Zusammenfassung
In den letzten 20 Jahren sind neue sozialpolitische Maßnahmen wie „Gleichstellungspolitik“ oder „Quotierung“ und neue pädagogische Konzepte und Phänomene wie „reflexive Koedukation“ oder „geschlechterbewusste Pädagogik“ entstanden, die deutlich darauf verweisen: Die Geschlechterverhältnisse sollen,in Bewegung’ gebracht werden. Ein sozialwissenschaftlicher Transformationsbegriff lässt sich nun sowohl auf solche absichtsvollen Interventionen in sozialer Praxis beziehen wie auch auf weniger absichtsvolle gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Über Transformationsprozesse kann man neben der gesellschaftspolitischen und pädagogischen Sichtweise z.B. auch in gesellschafts- und kulturtheoretischer, in soziologischer und sozialpsychologischer Perspektive nachdenken. In diesem Beitrag können selbstverständlich nicht alle diese Perspektiven systematisch behandelt werden, und es kann auch keinen umfassenden Überblick geben über empirische Befunde der sozialwissenschaftlichen Geschlechterforschung der letzten 20 Jahre. Vielmehr möchte ich aus diesem Kontext zwei Fragen bzw. Diskussionen aufgreifen und aufeinander beziehen: die Frage, wie sich die Bedeutung und die soziale Funktion der Strukturkategorie Geschlecht in modernen, zeitgenössischen Gesellschaften wandelt (und wie sich der Wandel theoretisieren lässt) und die Frage, wie (reflexive) Koedukation zu einer Veränderung der Geschlechterverhältnisse in Richtung Gleichstellung beiträgt und beitragen kann.
Beim folgenden Beitrag handelt es sich um einen Parallelvortrag zum 17. Kongress der DGfE, „Bildung und Erziehung in Übergangsgesellschaften“ (Göttingen 2000). Er ist durch einen technischen Fehler im Band zu diesem Kongress nicht veröffentlicht worden und wurde daher hier aufgenommen.
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© 2003 Leske + Budrich, Opladen
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Kelle, H. (2003). Geschlechterverhältnisse in Transformation. In: Gogolin, I., Tippelt, R. (eds) Innovation durch Bildung. Schriften der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80938-4_8
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3859-3
Online ISBN: 978-3-322-80938-4
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