Die rechtzeitige Diagnose einer Bakteriämie ist von entscheidender Bedeutung, da eine verzögerte Behandlung mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden ist. Ein besseres Verständnis der Beziehung zwischen Temperatur und Infektion könnte dazu beitragen, die Diagnosegenauigkeit zu verbessern. Ein Team von US-amerikanischen Forschenden schlussfolgert allerdings aus seinen Studiendaten: "Obwohl die Temperatur stark mit einer Infektion, insbesondere einer Bakteriämie, assoziiert war, war das Symptom Fieber kein geeigneter Parameter zur diagnostischen Unterscheidung" [Speaker SL et al. J Gen Inter Med. 2023; https://doi.org/j58z].

Die Studiengruppe sammelte elektronische Gesundheitsdaten von Personen, die in den Jahren 2017 und 2018 in 13 Krankenhäusern des Cleveland Clinic Health System hospitalisiert worden waren. Sie berücksichtigten Personen mit mindestens einer Temperaturmessung und schlossen Personen aus, die an einer Krebserkrankung oder Immunsuppression litten, operiert wurden oder vorab Antibiotika erhalten hatten. Die Körpertemperatur wurde oral gemessen.

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Es ließ sich kein Schwellenwert für eine Bakteriämie identifizieren.

Von 97.174 Untersuchten erfüllten 1.518 (1,6 %) die Kriterien für eine Bakteriämie, 1.392 (1,4 %) waren an Influenza erkrankt und 3.280 (3,3 %) an einer Haut- und Weichteilgewebeinfektion. Das Durchschnittsalter betrug 63 ± 19 Jahre. Das Team konnte keinen Schwellenwert hinsichtlich der Körpertemperatur identifizieren, der eine angemessene Sensitivität und Spezifität für das Vorliegen einer Bakteriämie bot. Die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion der Blutbahn war insgesamt gering, stieg jedoch mit der Temperatur. Diese zeigte eine U-förmige Beziehung zu Bakteriämie mit dem höchsten Risiko über 39,4 ˚C. Die positiven Wahrscheinlichkeitsquotienten für Influenza und Infektionen der Haut sowie des Weichteilgewebes nahmen ebenfalls mit der Temperatur zu, der Schwelleneffekt lag jedoch bei ≥ 38,3 ˚C.

Nur bei 45 % der Betroffenen mit Bakteriämie, 25 % mit Influenza und 11 % mit Infektionen der Haut sowie des Weichteilgewebes, wurde eine Temperatur von 38,0 °C oder höher verzeichnet. Die meisten Erkrankten hatten demnach kein Fieber.