Zusammenfassung
In der sprachphilosophischen Abhandlung von 1969 unternimmt Lewis den Versuch einer handlungstheoretischen Begründung der Semantik. Die grundlegende Fragestellung ist, in welcher Hinsicht kommunikative Konventionen die Sprache bestimmen, d. h. inwiefern sprachlichen Ausdrücken erst infolge bestimmter Handlungen die spezifische Bedeutung zugeordnet wird. Als Konvention wird dabei eine Verhaltensregularität von Mitgliedern einer Gruppe bezüglich einer wiederholt auftretenden Situation bezeichnet, deren allseitige Befolgung ein koordinatives Gleichgewicht ergibt. Als Orientierung für dieses Konventionsmodell diente neben der Theorie der reinen Koordinationsspiele – einem Zweig der allgemeinen Spieltheorie – das in David Humes Überlegungen zum Ursprung der Gerechtigkeit (A Treatise of Human Nature, 1739/40) angeführte Beispiel von dem Boot, das nur durch einen gemeinsamen Rhythmus der in ihm befindlichen Ruderer geradlinig und zielorientiert bewegt werden kann. Mit H. P. Grice, der die ersten Schritte zu einer handlungstheoretischen Semantik eingeleitet hatte, setzt sich Lewis von solchen Bedeutungstheorien ab, nach denen die Bedeutung eines Ausdrucks durch Zuordnung zu einem (dadurch bezeichneten) Gegenstand bestimmt wird (B. Russell), und schließt sich Wittgensteins Philosophischen Untersuchungen (1953) an, nach denen sich die Bedeutung eines Wortes aus seinem regelhaften Gebrauch ergibt. Mit seiner Fragestellung, wie die bei jedem Sprechen schon in Anspruch genommene Regelhaftigkeit im Sinne einer Handlung zu charakterisieren ist, geht Lewis über die Sprechakttheorien von J. L. Austin und Searle hinaus, die in Fortsetzung von Wittgenstein die sprachlichen Ausdrücke aus der Perspektive von Sprachhandlungen thematisieren und diese auf generellen Handlungsregeln basieren lassen, ohne die Grundlegung der unterstellten Regelhaftigkeit weiter auszuweisen.
Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH
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Bibliographie
Literatur
A. Kemmerling: Konvention und sprachliche Kommunikation, 1975.
Lewisian Themes. The Philosophy of D. K. L., Hg. F. Jackson/G. Priest, 2004.
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Prechtl, P. (2020). Lewis, David Kellogg: Convention. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_14761-1
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