Respekt und Autonomie – Bemerkungen aus Anlass von Sennetts ,Respekt im Zeitalter der Ungleichheit‘

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Zusammenfassung

Gegenstand der vorliegenden Abhandlung ist Sennetts für das Selbstverständnis der Sozialen Arbeit gewichtige Abhandlung „Respekt im Zeitalter der Ungleichheit“: Das aus reichem biografischen, historischen und sozialwissenschaftlichen Materialien entwickelte Grundkonzept des Respekts wird rekonstruiert. Vor dem generellen Hintergrund gesellschaftlicher und anthropologischer Ungleichheiten geht es dabei um Sennetts sozialarbeiterische Unterscheidungen von alltäglicher und professioneller Unterstützung und um die Bestimmungen von caritativer Hilfe und Respekt, von Selbstzuständigkeit, Können und Verstehen und schließlich um symbolische Riten der Anerkennung; das Konzept des Respekts wird ausgeschärft im Kontext der Fragen nach der Ambivalenz der Praktiken der Selbstrepräsentation der Adressatinnen und vor allem auch nach dem neoliberal dienstleistungsorientierten Missbrauch des Konzepts von Respekt.

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Notes

  1. 1.

    Die folgenden Überlegungen haben sich im Kontext und in der Nachwirkung eines gemeinsamen Seminars mit Eberhard Bolay im WS 2012/2013 in Tübingen entwickelt.

  2. 2.

    Zitate im Text die nur mit Seitenangaben ausgewiesen sind stammen aus Senett, Richard: Berlin März 2002

  3. 3.

    Diese Interpretation von gegenseitiger Hilfe lässt sich, so scheint mir, auch stützen durch den Verweis zum Beispiel auf Kropotkin (1993) und seine Rekonstruktion der primären Sozialität des Menschen und neuerdings auch durch die biologisch-psychologischen Ergebnisse von Tomasello (2010) über das soziale Verhalten einer selbstverständlichen Freundlichkeit im Geben und Nehmen schon bei ganz kleinen Kindern.

  4. 4.

    Hier wäre der ausführlichere Bezug zur Theorie der Alltäglichkeit interessant: Alltäglichkeit heißt, dass man sich kennt, aneinander gewohnt ist, es hinnimmt, so wie man sich in den alltäglichen Beziehungen vorfindet und agiert, ohne zu hinterfragen.

  5. 5.

    So wichtig die Unterscheidung der Formen der Hilfe und die Betonung der selbstverständlichen, nicht beschämenden Hilfe im Medium von Alltäglichkeit ist, so bleibt doch die Frage, ob diese Unterscheidung nicht nur eine gewiss elementare, aber doch nur graduelle ist.

  6. 6.

    Diese prinzipielle Gleichheit im Menschsein geht dann im konkreten Fall der Arbeit von Cabrini einher mit noch einer anderen Gleichheit, nämlich der des gleichen Milieus in den Selbstverständlichkeiten der gemeinsamen italienischen Lebenswelt und im Einwandererland Amerika.

  7. 7.

    Diese Kritik ließe sich wiederum mit Nietzsche weiter vertiefen, wenn dieser Hilfe aus den Ressentiments der Schwäche derer herleitet, die anderen helfen, weil sie sich selbst in ihrem Leben keine Gestaltungskraft zutrauen und Menschen brauchen, denen gegenüber sie sich stark fühlen können.

  8. 8.

    Es wäre wohl nicht reizlos, von dieser Position aus auch Überlegungen beizuziehen, die Burkhard Müller (2012) zur Kritik einer verstehenden sozialen Arbeit vorbringt, die es versäume, die in der gegebenen Situation bestimmenden aktuellen und erfahrbaren Beziehungen als Basis der gemeinsamen Arbeit zu nehmen.

Literatur

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Thiersch, H. (2016). Respekt und Autonomie – Bemerkungen aus Anlass von Sennetts ,Respekt im Zeitalter der Ungleichheit‘. In: Zipperle, M., Bauer, P., Stauber, B., Treptow, R. (eds) Vermitteln. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08560-5_9

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-08559-9

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