Ob Frauen mit duktalem In-situ-Karzinom nach brusterhaltender OP und adjuvanter Radiotherapie von einem Boost profitieren, ist noch zu klären. Für einzelne Aspekte der Lebensqualität scheint die Boost-Bestrahlung eher ungünstig zu sein.

Die Studie BIG 3-07/TROG 07.01 untersucht die Effekte einer Boost-Bestrahlung des Tumorbetts sowie von verschiedenen Fraktionierungen der Bestrahlung der verbliebenen Brust bei Frauen, denen ein duktales Carcinoma in situ (DCIS) mit erhöhtem Rezidivrisiko brusterhaltend entfernt wurde. Primärer Endpunkt der randomisierten kontrollierten Phase-III-Studie, an der sich international über 100 Zentren beteiligen, ist die Zeit bis zu einem Lokalrezidiv; die Resultate werden für das Jahr 2023 erwartet. Erste Ergebnisse aus der Studie liegen aber jetzt schon vor, sie betreffen die Patient Reported Outcomes (PRO).

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© Science Photo Library / Delong, Garry

Duktales Carcinoma in situ der Brust: Was bringt eine Boost-Bestrahlung nach Entfernung?

An der Studie beteiligen sich 1.208 DCIS-Patientinnen, deren Tumor vollständig entfernt wurde. Je nach Zentrum wurden sie zu gleichen Anteilen unterschiedlichen Strategien zugeteilt: konventionelle oder hypofraktionierte Bestrahlung jeweils mit oder ohne Boost (Kategorie A), konventionelle Bestrahlung mit oder ohne Boost (Kategorie B), hypofraktionierte Bestrahlung mit oder ohne Boost (Kategorie C). Wie sich die Unterschiede bei der Radiotherapie auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität auswirkten, wurde mit validierten Messinstrumenten vor und direkt im Anschluss sowie sechs, zwölf und 24 Monate nach dem Ende der Radiotherapie abgefragt.

Die Boost-Bestrahlung hat demnach Konsequenzen für das ästhetische Ergebnis und die Schulter-Arm-Funktion: Beide wurden von den Patientinnen längerfristig schlechter beurteilt als von Patientinnen ohne Boost, das ästhetische Ergebnis (z. B. Form und Hautbeschaffenheit der Brust, Aussehen der Brustwarze, Narbengewebe) sogar durchgängig bis zur letzten Abfrage. Die anderen sechs PRO wurden durch den Boost nicht beeinflusst. Anders als von den Studienautoren postuliert, war auch kein positiver Effekt auf die Krebsangst festzustellen. Ebenfalls vergleichbar waren Fatigue, körperlicher Funktionsstatus insgesamt, brustspezifische Symptome, Körperbild und Sexualität.

Bei der Fraktionierung der Bestrahlung ergab sich nur in einem einzigen Aspekt eine als klinisch relevant beurteilte Differenz: Frauen, die mit der konventionellen Radiotherapie behandelt worden waren, gaben unmittelbar danach eine stärkere Beeinträchtigung von Körperbild und Sexualität an als Frauen nach hypofraktionierter Bestrahlung. Dieser Nachteil ging in den Folgemonaten jedoch verloren. Bei der Schulter-Arm-Funktion zeigte sich ein kumulativer ungünstiger Effekt von Boost- und konventioneller Bestrahlung.

Fazit: Mit Boost-Bestrahlung berichten die Patientinnen über schlechtere ästhetische Ergebnisse und mehr Probleme mit der Schulter-Arm-Funktion als ohne. Solange keine validen Daten zu klinischen Endpunkten vorliegen, können diese Ergebnisse die Entscheidungsfindung über die Strahlendosis unterstützen.

King MT et al. Quality of life after breast-conserving therapy and adjuvant radiotherapy for non-low-risk ductal carcinoma in situ (BIG 3-07/TROG 07.01): 2-year results of a randomised, controlled, phase 3 trial. Lancet Oncol 2020; 21: 685-98