Laut Statistischem Bundesamt lebten Ende 2016 2,25 Millionen Menschen in Deutschland, die 85 Jahre oder älter waren. Was für diese Menschen ein erfülltes Leben ausmacht und wie Ärzte dazu beitragen können, erforscht Daniela Jopp, Professorin für Psychologie an der Universität Lausanne.

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Die meisten Hochbetagten sind mit ihrem Leben zufrieden.

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In einer Studie mit Hundertjährigen aus Heidelberg haben Jopp und ihre Kollegen keinen einzigen Teilnehmer gefunden, der nicht mindestens eine chronische Erkrankung aufwies. Im Durchschnitt litten die Hundertjährigen unter fünf Krankheiten.

„Die Lebenszufriedenheit dieser Menschen hängt jedoch nicht von der Zahl ihrer Krankheiten ab, sondern vor allem von einem positiven Blick auf die Zukunft, vom Zusammenleben mit anderen Menschen und davon, ob sie glauben, noch selbstständig handeln zu können“, erklärt Jopp. „Die allermeisten Hundertjährigen sind mit ihrem Leben zufrieden oder sogar sehr zufrieden.“

Ältere entwickeln Co**strategien

Mit der Zeit entwickeln Ältere positive Strategien, um mit der Tatsache umzugehen, dass ihre Kräfte und ihre Autonomie abnehmen. „Sie lernen zu akzeptieren, dass sie manches nicht mehr schaffen, was ihnen früher leicht gelang. Das ist eine Stärke sehr alter Menschen, die zu ihrer Zufriedenheit beiträgt.“

Die reduzierten Erwartungen, die Hochbetagte an ihr Leben stellen, könnten aber auch zu einer medizinischen Unterversorgung führen. „In unserer Studie berichteten fast 30% der Hundertjährigen, dass sie oft oder ständig Schmerzen haben. Das finde ich nicht akzeptabel“, betont Jopp. Ob dieser hohe Wert daran liege, dass Hochbetagte glauben, ihre Schmerzen aushalten zu müssen, oder ob sie bei ihren Ärzten nicht ausreichend Gehör fänden, müsse geklärt werden. Auf jeden Fall sollten Ärzte für die hohe Schmerzprävalenz bei sehr alten Menschen sensibilisiert sein.