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Suchtproblematik im Gesundheitswesen Um Stresssituationen zu entfliehen, greifen Menschen zu Alkohol, Zigaretten oder Medikamenten - Verhaltensweisen, die ein erhöhtes Suchtrisiko bergen. Alina Wiotte, Ansprechpartnerin der Suchtberatung und Suchtprävention für Beschäftigte des Universitätsklinikums Freiburg erläutert, wie wichtig es ist, über das Tabuthema Sucht offen zu sprechen.
Frau Wiotte, sind Menschen im Gesundheitswesen besonders gefährdet oder anfällig für Suchtprobleme?
Wiotte: Der Pflegeberuf geht mit einer hohen Stressbelastung einher, auch auf psychischer und emotionaler Ebene. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, Alkohol in riskanten Mengen zu trinken, um sich nach der Arbeit zu entspannen oder zu belohnen. Zudem besteht ein leichterer Zugang zu Medikamenten, auch zu solchen mit hohem Suchtpotenzial wie opioidhaltigen Schmerzmitteln. Arbeiten unter dem Einfluss von Substanzen kann schwerwiegende Folgen für die Patientensicherheit haben. Nicht zuletzt deshalb kommt der betrieblichen Suchtprävention eine besondere Bedeutung zu.
Wie ist die Arbeit der Suchtberatung und -prävention für Beschäftigte am Universitätsklinikum Freiburg organisiert?
Wiotte: Die Arbeit ist eingebunden in die Psychosozialen Fachberatungsdienste, die weitere Beratungs- und Unterstützungsangebote für Beschäftigte bereithalten. Denn Mitarbeiter*innen können nicht nur von Suchtproblemen betroffen sein. Es ist auch möglich, psychosoziale Beratung oder Unterstützung bei Konflikten sowie Supervisions- und Coachingangebote zu erhalten.
Wie wird das Angebot angenommen?
Wiotte: Gesamtgesellschaftlich ist Sucht leider nach wie vor ein Tabuthema, das noch viel zu häufig mit Stigmatisierung für die Betroffenen und deren Angehörigen verbunden ist. Hier spielt betriebliche Prävention und Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Rolle. Mein Ziel ist es, das Thema Sucht in unserem Unternehmen durch vielfältige Maßnahmen aus der Tabuzone zu holen. Das reicht von Führungskräfteschulungen über Angebote für Auszubildende bis hin zu Aktionstagen für die gesamte Belegschaft. Diese Veranstaltungen bieten eine Plattform, um zunächst unverbindlich miteinander ins Gespräch zu kommen und Vertrauen aufzubauen. Das senkt die Hemmschwelle, um sich beraten zu lassen. Außerdem werden Führungskräfte durch Schulungen sensibler für Suchtprobleme und legen ihren Mitarbeiter*innen häufiger nahe, die Beratung aufzusuchen.
Welche Unterstützungsangebote bietet die Beratungsstelle Mitarbeitern, Familienangehörigen und Führungskräften an?
Wiotte: Die Beratungsstelle informiert und berät die Mitarbeiter*innen bei allen Fragen rund um Suchtmittelkonsum und suchtbedingte Verhaltensweisen. Neben der Reflexion des eigenen Konsums bzw. Verhaltens geht es oft darum, gemeinsam mit den Mitarbeiter-*innen weiterführende Schritte zu planen und sie bei der Aufnahme einer Behandlung zu unterstützen. Auch die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach einer Therapie oder einer längeren Krankheitsphase ist ein Beratungsanlass. Neben Beschäftigten mit suchtbezogenen Problemen bietet die Beratungsstelle auch Beratung für Mitarbeiter*innen an, die als Angehörige oder Kolleg*innen von dem Thema betroffen sind. Hier kommen andere Fragen oder Belastungen zur Sprache, vieles dreht sich um Abgrenzung und die realistische Einschätzung der eigenen Handlungsmöglichkeiten. Nicht zuletzt ist die Beratungsstelle ein wichtiger Anlaufpunkt für Führungskräfte, die suchtbezogene Auffälligkeiten bei Mitarbeiter-*innen bemerken. Die Führungskräfte werden dabei unterstützt, die Auffälligkeiten einzuordnen und ein weiteres Vorgehen im Sinne des klinikeigenen Handlungskonzeptes zu entwickeln. Darüber hinaus gibt es mehrmals im Jahr die Möglichkeit, an Führungskräfteschulungen teilzunehmen, die sich vor allem mit dem Erkennen und Ansprechen von Suchtauffälligkeiten beschäftigen. Dies schafft Sicherheit und stärkt die Handlungskompetenz.
Wie wird mit der Anonymität der Betroffenen umgegangen?
Wiotte: Die Vertraulichkeit über die Beratungsinhalte und alles, was damit zusammenhängt, ist selbstverständlich unerlässlich. Andernfalls kann keine offene und vertrauensvolle Beratungsatmosphäre entstehen. Es ist wichtig, dies allen am Prozess Beteiligten zu vermitteln. Zudem sind die psychosozialen Fachberatungsdienste räumlich etwas außerhalb der Zentralklinik angesiedelt, was im Hinblick auf die Vertraulichkeit ebenfalls von Vorteil ist.
Das vollständige Interview und praktische Tipps finden Sie über das eMag und auf springerpflege.de oder einfach den QR-Code scannen und weiterlesen:
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Tabuthema Sucht. Pflegez 77, 14 (2024). https://doi.org/10.1007/s41906-024-2571-6
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