Zusammenfassung
Es ist eine triviale Erkenntnis, dass die Schwierigkeiten der Beurteilung diachroner Prozesse mit der Annäherung an die unmittelbare Gegenwart zunehmen. In der Sprachgeschichtsforschung ist zur Beschreibung gegenwärtig ablaufender Prozesse der Begriff Tendenz weitgehend gebräuchlich geworden. Braun (1987) etwa verwendet den Begriff unter Bezugnahme auf Boretzky: „Unter Tendenzen sind allgemein zu beobachtende Veränderungen zu verstehen, die den Gegenstand der Veränderung direkt benennen, also die Richtung angeben, in der sich Sprachen gewöhnlich in Einzelbereichen oder insgesamt bewegen, und die auffälliger häufig vorkommen als ihnen gegenläufige (aber sonst gleiche) Prozesse.“ (1977, 181). Der Begriff wird von Braun als besonders geeignet angesehen, da er erlaubt, die Analysen und Beschreibungen offen zu gestalten. Doch gerade die Offenheit dieses Begriffes bringt auch Probleme. Unter dem prozessualen Begriff Tendenz firmieren a l l e Prozesse, deren Richtung erkennbar ist und die heute als noch nicht abgeschlossen gelten. Dabei geht es um historische Sprachdaten, die einem (vermeintlichen) Ist-Stand der unmittelbaren Gegenwart entgegengestellt werden.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Admoni, W. (1973), Die Entwicklungstendenzen des deutschen Satzbaus von heute. München.
Ders. (1990), Historische Syntax des Deutschen. Tübingen.
Arens, H. (1965), Verborgene Ordnung. Die Beziehungen zwischen Satzlänge und Wortlänge in deutscher Erzählprosa vom Barock bis heute. Düsseldorf.
Beneš, E. (1966), Syntaktische Besonderheiten der deutschen wissenschaftlichen Fachsprache. In: Deutsch als Fremdsprache 3, H. 3, 26–36.
Boretzky, N. (1977), Einführung in die historische Linguistik. Reinbek.
Braun, P. (1987), Tendenzen in der deutschen Gegenwartssprache. Sprachvarietäten. 2. Aufl. Stuttgart. [1. Aufl. 1979]
Eggers, H. (1973), Deutsche Sprache im 20. Jahrhundert. München.
Kurzweg, L. (1985), Zum Umfang des Ganz- und des Elementarsatzes in der didaktischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Diplomarbeit Güstrow (konnte nicht eingesehen werden).
Lambertz, Th. (1990), Bürgernahe Schriftsprache in der Verwaltung. Diss. Bonn.
Lüdenbach, N. (1984), Formulare und Kommunikationsmaximen. Utrecht.
Möslein, K. (1974), Einige Entwicklungstendezen in der Syntax der wissenschaftlichtechnischen Literatur seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. In: PBB (H) 94, 156–198.
Sommerfeldt, K.-E. (1966), Zu einigen Entwicklungstendenzen im Satzbau der deutschen Sprache. In: Deutsch als Fremdsprache 3, H. 4, 34–39.
Ders. (Hg.) (1988), Entwicklungstendenzen in der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig.
Šubik, C. A. (1973), O razmerach predlozenija v sovremennom nemeckom jazyke. In: Statistika reci i avtomaticeskij analiz teksta 1972. Leningrad.
Wagner, H. (1984), Die deutsche Verwaltungssprache der Gegenwart. 3. Aufl. Düsseldorf.
Rights and permissions
Copyright information
© 2023 Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG
About this chapter
Cite this chapter
Wegera, KP., Kwekkeboom, S., Herbers, B., Schultz-Balluff, S. (2023). Das Problem der Tendenzen in der Gegenwartsprache, dargelegt am Beispiel der Satzlänge*. In: Klaus-Peter Wegera: ‚Sprachwandeln‘. Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin. https://doi.org/10.37307/b.978-3-503-21202-6.15
Download citation
DOI: https://doi.org/10.37307/b.978-3-503-21202-6.15
Publisher Name: Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin
Online ISBN: 978-3-503-21202-6
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)