Eine Migräneprophylaxe mit Antikörpern gegen das Calcitonin-gene-related peptide (CGRP) oder dessen Rezeptor (Fremanezumab und Erenumab) können offenbar depressive Symptome der Betroffenen verbessern.

In die offene, monozentrische Studie wurden Patientinnen und Patienten mit Migräne eingeschlossen. 108 wurden mit Erenumab behandelt, 90 mit Fremanezumab, 68 erhielten keinen monoklonalen Antikörper. 82% der Teilnehmenden waren Frauen, das mittlere Alter betrug 44 Jahre und die mittlere Zahl der Migränetage pro Monat lag bei 14. Bei 61-70% wurde in den drei Gruppen eine Depression diagnostiziert.

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Migräne und Depressionen sind eng miteinander verbunden.

Alle führten ein elektronisches Kopfschmerz-Tagebuch. Initial und nach drei Monaten wurden depressive Symptome mit der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) und der Center for Epidemiological Studies Depression Scale (CES-D) erfasst.

Die Behandlung mit den beiden monoklonalen Antikörpern korrelierte im Vergleich zur Kontrollgruppe positiv mit einer Verringerung des HADS-Werts (p = 0,01) - und zwar unabhängig von der Verringerung der monatlichen Migränetage. Ein solcher Effekt wurde allerdings für den CES-D nicht gefunden (p = 0,21).

Untersucht wurde auch, ob eine aktive Depression das Ansprechen auf die Behandlung voraussagen kann. Es zeigte sich, dass eine Depression mit einem schlechteren Ansprechen auf Erenumab vergesellschaftet war (p = 0,02), das dies aber nicht für Fremanezumab galt (p = 0,09).

MMW-Kommentar

Monoklonale Antikörper verbessern sowohl die Migräne als auch das Ausmaß begleitender depressiver Symptome. Dies galt hier allerdings nur für eine der beiden Depressionsskalen. Am interessantesten ist die Beobachtung, dass die Verbesserung nicht mit einer Reduktion der Migränetage korrelierte. Dies war auch in einer anderen Studie in Spanien beobachtet worden [Torres-Ferrús M et al. Cephalalgia. 2024;44:3331024231222923].

Der Mechanismus ist völlig ungeklärt. Die Antikörper wirken überwiegend peripher und können die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. Hier besteht erheblicher Forschungsbedarf.

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Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener

Klinische Neurowissenschaften, Universität Duisburg-Essen

Quelle: de Vries Lentsch S, van der Arend BWH, de Boer I et al. Depression and treatment with anti-calcitonin gene related peptide (CGRP) (ligand or receptor) antibodies for migraine. Eur J Neurol. 2024;31:e16106