Mit diesem Heft wird die Zeitschrift Intensivmedizin und Notfallmedizin auch offizielles Organ der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Dies ist ein wichtiges Signal. Auch wenn es bis heute nicht gelungen ist, die internistische Intensiv- und Notfallmedizin als eigenen Schwerpunkt der inneren Medizin in der Weiterbildungsordnung zu verankern, spielen diese Bereiche doch eine wichtige Rolle in der Weiterbildung ebenso wie in Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Die fehlende Verankerung hat natürlich auch den Grund, dass Intensivmedizin von anderen Gebieten der Medizin ebenfalls betrieben wird. Es gibt aber ganz zweifelsfrei zahlreiche Krankheitsbilder, deren intensivmedizinische Diagnostik und Therapie ebenso wie ihre primäre Erkennung in einer Notaufnahme erheblichen internistischen Sachverstand erfordern. Aus der Tatsache, dass es bislang offensichtlich insbesondere für Aspiranten auf leitende Positionen eher karrierehinderlich ist, wenn sie sich diesen Bereichen widmen, resultiert auch ein Mangel an entsprechenden Weiterbildungsbefugnissen in internistischen Kliniken und Abteilungen, was wiederum zu einer unzureichenden Verbreitung einer entsprechenden Weiterbildung führt.

Die DGIM ist überzeugt, dass die Organschaft dieser Zeitschrift einen weiteren Schritt hin zur Verbesserung der Aus- und Fortbildung von Internisten darstellt

Bezüglich der Intensivmedizin ist evident, dass zahlreiche internistische Erkrankungen zu krisenhaften Situationen führen können. Diese sind jedem gut ausgebildetem Internisten vertraut. Die Behandlung all dieser Erkrankungen – von der Lupuskrise über die akute Pankreatitis oder die gastrointestinale Blutung bis zum Nieren-, Lungen- und Herzversagen und zur Sepsis – bedürfen grundlegender Kenntnisse in Differenzialdiagnose und Differenzialtherapie, der Beurteilung komplexer Laborparameter und der Kenntnis zahlreicher pharmakologischer und interventioneller Therapieansätze. Die DGIM ist überzeugt, dass die Organschaft dieser Zeitschrift einen weiteren Schritt hin zur Verbesserung der Aus- und Fortbildung von Internisten in diesen Bereichen darstellt. Dies ist umso wichtiger, als es durchaus Tendenzen gibt, diese Bereiche zu separieren. Es besteht die Tendenz, einen eigenen Facharzt für Notfallmedizin und damit ein eigenes Gebiet Notfallmedizin zu schaffen. Zudem werden an zahlreichen Kliniken zentrale interdisziplinäre Notaufnahmen und Notaufnahmestationen eingerichtet, die eine eigenständige Leitung haben. Letzteres ist angesichts der moderneren Erstattungssysteme und dem damit verbundenen durchaus nützlichen Zwang zur raschen Diagnostik und sinnvollen Zuordnung der Patienten zu kompetenten Spezialisten sinnvoll. Dies bedeutet aber nicht, dass ein eigenständiges Gebiet Notfallmedizin geschaffen werden muss – hier wird häufig eine Notaufnahme mit dem Schockraum gleichgesetzt und übersehen, dass die Notaufnahme großer Krankenhäuser in der Regel ein breites Spektrum sehr unterschiedlicher Erkrankungen aus dem Bereich der Chirurgie, Unfallchirurgie und natürlich auch aus dem gesamten Bereich der inneren Medizin betreut. Dies erfordert Kenntnisse, die typisch für einen breit ausgebildeten Allgemeininternisten ebenso wie für einen breit ausgebildeten Chirurgen sind, wobei diese selbstverständlich über Kenntnisse der Intensivmedizin und der Reanimation verfügen müssen.

Die „Chefarztfunktion“ in einem solchen Bereich erfordert aber zwingend, dass nicht nur die organisatorische, sondern auch die medizinische Kompetenz und Leitungsfähigkeit vorhanden sein muss. Dann erscheint es naheliegend, dass viele Krankenhäuser eine derartige Einrichtung von einem entsprechend erfahrenen Internisten leiten lassen.

Prinzipiell ist selbstverständlich das Prinzip der Medizin die Zusammenarbeit zwischen benachbarten und befreundeten Fächern, es soll also keineswegs der Abgrenzung das Wort geredet werden. Es muss aber verhindert werden, dass aus berufpolitischen Gründen und aufgrund von Verschiebungen im Tätigkeitsspektrum anderer Gebiete die vorhandene Kompetenz der inneren Medizin bei schweren und schwerstkranken Patienten und primär im Krankenhaus Hilfe Suchenden nicht genutzt wird. Ich hoffe, dass die Fachgesellschaften auch weiterhin in der Lage sind, gemeinsam inhaltlich begründete Konzepte aufzustellen, die dann von den verständlicherweise eher an der Ökonomie interessierten Krankenhausleitungen übernommen werden können. Die DGIM ist froh, mit ihrer Organschaft im Konzert der Intensiv- und Notfallmedizin aktiv mitzuwirken und dadurch die Bedeutung von Intensiv- und Notfallmedizin für die innere Medizin zu betonen.

Jürgen Schölmerich