Zusammenfassung
Nicht ganz zu unrecht ist das 19. Jahrhundert gelegentlich auch das »Jahrhundert der Chirurgen« genannt worden. Diese Charakteristik ist einerseits zutreffend, denn das 19. Jahrhundert sieht die Entstehung der großen Chirurgie als institutionalisierte, anerkannte klinische Disziplin. Hierzu haben in Deutschland wesentlich Langenbeck und seine Schüler Theodor Billroth, Karl David Wilhelm Busch, Friedrich von Esmarch, Carl Hueter, Rudolf Ulrich Krönlein, Carl Wilhelm Schoenborn, Friedrich Trendelenburg, Karl Ernst Albrecht Wagner oder Carl Ludwig Schleich beigetragen. Andererseits war die Chirurgie, trotz ihrer gelegentlichen Zurücksetzung gegenüber anderen Teilen der praktischen Medizin, bereits seit dem 16. Jahrhundert in Europa vielerorts selbstverständlicher Teil des Hochschulunterrichts und schon im 16. Jahrhundert vereinzelt Gegenstand besonderer Nominalprofessuren. So gab es etwa in Wien und Prag früh eigene Lehrstühle nur für Chirurgie; an den anderen Universitäten war eine Fächerkombination von Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durchaus die Regel, wenngleich vereinzelt noch bis gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts mancherorts auch noch eine Personalunion von Anatomie und Chirurgie oder von Chirurgie und Geburtshilfe bestand. Die Exklusivität der großen Chirurgie aber beginnt tatsächlich im 19. Jahrhundert mit der Einführung der Narkose und der Durchsetzung von A- und Antisepsis. Erst auf dieser Grundlage konnte sich das Fach zu der Perfektion und Blüte entwickeln, das alte Vorurteil, eine schmutzige, schmerzhafte und wenig erfolgreiche Nebendisziplin der ‚akademischen’ Medizin zu sein, restlos beseitigen und nun auch große Chirurgen wie von Langenbeck, von Esmarch oder Billroth hervorbringen.
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Eckart, W.U. (2011). Mit dem Messer zum Organ – Chirurgen bahnen neue Wege. In: Illustrierte Geschichte der Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-12610-9_6
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