bei den unterschiedlichen beteiligten Institutionen hergestellt. Darauf aufbauend ist ein abgestimmtes Konzept zur koordinierten Umsetzung eines „Lock Down“ erarbeitet worden. Letztlich konnte auch ein Maßnahmenkatalog für die begleitende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit erstellt werden. In dem folgenden Kapitel wird die hierzu gewählte Methode der Szenario-basierenden Planbesprechungen vorgestellt. Bei der interorganisationalen Erarbeitung eines komplexen Themas wie der „Stilllegung des öffentlichen Personenverkehrs“ hat sich diese Vorgehensweise als sehr geeignet erwiesen.

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Notes

  1. 1.

    Auf dem in bester innerstädtischer Lage gelegenen Platz von Leeds trafen sich zu „Spitzenzeiten“ über einhundert Drogenkonsumenten und Kleindealer. Teils öffentlich und für jedermann sichtbar wurden illegal Drogen gehandelt und konsumiert. Drogenkranke, deren merkliche Verelendung, ihre indirekte Beschaffungskriminalität und Straßenprostitution prägten das Bild des Wohn- und Einkaufsviertels rund um die „Platte“; vgl. Rainer Heeger/Andreas Wien: „Polizeiliche und ordnungsbehördliche Maßnahmen zur Reduzierung der offenen Drogenszene am Beispiel Dortmund“; Die Polizei, S. 190 f., Carl Heymanns Verlag, 1994.

  2. 2.

    Die negativen Auswirkungen der Drogenszene in der Dortmunder City auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung und auf die Kriminalitätslage wurden deutlich reduziert. Die Zahl der jährlich zu beklagenden Drogentoten sank merklich; vgl. Andreas Wien/Ulrich Heinemann: „Exemplarisch für die Zusammenarbeit von Verantwortungsträgern in einer Großstadt: Partnerschaften in Dortmund“, Die Polizei, S. 293 f., Carl Heymanns Verlag, 2000.

  3. 3.

    Dazu zählen die wöchentlichen „Straßenfeiern“ in der Düsseldorfer Altstadt, jährlich wiederkehrende Großveranstaltungen wie der „Japan-Tag“ mit mehreren einhunderttausend Besuchern und weltweit beachtete Sportveranstaltungen wie der Prolog der Tour de France im Jahre 2017.

  4. 4.

    Vgl. „Orientierungsrahmen des Ministeriums für Inneres und Kommunales NRW für die kommunale Planung, Genehmigung, Durchführung und Nachbereitung von Großveranstaltungen im Freien“, 2012.

  5. 5.

    Trevor Young: „30 min bis zum erfolgreichen Projektmanagement“, S. 6 f., Gabal Verlag, 1998.

  6. 6.

    Auf die Fortbildung in Form von praktischen Übungen wird bei der Polizei besonderer Wert gelegt, da dadurch in erster Linie Führungskräfte und operative Kräfte aber auch Führungsorgane auf künftige Einsatzsituationen vorbereitet werden können. Zudem können Realübungen auch dazu dienen, Einsatzkonzeptionen zu erstellen oder fortzuschreiben.

  7. 7.

    Geübt werden kann die gesamte praktische Einsatzbewältigung von der Kenntnisnahme eines Ereignisses bis hin zur Beendigung der Einsatzlage. Ebenso ist es möglich, nur bestimmte Phasen eines Einsatzgeschehens, wie die Sofortphase eines Polizeieinsatzes mit den Kräften des Wach- und Streifendienstes zu üben. Solche Einsatzsituationen können entweder nach einem festgelegten Übungsverlauf an sorgfältig ausgewählten Örtlichkeiten im öffentlichen Raum oder in speziellen Trainingsstätten stattfinden.

  8. 8.

    Gerade bei großflächig und komplex angelegten Realübungen trainieren viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur ihren speziell zugewiesenen Aufgabenbereich, sodass arbeitsteiliges Vorgehen und Üben prägend ist. Nachhaltige Übungserfahrungen beschränken sich somit ganz überwiegend auf die selbst erlebten Segmente einer Übung.

  9. 9.

    An dieser in Münster-Hiltrup befindlichen Bildungseinrichtung werden angehende Führungskräfte der Polizei des Bundes und der Länder in Masterstudiengängen u. a. auf die Wahrnehmung unterschiedlicher Führungsfunktionen bei der Bewältigung von herausragenden Einsatzanlässen vorbereitet.

  10. 10.

    Gerade bei Sofortlagen wie Geiselnahmen, Entführungen oder herausragenden Erpressungen muss der Ständige Stab zur Unterstützung und Beratung der Einsatzleitung jederzeit eingesetzt werden können.

  11. 11.

    Diese ämterübergreifend besetzten kommunalen Entscheidungsgremien können in NRW beispielsweise in Fällen von größeren Schadenereignissen, Katastrophen und bei vergleichbaren Ereignissen aufgerufen werden.

  12. 12.

    Die Wahl fiel auf die Landeshauptstadt Düsseldorf, weil der Vorbereitungsgruppe bekannt war, dass es auch dort eine seit Jahren stabile und leistungsfähige Sicherheitspartnerschaft gab. Wie bereits unter Ziffer 2. aufgezeigt, war dort das Thema der Sicherheit im öffentlichen Personenverkehr intensiv bewegt worden.

  13. 13.

    In einer dynamischen und von Informationsdefiziten geprägten frühen Einsatzphase dürfte für die involvierten Entscheider und die Kräfte vor Ort kaum Zeit vorhanden sein, voneinander abweichende wechselseitige Erwartungshaltungen ausreichend diskutieren zu können.

  14. 14.

    Die beiden fiktiven Sachverhalte zum Einsatzanlass „Anschlag“ spielten in den Innenstadtbereichen der Städte Dortmund und Düsseldorf. Der wesentliche Unterschied zwischen den Szenarien lag darin, dass in einem Fall die Infrastruktur des öffentlichen Personenverkehrs durch das schädigende Ereignis direkt betroffen war. Im anderen Fall bestand räumliche Distanz zu den Anlagen des öffentlichen Personenverkehrs.

  15. 15.

    Namentlich waren dies die an der Planübung beteiligten Führungskräfte aus den Leitstellen der Kreispolizeibehörden der Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen, der Bundespolizei und der Feuerwehren. Hinzu kamen die Betriebsleiter der kommunalen Verkehrsbetriebe.

  16. 16.

    Vgl. „Die Streife“, Seite 5, Doppelausgabe #06/10/11/17 und #01/12/01/18.

  17. 17.

    Vgl. § 4 der Kriminalhauptstellenverordnung vom 26.08.2013.

  18. 18.

    Vgl. Allgemeine Verwaltungsvorschrift des Innenministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen zum materiellen und organisatorischen Schutz von Verschlusssachen (VS-Anweisung -VSA-) vom 15.06.2001.

  19. 19.

    o. a.

Literatur

  • Dörner D (2001) Die Logik des Misslingens: Strategisches Denken in komplexen Situationen, 14. Aufl. Rowohlt, Reinbek, S 58 f

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Wien, A., Bauermann, M., Schellong, M. (2019). Szenariobasierende-Planbesprechungen – Eine Methode zur behördenübergreifenden Bearbeitung von komplexen Problemstellungen am Beispiel „Stilllegung des Öffentlichen Personenverkehrs“. In: Barthel, C. (eds) Polizeiliche Gefahrenabwehr und Sicherheitsproduktion durch Netzwerkgestaltung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23574-1_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-23574-1_5

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  • Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden

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