Die Ordnung des Raumes: Faust-Topographien

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Faust-Handbuch
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Zusammenfassung

Spätestens mit dem ›topographical turn‹ (Wagner 2010) erscheint eine genaue Analyse und kulturwissenschaftliche Kartographie der von Faust besuchten Städte, Regionen und (Innen-)Räume in unterschiedlichen Überlieferungssträngen, literarischen Gattungen, Einzeltexten und intermedialen Konstellationen von hohem heuristischem Wert. Denn die jeweilige Ordnung der Räume zeigt mehr als nur die Aufenthaltsbedingungen Fausts (beispielsweise in der Abfolge von Studierzimmer, deutscher Kleinstadt und nächtlichem Harz), sie repräsentiert vielmehr komplexe Denkweisen, Vorstellungswelten, Argumentationsmuster und Wirkungsmöglichkeiten. Bei einer Analyse dieser Ordnungen kann es daher nicht lediglich darum gehen, die einzelnen geographischen Orte, Reisewege und imaginierten Räume zu identifizieren und in ihrer Referenz auf eine vermeintliche historische Wirklichkeit zu bestimmen (Blaschke 2008, 66); denn literarische (oder überhaupt fiktional erzeugte) Räume oder Orte an sich gibt es nicht. Sie allein auf eruierbare geographische Daten zu beziehen, würde der Komplexität fiktionaler Räume und ihrer spezifischen Lizenz zur Abweichung vom Realen und ihrer Gebundenheit an je verschiedene Logiken ihrer Erzeugung nicht gerecht. Vielmehr müssen die Faust-Topographien stets in Relation 1) zueinander, 2) zur jeweiligen Diegese – ein »Universum, in dem« eine Geschichte »spielt« (Genette 1994, 201) –, 3) zur erzählten oder dramatisierten Geschichte und ihrer Eigenzeit, 4) zu den jeweils geltenden poetischen und nicht zuletzt gattungsabhängigen Dispositiven (Bühnendiegese bzw. antizipiertes Bühnenbild, narrativ erzeugte Diegese usw.) und 5) zu ihren kulturhistorischen Kontexten (Landschaftsvorstellungen, symbolische Orte, historische Semantik der gezeigten Architektur, Raumdiskurse usw.) verstanden werden.

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Niefanger, D. (2018). Die Ordnung des Raumes: Faust-Topographien. In: Rohde, C., Valk, T., Mayer, M. (eds) Faust-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05363-3_3

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