Zusammenfassung
Seine weitere Mitwirkung am Thermonuklearprojekt kündigt Gruppenleiter Tamm bereits auf dem Testgelände im August 1953 auf – nach dem glorreichen Testergebnis von Sloika wird ihm auf seinen Antrag hin zugestanden, künftig wieder Grundlagenforschung wie vordem am FIAN zu betreiben. Doch bis es dazu kommt, sieht sich Tamm zunächst einmal – sogleich nach Ankunft in der kasachischen Steppe – zusammen mit den anderen Physikern aus dem OBJEKT mit einer Situation direkt vor Ort konfrontiert, die ihn stärker beschäftigt als das allgemein voller Spannung erwartete Testresultat. Seinem jüngeren Mitarbeiter Wladimir Ritus, der den Test nicht selbst miterlebte, fällt dies auf, als sich beide hinterher im Urlaub an der Schwarzmeerküste treffen. Tamm zieht ihn dort mit sich in einen versteckten Winkel, wo sie sich einigermaßen sicher vor Lauschern unterhalten können. Nur kurz berichtet Tamm seinem Teamkollegen, die gemessene Sprengkraft habe ihre Vorausberechnungen bestätigt. Ungleich ausführlicher fällt Tamms Schilderung aus, wie die Physiker hartnäckig darauf bestanden, die Zivilbevölkerung im Umkreis des Testgeländes vorher zu evakuieren, so dass sie der Überdosis an radioaktiver Strahlung, mit der zu rechnen war, entging (Interview mit Wladimir I. Ritus, 7.7.1992).
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Notes
- 1.
Das ZK-Archiv besitzt den Entwurf eines Briefes von Sacharow mit Datum 27.6.1958 an den Senator des US-Bundesstaates New Mexico, Clinton Anderson: Nachdem ich aus Pressemitteilungen von Ihrer Rede zur Frage des Testes und Einsatzes von Atomwaffen erfuhr, nehme ich an, dass Sie mein Artikel „Die radioaktive Gefahr der Kernwaffenversuche“ interessieren wird, den ich diesem Brief beilege. (Sacharow-Archiv Moskau)
- 2.
Einstige H-Bombenbauer der USA weigerten sich noch bis vor nicht allzu langer Zeit, an eine ehrliche Absicht der Russen zu glauben – zu viel widersprach ihrer praktischen Erfahrung, wenngleich sie wussten, dass Chruschtschow bei den Vereinten Nationen deswegen mit seinem Schuh in der Faust auf den Tisch schlug, was ebenfalls nicht oft in der amerikanischen Praxis vorkam.
- 3.
Die Argumente hierfür lauten: 1) Tests in der Atmosphäre verursachen Umweltschäden. 2) Atmosphärische Tests leisten Waffenperfektionierung und Truppentraining am meisten Vorschub. 3) Unterirdische Explosionen sind potentiell für friedliche Zwecke einsetzbar.
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© 2013 Springer Basel
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Gorelik, G. (2013). Herausforderungen an Sacharows soziales Verantwortungsbewusstsein. In: Andrej Sacharow. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-0474-5_14
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-0474-5_14
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Publisher Name: Birkhäuser, Basel
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