Das Konsensmodell der „Abgeklärten Neoklassischen Synthese“

  • Chapter
Konjunkturpolitik

Part of the book series: Heidelberger Taschenbücher ((HTB,volume 253))

  • 39 Accesses

Zusammenfassung

Mit den zunehmenden Zweifeln an der Tragfähigkeit der Annahmen der Gleichgewichtskonjunkturtheorie wurden zwei andere Wege versucht: Die reale Konjunkturtheorie (Kydland/Prescott 1982; Long/Plosser 1983), in der stochasti-sche Technologieschocks die einzige Ursache von Konjunkturschwankungen sind, kann bloß einen Teil der stilisierten Fakten erklären (McCallum 1986; 1987), und dürfte den Höhepunkt ihrer Akzeptanz bereits wieder überschritten haben. Hingegen scheint sich ein Konsensmodell immer stärker herauszukristallisieren, das auf langsam reagierenden (sticky) Preisen und damit auf mengenbeschränkten Gleichgewichten beruht. Vom traditionellen Modell der Neoklassischen Synthese unterscheidet sich dieses Modell allerdings dadurch, daß es keine beliebigen tradeoffs, insbesondere zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation zuläßt, daß allerdings unterschiedliche Niveaus “natürlicher” Einkommen und unterschiedliche natürliche Arbeitslosenraten existieren, die etwa von unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Regimes oder von unterschiedlichen Vorstellungen der privaten Wirtschaftssübjekte über das Funktionieren der Wirtschaft abhängen. Als eines der prominentesten Beispiele für solche Einflüsse wurde in den letzten Jahren der Einfluß der tatsächlichen Arbeitslosenrate auf die “natürliche” unter dem Schlagwort Hysteresis diskutiert (Coe 1985; Blanchard/Summers 1987; Franz 1987). Weiters besteht eine weitgehende Übereinstimmung darüber, daß in diesem Konsensmodell über die Strombeziehungen des traditionellen Modells hinaus, Bestandsanpassungsprozessen und Finanzierungsüberlegungen breitere Beachtung geschenkt werden muß, und daß auch Änderungen der Verhaltensweisen der Wirtschaftssubjekte als Reaktion auf wirtschaftspolitische Maßnahmen nicht vernachlässigt werden dürfen. Allerdings bereitet der letzte Punkt erhebliche Schwierigkeiten beim Einbau in Verhaltensmodelle und wird daher desto stärker betont, je abstrakter die Überlegungen sind. Auch einige weitere Punkte, die eigentlich Bestandteil eines Konsensmodells sein müßten, fanden bisher bloß oberflächliche Beachtung: Die grundsätzliche Offenheit der Wirtschaft, die zwar in Spezialunter-suchungen behandelt wird (siehe dazu die folgenden Abschnitte 19.2 und 19.3), nicht aber im Standard-Konsensmodell; die Imperfektheit der Märkte und das Fehlen wichtiger Kontingenzmärkte, mehr noch der unterschiedliche Grad der Im-perfektheit dieser Märkte und ihres Fehlens in unterschiedlichen Teilen der Wirtschaft (insbesondere die zwangsläufig unterschiedliche Effizienz von Finanzmärkten, Gütermärkten und Arbeitsmärkten), die zu unterschiedlichen Arten der Vorsorge, der Geldhaltung, der Insolvenzgefahr und letztlich auch zur grundlegenden Berücksichtigung von Unsicherheit führen müßte; schließlich fehlt auch eine entsprechende Behandlung der Beziehungen zwischen Wirtschaftssubjekten und Wirtschaftspolitik (wie sie die Neue Politische Ökonomie wenigstens in Ansätzen behandelt), die in unterschiedlichem Grade kooperativ oder konfrontativ empfunden und gestaltet werden können. Infolge dieser Nähe zum traditionellen Modell der Stabilisierungspolitik wird es hier als das Konsensmodell der “Abgeklärten Neoklassischen Synthese” bezeichnet.

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© 1991 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Tichy, G. (1991). Das Konsensmodell der „Abgeklärten Neoklassischen Synthese“. In: Konjunkturpolitik. Heidelberger Taschenbücher, vol 253. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-97346-8_19

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