Zusammenfassung
Gottfried Kellers theatralische Sendung – das ist ein weites und weitgehend unbegangenes Feld. Doch auch und gerade weil er an dieser Sendung scheiterte, ist sein Kampf um das Drama zentral nicht nur für sein Selbstverständnis, sondern auch für unser Kellerverständnis. Der lebenslang vergebliche Versuch, insbesondere ein echtes bürgerliches Trauerspiel zu schreiben, ist dabei selbst ein Trauerspiel: ein bürgerliches ebenso wie ein unbürgerliches. Es legt, wie jedes gelungene Drama, die verdeckte Wahrheit seiner Zeit und Gesellschaft offen.
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Notes
- 1.
Vgl. Peter Villwock: Dramenfragmente. In: Gottfried Keller-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Hg. von Ursula Amrein. 2., revidierte und erweiterte Auflage. Stuttgart 2018, 194–200.
- 2.
Johann Gottfried Herder: Briefe zur Beförderung der Humanität [1796]. In: Herders Sämmtliche Werke. Hg. von Bernhard Suphan. Bd. 18. Berlin 1883, 109.
- 3.
A.F. [Adolf Frey] in der Neuen Zürcher Zeitung vom 19. Januar 1893, zit. nach Max Preitz: Gottfried Kellers dramatische Bestrebungen. Marburg 1909, 159.
- 4.
Conrad Ferdinand Meyer: Erinnerungen an Gottfried Keller [1890]. In: Ders.: Sämtliche Werke. Bd. 15: Clara, Entwürfe, Kleine Schriften. Hg. von Rätus Luck. Bern 1985, 184.
- 5.
Walter Benjamin: Gottfried Keller. Zu Ehren einer kritischen Gesamtausgabe seiner Werke [1927]. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Bd. II. Hg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt a. M. 1977, 291.
- 6.
Diese Bildidee hat Keller in der Tapeten-Schweiz des Verlorenen Lachens im zweiten Band der Leute von Seldwyla (1874) zur beißenden Satire verschärft; vgl. 5, 318 f.
- 7.
Vgl. Ursula Amrein: „Am Mythenstein“ [1861]. In: Dies. (wie Anm. 1), 221–224.
- 8.
Das moderne Drama. Aesthetische Untersuchungen von Hermann Hettner. Braunschweig 1852.
- 9.
„Das Drama, als die Spitze aller Kunst, soll den jedesmaligen Welt- und Menschen-Zustand in seinem Verhältnis zur Idee, d. h. hier zu dem alles bedingenden sittlichen Zentrum, das wir im Welt-Organismus, schon seiner Selbst-Erhaltung wegen, annehmen müssen, veranschaulichen.“ Friedrich Hebbel: Vorwort zur „Maria Magdalene“, betreffend das Verhältnis der dramatischen Kunst zur Zeit und verwandte Punkte [1844]. In: Ders.: Werke. Hg. von Gerhard Fricke et al. Bd. 1. München 1963, 307.
- 10.
Hettner (wie Anm. 8), 135 und 102.
- 11.
Hebbel (wie Anm. 9), 307.
- 12.
Hettner (wie Anm. 8), 90 f.
- 13.
Ebd., 307 und 309.
- 14.
Zu Kellers Beschäftigung mit dem Traum und insbesondere dem Heimattraum im Grünen Heinrich vgl. den Beitrag von Michael Andermatt im vorliegenden Band.
- 15.
Vgl. https://www.parlament.ch/de/über-das-parlament/parlamentsgebaeude (abgerufen am 16.9.2023).
- 16.
Walter Benjamin: Über den Begriff der Geschichte [1940]. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Bd. I. Hg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser. Frankfurt a. M. 1974, 696.
- 17.
Hettner (wie Anm. 8), 82.
- 18.
Ebd.
- 19.
Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums. Vorwort [1. Auflage, 1843]. Stuttgart: Reclam 1969, 11 f.
- 20.
Karl Marx: Das kommunistische Manifest [1847]. In: Karl Marx und Friedrich Engels. Ausgewählte Werke in sechs Bänden. Hg. von Richard Sperl et al. Bd. 1. Berlin 1979, 419 f.
- 21.
Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung [1819]. 4. Buch; zit. nach: Digitale Edition von Jochen A. Bär. Vechta 2017; http://www.zbk-online.de/texte/A0411=346.htm, 507.
- 22.
Jeremias Gotthelf: Die Wassernot im Emmental am 13. August 1837. Eine Predigt [1838, publiziert 1852]. In: Jeremias Gotthelf. Ausgewählte Werke in zwölf Bänden. Hg. von Walter Muschg. Zürich 1978. Bd. 9, 47.
- 23.
Feuerbach (wie Anm. 19), 10.
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Villwock, P. (2024). Volksspiel, Lustspiel, Trauerspiel – Gottfried Kellers Scheitern am Drama. In: Amrein, U. (eds) Gottfried Keller – Spielräume der Phantasie. Abhandlungen zur Literaturwissenschaft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05983-3_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05983-3_6
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-05983-3
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