Das Risiko der Allgemeinbevölkerung, an Mpox (Affenpocken) zu erkranken, wird von der WHO derzeit als moderat eingestuft. Für Risikopopulationen raten Infektiologen dennoch zur Impfung.

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Im Jahr 2022 war in Deutschland erstmals eine Welle von Infektionen mit dem Monkeypox virus (Mpox) aufgetreten. Danach war es einige Zeit ruhig um die Zoonose geworden. Seit August 2023 treten in verschiedenen Bundesländern, v. a. in Berlin, erneut Mpox-Fälle auf. Insgesamt sind bis April 2024 genau 3.841 Infektionen mit dem Othopoxvirus gemeldet worden, berichtete PD Dr. Christoph Boesecke, Oberarzt an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn.

MSM und HIV-Infizierte besonders gefährdet

Für eine Übertragung des Erregers ist enger körperlicher Kontakt erforderlich. Boesecke wies darauf hin, dass insbesondere immunsupprimierte Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und HIV-Infizierte gefährdet sind, sich anzustecken und zu erkranken. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) betrafen in Deutschland weniger als 1% der Mpox-Fälle Frauen, Kinder oder Jugendliche.

Bei ansonsten Gesunden verläuft die Infektion im Allgemeinen blande mit unspezifischen Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Effloreszenzen erinnern oft an Windpocken oder Herpes-Bläschen und treten meist im Bereich der Infektionspforte auf. Immunsupprimierte Menschen können schwer erkranken, mit massivem Befall des gesamten Körpers, auch der Schleimhäute, sowie stark schmerzhaften Läsionen, sodass sie stationär behandelt werden müssen. Die Läsionen können entstellende und funktionell beeinträchtigende Narben hinterlassen.

Offizielle Impfempfehlung fehlt

„Da ein gut wirksamer Impfstoff verfügbar ist, sollten sich ungeimpfte Personen mit Infektionsrisiken impfen lassen“, heißt es im RKI-Ratgeber zu Mpox. Die prophylaktische Impfung kann schwere Verläufe verhindern, sagte Boesecke. Menschen, die in ihrer Kindheit noch gegen Pocken geimpft worden sind, benötigen nur eine Dosis - alle anderen zwei Dosen im Abstand von vier Wochen.

Bislang gibt es allerdings keine offizielle Impfempfehlung. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen erstatten zwar die Impfung mit dem seit 2013 zugelassenen Lebendimpfstoff Imvanex®. Jedoch stellen die erforderliche Vorkasse und der Antrag bei der Kasse organisatorische und finanzielle Hürden dar. Dies könne dazu führen, dass sich manche Menschen nicht impfen lassen, warnte Boesecke. Er hofft, dass die Impfung Teil der regulären Impfempfehlungen wird.

Quelle: Digitales Redaktionsgespräch „Mpox (= Affenpocken): Gekommen, um zu bleiben?“, 18. Juni 2024 (Veranstalter: Bavarian Nordic)