Zusammenfassung
Der Transhumanismus formuliert eine technik- und fortschrittsaffine Zukunftsvision, die im Rahmen der technologischen Evolution die Überschreitung der Limitationen des Menschen anstrebt. Die lateinische Präposition „trans“ bedeutet nach dem Neuen Georges soviel wie „jenseits“ oder „über, über ... hin (weg), über ... hinaus“. Der Transhumanismus beschränkt sich dementsprechend nicht darauf, eine Optimierung im Rahmen menschlicher Möglichkeiten zu fordern. Er erweist sich vielmehr als eine Sozialtheorie, die die moralische Pflicht zur technikwissenschaftlichen Überschreitung des Menschen als biologischem Wesen formuliert, woraus allerdings auch ein Optimierungsimperativ folgt.
Skizziert wird im Folgenden die Entwicklung vom evolutionären Humanismus zum neueren digitalen Transhumanismus, mit dem Konzepte wie „Gehirnemulation“ und „Superintelligenz“ verbunden sind. Es wird gezeigt, dass letzterer einer Logik der Substituierung folgt, wofür sich in der gegenwärtigen Gesellschaft Entsprechungen finden lassen. Abschließend werden Aspekte der transhumanistischen Theoriekonzeption einer kritischen Betrachtung aus sozialtheoretischer Sicht unterworfen.
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Spreen, D. (2024). Transhumanismus. In: Dederich, M., Zirfas, J. (eds) Optimierung. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67307-2_49
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