Community und Neighborhood in Verhandlung – Analyse relevanter thematischer Achsen und Netzwerke

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Studienbuch Geschichte der Gemeinwesenarbeit

Part of the book series: Sozialraumforschung und Sozialraumarbeit ((SRF,volume 17))

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Zusammenfassung

Unsere Spurensuche in den jährlichen Veröffentlichungen zur US-weiten National Conference of Charities and Correction (NCCC) (siehe Abschn. 5.1) zeigt die Komplexität der Auseinandersetzung um die Begriffe community und neighborhood. Wir haben es mit einem vernetzten Themenfeld zu tun, das sich um diese beiden Begriffe angelagert hat. Wir möchten im Weiteren dazu einladen, dieses Themenfeld gemeinsam näher zu untersuchen.

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Notes

  1. 1.

    Michael Katz (2013) beschreibt in seinem Buch „The Undeserving Poor“, wie diese Kategorisierung damals wie heute die amerikanische Sozialpolitik durchzieht.

  2. 2.

    Damit vollzieht sie eine frühe Ausdifferenzierung und Spezialisierung der Sozialen Arbeit: Die von Smith so genannten degenerierten Familien werden Spezialist:innen zugewiesen, während die alltäglichen Herausforderungen von „broken“ oder „imperfect families“ den Generalist:innen unter den Sozialarbeiter:innen zugeordnet werden. Wir sehen hier, dass Spezialisierung in der Sozialen Arbeit schon recht früh beginnt. Gerade die Gemeinwesenarbeit setzt sich aber immer wieder kritisch mit dieser zunehmenden Ausdifferenzierung der sozialpädagogischen Leistungsbereiche auseinander (Kraus et al. 2011). Die Argumente sind hier vielfältig: Sozio-strukturelle Problemkonstellationen würden dadurch ausgeblendet und Krisen der Lebensbewältigung individualisiert, lebensweltliche Probleme nicht in ihrem ganzheitlichen Zusammenhang betrachtet, schwierige Klientelgruppen abgeschoben und an andere Spezialist:innen weiterverwiesen etc.

  3. 3.

    Mehr zum Leben und Wirken von Ada Eliot Sheffield findet sich in dem Aufsatz von Ian Shaw „‚Let Us Go Then, You and I‘ – Journeying with Ada Eliot Sheffield“ (2017).

  4. 4.

    Gemeint sind hier die Settlement-Arbeiter:innen, die sich explizit als Nachbar:innen verstanden haben.

  5. 5.

    Vgl. Fussnote 4.

  6. 6.

    William Pickens (1881–1954) war ein afro-amerikanischer Intellektueller, der sich als Schriftsteller und Pädagoge zeitlebens für die Rechte der Schwarzen in den USA einsetzte (Brewer 1954).

  7. 7.

    Diese religiöse, vor allem in der jüdisch-christlichen Tradition verankerte Idee von community und neighborliness spielt eine wesentliche, bislang in der Geschichtsschreibung zur Gemeinwesenarbeit kaum beachtete Rolle.

  8. 8.

    Mit Bezug auf John Dewey stellt dies Jane Addams in ähnlicher Form drei Jahre später so dar: „Es wird häufig behauptet, dass das dringlichste Problem des modernen Lebens die Rekonstruktion und Reorganisation unseres Wissens, das wir besitzen, ist; dass wir endlich darum kämpfen, dass alles Entdeckte und Absorbierte lebenspraktisch umgesetzt wird, um es in gesunde und direkte Ausdrucksformen des freien Lebens zu überführen. Dr. John Dewey von der University of Chicago schrieb: ‚Das Wissen dient nicht nur mehr der Rechtfertigung seiner selbst, das Interesse an Wissen wurde endlich von der reinen Akkumulation und Verifikation hin zur Anwendung in der Lebensrealität transferiert‘“ (1899, eigene Übersetzung).

  9. 9.

    Da sie die erste Sprecherin ist, führt sie zunächst in die Thematik der Session und Vorträge ein. Dabei legt sie den Fokus auf die Arbeiter:innen frage („labor question“), nur um sich zugleich davon abzugrenzen: Es wäre die Vorgabe des Programmkomitees gewesen, sich auf die Arbeiter:innenfrage zu konzentrieren und nicht die Idee der Redner:innen. Gleichwohl ist es interessant zu sehen, dass sie im weiteren Verlauf ihres Beitrags dann sehr wohl auf die sogenannte Soziale Frage bzw. die Arbeiter:innenfrage eingeht (Lathrop 1896).

  10. 10.

    Allerdings öffnete sich die Soziale Arbeit in Richtung community und neighborhood entschiedener und offensiver, als dies die Schule tat.

  11. 11.

    Cash girls oder cash boys sind Kinder oder Jugendliche, die das Geld, das die Verkäufer:innen von den Kund:innen erhalten haben, zur Kasse bringen und das passende Wechselgeld wieder zurücktragen.

  12. 12.

    https://www.newyorker.com/magazine/2018/04/16/the-chinese-workers-who-assemble-designer-bags-in-tuscany [zuletzt aufgerufen am 23.03.2022].

  13. 13.

    Er verweist hier auf die „flappers“ und „sheiks“. Flappers sind junge Frauen, die mit ihren Kurzhaarfrisuren, den engen, geraden Kleidern, den modischen Hüten, den typischen Arm- und Halsbändern, den metallenen Gürteln usw. ikonographisch die 1920er Jahre repräsentieren. Die „sheiks“ sind deren männliche Konterparts, die mit ihren weiten Schlaghosen, den karierten Socken, der Weste und dem passenden Hut dazu zu Jazzmusik Foxtrott tanzen (Burgess 1924, S. 409).

  14. 14.

    Beide Arten der lokalen Organisation sind laut Wallace wichtig: „Es gibt diejenigen von uns, die sich wünschen, dass alle lokalen Organisationen eindeutig demokratisch im geografischen Sinne sind und dass die lokale Beteiligung und Kontrolle weit verbreitet und allgemeingültig ist, dass die finanzielle Unterstützung über die Teilnehmer:innen und Begünstigten der jeweiligen Aktivitäten demokratisch gesichert wird und dass Programme demokratisch festgelegt werden. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die nach geschulter, geschickter Führung suchen und deren Arbeit auf hohen Standards gründet, um über die Organisation ein Gesundheitsprogramm oder ein Bildungsprogramm oder ein Freizeitprogramm umzusetzen. Diese Ziele sind zwar zulässig, aber vielfältig und allzu oft widersprüchlich. Wir alle wollen Demokratie. Wir alle erkennen den Wert einer wirklich demokratischen Beteiligung und Kontrolle an“ (Wallace 1922, S. 319, eigene Übersetzung).

  15. 15.

    Unter policy kann hier sowohl das methodische Vorgehen als auch das Regelwerk verstanden werden, das die Nutzungsweisen vorgibt.

  16. 16.

    Eine Seitenbemerkung: Trotz aller Bemühungen der Sozialen Arbeit, eine gendertheoretisch reflektierte Arbeit in Familien zu gewährleisten, können solche Ausblendungen auch heute noch festgestellt werden (vgl. bspw. Rettig, Schröder & Zeller 2017).

  17. 17.

    Interessanterweise hätte sie an dieser Stelle auch Richmonds Aufsatz aus dem Jahr 1901 zitieren können.

  18. 18.

    Auf diese Verbindungslinie gehen wir im Abschn. 6.3 näher ein.

  19. 19.

    In der Tat wurden diese Settlement-Bewohner:innen zum Teil stark heroisiert, häufig in einem christlichen Sinne (Lindner 2004). So wurde zum Beispiel die Geschichte des Arnold Toynbee, der in den 1870er Jahren nach Whitechapel (London) zog, im Nachhinein stark überzeichnet und er dadurch zur mythischen Figur der Settlement-Bewegung stilisiert.

  20. 20.

    Selbstverständlich muss hier natürlich berücksichtigt werden, dass sich der sozialhistorische Kontext gewandelt hat. Anfang des 20. Jahrhunderts waren die wohlfahrtsstaatlichen Institutionen kaum ausgebaut. Armut, Arbeitslosigkeit, Krankheit etc. wurden kaum abgefedert und trafen die Menschen unmittelbar.

  21. 21.

    Dies ist eine Diskussion, die ja auch heute wieder im Kontext der Etablierung der Ganztagsschule geführt wird (Mack 2020).

  22. 22.

    Dieser Begriff (im Original: painstaking) sehen wir in seiner Ambivalenz, die so von Richmond nicht intendiert war: Dass eine solche Analyse „mühevoll“ vor allem für die Adressat:innen war, kann man sich gut vorstellen, denn sie kann oder muss auch als „Kolonialisierung“ durch die professionellen Sozialarbeiter:innen verstanden werden. Wir vermuten aber, dass Richmond hier das Attribut mühevoll eher als Charakterisierung eines aufwändigen Prozesses der Erhebung dieser Daten betrachtet.

  23. 23.

    Diese Diskussionen werden nach wie vor engagiert geführt. Auch wenn der Höhepunkt des Austausches über Ehrenamtlichkeit und bürgerschaftliches Engagement schon ein paar Jahre zurückliegt, gibt es nach wie vor Forschungsbedarf in diesem Feld (Nadai et al. 2005). Auch das Spannungsmoment von Nähe und Distanz ist nach wie vor höchst virulent (Dörr und Müller 2006). Insbesondere im Kontext der Heimerziehung und anderer familienähnlicher Betreuungsformen werden die Grenzen und Gefahren einer einseitigen Distanzbetonung deutlich.

  24. 24.

    Im sogenannten Sweating System liess die damalige Textilindustrie ihre Produktion durch Subunternehmen durchführen. Dieses Verbot war entscheidend dafür, dass arbeitsschutzrechtliche Bedingungen nicht länger umgangen, das Kinderarbeitsverbot durchgesetzt und die gesundheitsschädliche Produktion in Hinter- und Wohnhäusern verhindert wurden (siehe den Kasten in Abschn. 6.2.3).

  25. 25.

    Hier wurde neben wichtigen hygienischen Vorschriften vor allem das Problem angegangen, dass diese Mietshäuser häufig überfüllt waren (Pohlan und Yosifava 2020).

  26. 26.

    Diese wurde überraschenderweise in Edith Abbotts Beitrag nicht erwähnt.

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Köngeter, S., Reutlinger, C. (2023). Community und Neighborhood in Verhandlung – Analyse relevanter thematischer Achsen und Netzwerke. In: Studienbuch Geschichte der Gemeinwesenarbeit. Sozialraumforschung und Sozialraumarbeit, vol 17. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15025-9_6

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