„Wissenschaft als Beruf“ oder die Selbstwerdung eines Jugendforschers. Werner Helsper von 1977 bis 1988

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Rekonstruktive Jugend(kultur)forschung
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Zusammenfassung

Bezugspunkt ist der Vortrag Max Webers: Wissenschaft als Beruf (1917). Er ist eine systematische Kränkung der Größenphantasien des angehenden Wissenschaftlers. Es beginnt mit dem unbesoldet bei gleichzeitiger Lehrverpflichtung des Privatdozenten, setzt sich fort mit der Unkalkulierbarkeit des Erfolgs bei Stellenbesetzungen, eine Angelegenheit, die Hazard ist. Mein Vergleich beschränkt sich auf 1) die notwendige Kombination von harter Arbeit und Leidenschaft, 2) Werners frühe Theoriebezogenheit und 3) den 1986 bereits vorgelegten Entwurf zur Subjekttheorie, ein Weber’sches Format.

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Notes

  1. 1.

    Im Teil II: Die Rache der Natur, gibt Radkau auf den S. 290–315 Einblicke in die Krankengeschichte.

  2. 2.

    Max Weber war dreißig Jahre alt, als er 1894 Prof. für Nationalökonomie und Finanzwissenschaften in Freiburg wurde. De facto hatte ihn nicht seine Habilitation über das Römische Recht und Handelsrecht bekannt gemacht, sondern die im Auftrag des Vereins für Socialpolitik 1892 verfasste Studie „Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland.“ (MWG I, 3) Sie reagierte auf ein damals aktuelles Migrationsproblem. Aus den polnischen Gebieten drangen billigere Wanderarbeiter an die ostelbischen Höfe nach Westen und verdrängten so die deutschsprachigen Landarbeiter, die ihrerseits die Migration nach Sachsen und in das Ruhrgebiet prägten. Webers Studie fand breite Anerkennung sowohl bei der Oberklasse der Land besitzenden Adligen wie auch in den sozialdemokratischen Kreisen und bei den Intellektuellen der Mittelschicht, zumal Weber selbst den Hauptvortrag auf der nächsten Reichskonferenz des Vereins für Socialpolitik mit großer Presseöffentlichkeit gehalten hat.

  3. 3.

    Eine Konjektur ist ein textkritischer Eingriff in eine Handschrift eines zumeist aus der Antike überlieferten Textes. In der Regel meint es die textkritische Genauigkeit, die sich auf ein kleines Zeichen wie Punkt und Komma oder einen den Sinn ändernden Buchstaben beziehen kann.

  4. 4.

    Die Rechtschreibung folgt dem Original, obwohl hier eine Konjektur sinnvoll wäre: Das Richtige.

  5. 5.

    „Kaltes Rechnen“ – Max Weber spielt hier auf eigene Erfahrung an. So habe er für seine Untersuchung „Zur Psychophysik der industriellen Arbeit“ (MWG I, 11) 50.000 Rechenexempel in sechs Wochen eigenhändig durchgeführt.

  6. 6.

    Vgl. darin: Der Begriff der Verausgabung, S. 9–31.

  7. 7.

    Die größte Gruppe, Der Wandervogel D. B. (Deutscher Bund) setzte sich 1907 vom Altwandervogel ab. Gründe für die Trennung waren die Aufnahme von Volksschülern, die Integration von Mädchen („Gemischtwandern“), ein striktes Alkohol- und Nikotinverbot und die Autonomie der Ortsgruppen gegenüber der Bundesleitung. Für Mädchen boten diese Gruppen die erste Form ausgeprägter Selbstständigkeit.

  8. 8.

    Heinz Kohut: Narzissmus. Eine Theorie der psychoanalytischen Behandlung narzisstischer Persönlichkeitsstörungen, Frankfurt (Suhrkamp Verlag) 1973, suhrkamp taschenbuch wissenschaft (stw) 1976 und Ders.: Die Zukunft der Psychoanalyse, Aufsätze zu allgemeinen Themen und zur Psychologie des Selbst, Frankfurt (Suhrkamp Verlag 1975, (in der Taschenbuchausgabe stw (5000 Auflage) im gleichen Jahr) Frankfurt 1975. Der 1913 geborene Heinz Kohut war in Wien noch Schüler Sigmund Freuds gewesen, er war wie Freud jüdischer Herkunft und war einer der letzten, die Sigmund Freud auf dem Weg in die Emigration am Wiener Hauptbahnhof 1939 verabschiedet haben.

  9. 9.

    Différance [difeʀɑ̃s] (Differenz, Unterschied), absichtlich falsch mit 'a' geschrieben, ist eine spezifische Wortschöpfung von J. Derrida (1930–2004).

  10. 10.

    Zu 3) gelten daher die Positionierungen unter Abschn. 3.13.3 als Erläuterung, zu 4) vgl. Abschn. 4.1 und 4.2.

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Breyvogel, W. (2020). „Wissenschaft als Beruf“ oder die Selbstwerdung eines Jugendforschers. Werner Helsper von 1977 bis 1988. In: Gibson, A., Hummrich, M., Kramer, RT. (eds) Rekonstruktive Jugend(kultur)forschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-25094-2_2

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