Zusammenfassung
Wie verschiedene andere medizinische Disziplinen war auch die Gynäkologie mit dem faschistischen Regime teilweise verwoben und wurde für dessen Ziele mißbraucht. Dabei waren nicht nur solche inhumanen Frauenärzte wie C. Clauberg mit seinen verbrecherischen Sterilisationsexperimenten an Frauen, die in das KZ Auschwitz deportiert wurden, beteiligt. Gerade mit den Maßnahmen der Zwangssterilisation aus eugenischen Gründen konnten sich offensichtlich eine Reihe von Gynäkologen identifizieren. Aber auch die gesamte faschistische Ideologie und der NS-Staat mit seinem Führerkult stieß bei einem sehr großen Teil des deutschen Volkes auf Gegenliebe, Verehrung und „Gefolgschaft“. So natürlich auch bei einem Teil der Frauenärzte, was sich ebenfalls in ihren Fachzeitschriften widerspiegelt, wie hier am Beispiel des „Zentralblattes für Gynäkologie“ dargestellt werden soll. Ein treffendes Beispiel für das eben Gesagte ist die Eröffnungsansprache des Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie Walter Stoeckel auf der XXIII. Tagung dieser Gesellschaft in Berlin vom 11.–14. Oktober 1933 [22]. Es ist eine Jubelrede auf die „neue Zeit“, wie sie auf öffentlichen Veranstaltungen in totalitären Regimen überall und jederzeit gehalten wurden und werden. Interessant ist, wie Stoeckel auf die vielfältigen Repressionen gegenüber den jüdischen Frauenärzten und deren Vertreibung aus öffentlichen und universitären Einrichtungen eingeht und letztlich auch rechtfertigt. Er sagte: „Wir bedauern, daß diese Entwicklung auch Kollegen schwer getröffen hat, deren Persönlichkeit wir hochschätzen und deren wissenschaftliche Leistung hoch werten.
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Gynäkologen deutsche Sprache (bearb. von Kirchhoff, H. und K. Polacsek). Thieme, Stuttgart 1960
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Franke, P. (1994). Die Widerspiegelung des Nationalsozialismus im „Zentralblatt für Gynäkologie“. In: Kentenich, H., Rauchfuß, M., Diederichs, P. (eds) Psychosomatische Gynäkologie und Geburtshilfe 1993/94. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-78811-6_6
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