Negative Poetik des Weltzustandes. Zu Marlene Streeruwitz’ Roman Flammenwand. Roman mit Anmerkungen. (2019)

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Marlene Streeruwitz

Part of the book series: Kontemporär. Schriften zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ((KSDG,volume 12))

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Zusammenfassung

Die Überlegungen zum Roman Flammenwand. (2019) markieren in Bezug auf die intellektuelle Ausrichtung Marlene Streeruwitz’ die Nähe zur ersten Generation der Kritischen Theorie, insbesondere zu Theodor W. Adorno und Max Horkheimer: die Kritik an Herrschaft, die ungeschönte Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse als die Negativität, in der sie erscheinen und in der sie sich fortwährend reproduzieren. Zu nennen ist ferner der essayistische Denk- und Schreibgestus, dem sich – ähnlich den Autoren der literarischen Moderne wie etwa Robert Musil oder Hermann Broch– auch Adorno verschreibt, letzterer vor allem in seinem Essay Der Essay als Form (1958). Im Anschluss an Mandy Dröscher-Teilles Aufweis des gedanklichen und poetologischen Zusammenhangs, in dem neben dem Schreiben Ingeborg Bachmanns und Elfriede Jelineks auch dasjenige von Streeruwitz zu verorten ist, wird letztere als eine wichtige Denkerin der Gegenwart, als eine kritische Intellektuelle gewürdigt, die explizit als Frau und Autorin denkt, und zwar vor allem mit ästhetischen Mitteln.

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Notes

  1. 1.

    Theodor W. Adorno: „Der Essay als Form“. In: ders.: Noten zur Literatur. Frankfurt a. M. 41989, 9–33.

  2. 2.

    Vgl. Mandy Dröscher-Teille: Autorinnen der Negativität. Essayistische Poetik der Schmerzen bei Ingeborg Bachmann – Marlene Streeruwitz – Elfriede Jelinek. Paderborn 2018.

  3. 3.

    Vgl. ebd., 16–17.

  4. 4.

    Marlene Streeruwitz im Interview mit Christian Metz: „Statt eines Nachworts.“ [2012]. In: dies: Poetik. Tübinger und Frankfurter Vorlesungen. Frankfurt a. M. 2014, 229–256, hier 233.

  5. 5.

    Hildegard Kernmayer: „Poetik des Schweigens. Poetik der Brechung. Poetik des Banalen. Écriture féminine. Zu Marlene Streeruwitz’ poetologischen Konzepten“. In: Günther A. Höfler/Gerhard Melzer (Hg.): Marlene Streeruwitz. Graz u. a. 2008 (= Dossier 27), 29–45, bes. 39–41. Übernommen und weiterentwickelt wird das Konzept in Dröscher-Teille: Autorinnen der Negativität (wie Anm. 2), 198–204.

  6. 6.

    Eines der Verdienste von Dröscher-Teille besteht darin, dies in Bezug auf das Netzwerk weiblicher, österreichischer Autorinnen aufgezeigt zu haben, innerhalb dessen Streeruwitz eine wichtige kritische Dialogpartnerin ist.

  7. 7.

    Eine rühmliche Ausnahme ist Pierre Bourdieu, der mit sensiblen Beobachtungen zu Woolfs Roman To the lighthouse (1927) die Analyse der männlichen Herrschaft enorm bereichert hat; vgl. dazu Pierre Bourdieu: Die männliche Herrschaft [frz. 1998]. Frankfurt a. M. 2005, 122–141; vgl. für eine Einbeziehung von Autorinnen der Gegenwart, u. a. auch von Streeruwitz, in die kritische Analyse von Männlichkeit Toni Tholen: Männlichkeiten in der Literatur. Konzepte und Praktiken zwischen Wandel und Beharrung. Bielefeld 2015, 165–175.

  8. 8.

    Marlene Streeruwitz: Flammenwand. Roman mit Anmerkungen. Frankfurt a. M. 2019, Klappentext (im Folgenden als „FW“ mit Seitenzahl im Haupttext nachgewiesen).

  9. 9.

    Dante Alighieri: La Commedia. Die Göttliche Komödie. III: Paradiso/Paradies. Italienisch/Deutsch. In Prosa übersetzt und kommentiert v. Hartmut Köhler. Stuttgart 2017, 26.

  10. 10.

    Ebd., 30–33.

  11. 11.

    Die Anspielung auf Schnitzlers Novelle Lieutenant Gustl (1900) ist nicht zufällig. Sie hat eine doppelte Funktion: Zum einen verweist sie auf eine ähnliche Erzähldistanz. Beide Texte präsentieren die Erzählung dominant aus der Innenperspektive der zentralen Protagonist*innen, die sich beide auf einem mehrstündigen Gang durch die Stadt befinden. Dadurch wird zum anderen eine Amalgamierung des weiblichen und männlichen Wahrnehmungs- und Aktionsradius ermöglicht, die für die Genderisierung der ästhetischen Gesamtkonstruktion des Romans zentral ist.

  12. 12.

    Walter Benjamin: Ursprung des deutschen Trauerspiels [1925]. In: ders.: Gesammelte Schriften I.1. Hg. v. Rolf Tiedemann/Hermann Schweppenhäuser. Frankfurt a. M. 31990, 203–409, hier 343.

  13. 13.

    Der erste Abschnitt des Romans fungiert quasi als Leseanweisung in Bezug auf dieses Verfahren.

  14. 14.

    Die phallische Konnotation im Suffix ‚-schaft‘ ist augenfällig, wenn man es substantiviert.

  15. 15.

    Der zweite Satz in der Erzählung lautet: „Ihr Ungeheuer mit Namen Hans!“ Ingeborg Bachmann: „Undine geht“. In: dies.: Werke. Bd. 2: Erzählungen. Hg. v. Christine Köschel/Inge von Weidenbaum/Clemens Münster. München u. a. 31984, 253–263, hier 253.

  16. 16.

    Theodor W. Adorno: Negative Dialektik. Frankfurt a. M. 1966.

  17. 17.

    Dröscher-Teille: Autorinnen der Negativität (wie Anm. 2), 440.

  18. 18.

    Ebd., 425.

  19. 19.

    Marlene Streeruwitz: „Sein. Und Schein. Und Erscheinen. Tübinger Poetikvorlesungen“ [1997]. In: Poetik. (wie Anm. 4), 7–92, hier 39; vgl. dazu auch Kernmayer: „Poetik des Schweigens. Poetik der Brechung. Poetik des Banalen. Écriture féminine.“ (wie Anm. 5), 31.

  20. 20.

    Vgl. zu den vielfältigen literarischen und andersmedialen Formen von Fact-Fiction Toni Tholen/Patricia Cifre Wibrow/Arno Gimber (Hg.): Fakten, Fiktionen und Fact-Fiction. Hildesheim 2018 sowie Patricia Cifre Wibrow/Arno Gimber/Toni Tholen (Hg.): Fakten und Fiktionen im Zwischenraum. Autoästhetische Praktiken im 21. Jahrhundert. Salamanca 2020.

  21. 21.

    Vgl. Evelyne Polt-Heinzl: „Frau Leutnant Gustl“. In: Höfler/Melzer (Hg.): Marlene Streeruwitz (wie Anm. 5), 188–191.

  22. 22.

    Dröscher-Teille: Autorinnen der Negativität (wie Anm. 2), 215.

  23. 23.

    Vgl. Walter Burkert: Homo necans. Interpretationen altgriechischer Opferriten und Mythen [1977]. Berlin u. a. 21997.

  24. 24.

    Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente [1944]. In: Max Horkheimer: Gesammelte Schriften. Bd. 5. Hg. v. Gunzelin Schmid Noerr. Frankfurt a. M. 1987, 13–290, hier 56; vgl. zur Einbettung dieses Gedankens in eine kritische Hermeneutik des Mannes Toni Tholen: Verlust der Nähe. Reflexion von Männlichkeit in der Literatur. Heidelberg 2005, 11.

  25. 25.

    Vgl. Marlene Streeruwitz im Interview mit Mandy Dröscher-Teille: „‚Es gibt keine Grenzen. Das Denken darf überall hin.‘“ In: Dröscher-Teille: Autorinnen der Negativität (wie Anm. 2), 517–533, hier 523.

  26. 26.

    Vgl. dazu Toni Tholen/Alke Lübs: Notizen zu werk/Notate. Hildesheim 2019, 46.

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Tholen, T. (2022). Negative Poetik des Weltzustandes. Zu Marlene Streeruwitz’ Roman Flammenwand. Roman mit Anmerkungen. (2019). In: Dröscher-Teille, M., Nübel, B. (eds) Marlene Streeruwitz. Kontemporär. Schriften zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, vol 12. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-64772-1_6

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