Zusammenfassung
Im Jahre 1848 gab es fast durchgehende Eisenbahnverbindungen von München nach Berlin, von Stettin an den Rhein und weiter nach Paris. Dampfschiff, Gaslaterne, Telegraph waren in Betrieb, es gab Fabriken und Kinderarbeit; die bürgerlichen Parteien formierten sich als Konservative, Liberale und Demokraten, Marx und Engels veröffentlichten das Manifest der Kommunistischen Partei. Und dennoch: Mit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, speziell den Jahren 1815 bis 1848, verbinden auch heute noch die meisten Menschen Postkutsche, Brüder Grimm, Spinnrad und Zipfelmütze, Spitzwegs Armen Poet in der Dachstube, Eichendorffs Taugenichts zwischen Mühle und Schloß, den Nachtwächter mit Hellebarde und Horn, kurz: Die romantische Biedermeierzeit steht vor ihren Augen, das ländliche Deutschland, vorindustriell und noch so poetisch. In dieser Vergangenheitsverklärung wird allzu gerne übersehen, daß in jener Zeit des äußeren Friedens ein bis zur Revolution sich verschärfender Bürgerkrieg stattfand, daß durch tiefgreifende politische und soziale Strukturveränderungen, Erfindungen und Entdeckungen in Naturwissenschaft und Technik jahrhundertealte Traditionen in beschleunigter Weise hinweggeräumt werden. Das Finanzkapital, die anonyme Kapitalgesellschaft, das Anlage- und Spekulationsgeschäft beginnen sich auch in Deutschland zu entfalten, und mit dem neuen Typus des Unternehmers, des Fabrikanten, gelangt das Bürgertum zu einer gesteigerten gesellschaftlichen Bedeutung. Politisch freilich ist dieses Bürgertum noch nicht repräsentiert.
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Beutin, W. et al. (1989). Vormärz. In: Deutsche Literaturgeschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03284-3_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03284-3_6
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-03284-3
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